Die häufigsten typografischen Fehler

Schreibmaschinentastatur

Wir alle machen typografische Fehler, die häufig auch Fehler in der Zeichensetzung sind. Hier finden Sie eine Übersicht über die häufigsten typografischen Fehler – und Erklärungen dafür, was die Schreib­maschine mit ihnen zu tun hat.

Es gibt typografische Fehler, die immer wieder auftauchen. Häufig sind sie gleichzeitig auch Fehler in der Zeichensetzung. Und häufig haben diese ihren eigentlichen Ursprung in der Zeit der Schreib­maschinen. Eine Übersicht über die häufigsten typo­grafischen Fehler aus der reichhaltigen Erfahrung eines Korrektors:

Falsche Anführungszeichen

Deutsche Typografie – Anführungszeichen kombiniert
Nutzung von typografisch korrekten Anführungszeichen (oben) und standardisierten Tastatur-Ersatzzeichen (unten) in deutscher Schrift (Abloder/ Wikimedia Commons)
Nein, das, was Sie oben links über der 2 auf der Tastatur haben, ist kein Anführungszeichen; es ist noch nicht einmal das Zeichen für Zoll! Das Zeichen stammt aus der Zeit der Schreibmaschinen, als möglichst viele Zeichen in der Tastatur untergebracht werden mussten. Heutzutage benutzen Sie aber keine Schreibmaschine mehr, oder? Verwenden Sie also typografisch korrekte Anführungszeichen!

Falsche Binde- und Gedankenstriche

E-Mail mit zwei Bindestrichen anstelle eines Gedankenstrichs
Häufig falsch: zwei Bindestriche anstelle eines Gedankenstrichs (aus einer E-Mail, eigenes Werk, zum Vergrößern anklicken)

Binde- und Gedankenstrich sowie das Minuszeichen sind verschiedene Zeichen! Ersterer, auch Divis (Betonung auf der zweiten Silbe) genannt, ist ein Viertel­geviert­strich -, der außer als Bindestrich auch für die Worttrennung am Zeilenende verwendet wird. Für den Gedankenstrich –, auch als Bis-Strich, verwenden wir im deutschsprachigen Raum den Halbgeviert­strich. Er ist also länger als der Bindestrich! Im englischen Sprachraum findet übrigens der noch längere Geviertstrich — als Gedankenstrich Verwendung, und zwar ohne oder nur mit sehr kleinen Zwischen­räumen davor und danach. Er war auch hier früher beliebt, bis er wegen des viele störenden großen Weißraums im Text fast gänzlich verschwand.

Falsche Minuszeichen

Das typografisch korrekte Minuszeichen -, auch Mittestrich, ist optisch identisch mit dem waagerechten Strich im Pluszeichen + und zeigt auch dieselbe Länge wie ebendieser.

Während vor und nach dem Gedankenstrich und dem Minuszeichen Leerzeichen gesetzt werden, entfallen sie natürlich beim Bindestrich!

Auch bei diesen Zeichen spielt die Schreibmaschinen-Zeit eine Rolle. Auf der Schreibmaschine nämlich, bei der alle Zeichen dieselbe Breite haben, wurden der kurze Viertelgeviertstrich für den Divis und der Halbgeviertstrich für den Gedankenstrich, aber auch das Minus­zeichen durch ein gemeinsames Zeichen ersetzt: das sogenannte Bindestrich-Minus. Aber Sie benutzen vermutlich keine Schreib­maschine mehr, also …

Falsche Apostrophe

Apostrophe+prime+acute-in- Arial+Calibri+Tahoma+Times+Libertine
Typografisch korrekter (grün) und falscher (rot) Apostroph sowie Minutenzeichen (Prime, blau) und i mit Akut-Akzent (Karl432/ Wikimedia Commons)
Nein, das Zeichen auf der Tastatur rechts über der Raute, auch Doppelkreuz genannt, ist kein Apostroph, und von Deppen­apostrophen soll hier auch nicht die Rede sein! In frühen Computer-Zeichensätzen war ebenso wie auf Schreibmaschinen kein typo­grafisch korrekter Apostroph vorgesehen, stattdessen wurde der gerade Apostroph (engl. typewriter apostrophe) als Ersatzzeichen angeboten.

Da haben Sie sie wieder: die Schreibmaschine! Aber Sie verfügen wahrscheinlich über einen neueren Computer und keine solche, also …

Falsche Multiplikationszeichen

Nein, weder ein kleines noch schon gar nicht ein großes X auf der Tastatur sind korrekte Multiplikations- oder Malzeichen! Auch das Sternchen * eignet sich nicht dafür; es findet heutzutage als Asterisk meist nur in der geschlechtergerechten Sprache Anwendung. Das korrekte Zeichen dafür, das auch für Abmessungen gebraucht wird, sollte nämlich kleiner als ein kleines x sein und zudem mittig in der Zeile, also etwas über der Grundlinie stehen: ×. Und übrigens: Vor und nach dem Malzeichen, aber auch bei Abmessungen setzen wir im Deutschen Leerzeichen!

Aber da Sie ja nicht an einer Schreibmaschine sitzen, …

Falsche Gradangaben

Die Verwendung dieses kleinen hochgestellten o für die Grad­angaben ist zwar meistens richtig, häufig falsch ist jedoch die Setzung des Leerzeichens. Schreiben Sie „3 Grad Celsius“ aus, ist das so korrekt. Wollen Sie aber für das Wort „Grad“ das dafür vorhergesehene Zeichen verwenden, so ist die korrekte Schreib­weise „3 °C“ und nicht „3° C“ oder gar „3 ° C“!

Bei Winkelangaben ist übrigens die korrekte Schreibung kompress, also ohne Leerzeichen: ein Winkel von 30° oder ein 30°-Winkel.

Falsche Auslassungspunkte

Nicht nur die Auslassungspunkte selbst, auch Dreipunkt oder Ellipse genannt, sondern auch eventuell vorkommende Leerzeichen werden häufig falsch gesetzt. Zum einen sind sie nicht einfach drei Punkte, sondern ein eigenständiges Zeichen, das mittels eines Tastatur­kürzels eingesetzt werden muss. Zum anderen herrscht bei der Verwendung von Leerzeichen große Unsicherheit. Solche werden nicht gesetzt, wenn ein Teil eines Wortes ausgelassen werden soll, beispielsweise bei „Du bist ein solches A…“. Stehen die Auslassungs­punkte hingegen für ein oder mehrere Wörter, muss ein Wort­zwischenraum stehen: „Es war einmal …“.

Auch hier stammt die Schreibung mit drei Punkten aus der Zeit der Schreibmaschinen, als auf deren Tastatur kein eigenständiges Zeichen dafür vorgesehen war. Aber da Sie ja nicht an einer Schreib­maschine sitzen, …

Die häufigsten typografischen Fehler im Englischen – und ein Fazit

Einen englischsprachigen Verweis auf die häufigsten typografischen Fehler dort finden Sie im Creative Bloq: „10 typographic mistakes everyone makes (including us…)“. Sie decken sich vielfach mit den hier beschriebenen, listen aber noch einige mehr auf, die aus meiner Erfahrung im Deutschen nicht ganz so häufig vorkommen.

Lassen Sie, so oder so, die Schreibmaschine und ihre Zeit hinter sich. Widmen Sie sich neuen Technologien und ihren Möglich­keiten. Und falls Sie doch einmal unsicher sein sollten oder ganz sicher gehen wollen, holen Sie sich Rat und Tat von einem erfahrenen Korrektor und Setzer! Gern auch im Form eines Kommentars hierunter.

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

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