Der Bindestrich soll verbinden, und zwar Bestandteile von Zusammensetzungen. Bei dessen Verwendung kann jedoch einiges so falsch gemacht werden, dass er eine gegenteilige, also trennende Wirkung erhält. Ein Beitrag über die korrekte (und falsche) Zeichensetzung.
Um die einzelnen Bestandteile (Kompositum) von Zusammensetzungen, den Komposita, miteinander zu verbinden, setzen wir einen Bindestrich. Im Gegensatz zur Bedeutung seines Fachbegriffs Divis (vom lateinischen dividere für „teilen“) soll er die Zusammengehörigkeit von Wortteilen und zusammengesetzten Begriffen stärken. Und zwar ohne Leerzeichen davor und danach! In der deutschen Sprache und deren Rechtschreibung bzw. Zeichensetzung werden vor Satzzeichen nämlich keine Leerzeichen gesetzt, also auch und gerade nicht beim Bindestrich. Er soll schließlich verbinden! Ausnahmen gelten lediglich vor und nach dem Gedankenstrich –, vor der sich öffnenden Klammer ( und bei den Auslassungspunkten (Ellipse) …, hier aber nur, wenn sie ein ganzes Wort ersetzen! Außerdem wird vor dem Ergänzungsstrich (Beispiel: Vor- und Nachteile) natürlich auch kein Leerzeichen gesetzt, es sei denn, der Ergänzungsstrich steht vor einem Wortteil.
Keine Leerzeichen beim Bindestrich!
Für den Bindestrich gilt das jedoch: keine Leerzeichen. Häufig gesehen, aber falsch gemacht, ist es nämlich, diesen Strich, der ja verbinden soll, durch Leerzeichen unwirksam zu machen. Beispiele:
Blumenkohl – Suppe
Diplom – Ingenieur
Solch falsche Anwendungen des Bindestrichs, bei denen die zu verbindenden Worte wie Gegensätze gegenüberstehen, führen bei automatischem Zeilenumbruch oftmals zu sehr unschönen und unerwünschten Trennungen. Zudem wird in vielen Textverarbeitungsprogrammen der Strich auf der Tastatur, der für den Bindestrich steht, beim Setzen eines Leerschritts davor durch einen Halbgeviertstrich (Gedankenstrich) ersetzt, wodurch völlig sinnentstellende Schreibweisen und grobe typografische Fehler entstehen.
Der Bindestrich wird verwendet
In Zusammensetzungen mit Abkürzungen, Einzelbuchstaben und Ziffern wie in
100-prozentig
3‑Zimmer-Wohnung
Dipl.-Ing.
H‑Milch
i‑Punkt
wird ein Bindestrich gesetzt, ebenso in substantivisch gebrauchten Wortgruppen wie in
das Auf-die-lange-Bank-Schieben
und natürlich in allen anderen Zusammensetzungen:
Frankfurt-Höchst
manisch-depressives Verhalten
S‑Bahn-Wagen
Bei Übernahmen aus dem Englischen ist die Verwendung häufig freigestellt, sofern das Verständnis nicht leidet:
Desktop-Publishing oder Desktoppublishing
Online-Redaktion oder Onlineredaktion
Science-Fiction oder Sciencefiction
Stand-by oder Standby
Um Missverständnisse zu vermeiden, sollten wir mitunter einen Bindestrich setzen. Ein oft verwendetes Beispiel hierfür ist der
Ur-Instinkt
Dass Bindestriche auch zur Trennung am Zeilenende eingesetzt werden, dürfte sich von selbst verstehen.
Der Bindestrich wird nicht verwendet
In Anlehnung an Deppenleerzeichen und Deppenapostrophe gibt es auch die Deppenbindestriche. Beispiele dafür, wo wir keinen Bindestrich setzen:
Atom-Krieg
Partei-Tag
Spar-Plan
Und hier vorab schon zur Typografie: Auf keinen Fall sollten Sie zwei Bindestriche setzten, um den längeren Gedankenstrich darzustellen! Auch wenn Sie es mitunter sogar auf seriösen Internetseiten wie etwa auf dem unten verlinkten Artikel auf Typefacts lesen, mag der Tipp zwar gut gemeint sein, ist dessen Umsetzung aber für jeden guten Typografen optisch ein Graus.
Zur Geschichte des Bindestrichs
Der Bindestrich wird bereits im Frühneuhochdeutschen etwa ab dem 16./17. Jahrhundert verwendet, wobei er früher häufig als Doppelstrich dargestellt wurde. Er war die dünnste Linie, die mit der Breitfeder geschrieben werden konnte. Zuvor wurden Komposita schlicht zusammengeschrieben. Es kamen allerdings auch Getrenntschreibung, z. B. „Puls adern“, oder die Binnengroßschreibung (Binnenmajuskel), z. B. in „LandGraff“, vor, Schreibungen also, die heutzutage nicht zuletzt durch die Werbung leider wieder in Mode gekommen sind.
Zur Typografie des Bindestrichs
Typografisch korrekt ist der Bindestrich ein Viertelgeviertstrich, ein kurzer waagerechter Strich. Diese Bezeichnung stammt noch aus der Zeit des Bleisatzes, als die Bleilettern, mit denen diese kurzen Striche gesetzt wurden, die Breite (Dickte) eines Viertelgevierts hatten. Die Striche selbst waren und sind allerdings, abhängig von der Schriftart, in der Länge und Dicke variabel.
Mit der Erfindung der Schreibmaschine gab es auf dieser nicht genügend Platz für alle möglichen speziellen Striche. Deshalb wurden hier der Viertelgeviertstrich (das Divis) sowie die längeren Striche Halbgeviertstrich (Gedankenstrich, Bis-Strich und Streckenstrich) und Minuszeichen durch ein neues Zeichen ersetzt: das sogenannte Bindestrich-Minus. Dieses „Kompromiss-Zeichen“ war etwas länger als ein typischer Viertelgeviertstrich und etwas kürzer als ein typischer Halbgeviertstrich.
Auf der Tastatur eines Computers können die verschiedenen Striche jedoch mehr oder weniger einfach in x‑beliebige Dokumente oder auch in einen Satz eingefügt werden. Sogar die Möglichkeiten, sogenannte weiche Trennzeichen oder geschützte Bindestriche zu verwenden, gibt es! Sie für jeden einzelnen Strich und für jedes Betriebssystem und die verschiedenen Programme aufzuführen, sprengt hier den Rahmen. Bei Interesse schreiben Sie einfach einen Kommentar mit Ihrem speziellen Anliegen!
Verweise zum Thema
- Typefacts: „Binde- und Gedankenstrich“ mit einem Test zur korrekten Verwendung dieser Zeichen
- Ronalds Notizen: „Was Sie schon immer (nicht) wissen wollten (14)“ über das Plenken und Klempen, also die falsche Verwendung von Leerzeichen
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