Anführungszeichen bieten keine bedeutende Fehlerquelle, denken Sie vielleicht. Aber halt: Kommen im vorigen Satz nicht solche hinein? Sehen Sie! Erfahren Sie hier (fast) alles über Anführungszeichen.
Abgesehen von der sehr häufig (oder besser: so gut wie immer!) falschen Typografie werden Anführungszeichen allgemein meist korrekt angewandt. Sorgen bereitet jedoch häufig die Kombination mit anderen Satzzeichen. Behandeln wir hier also diese(s) Zeichen einmal ausführlich.
Zum Namen und zur Geschichte
Anführungszeichen nennen wir auch Zitatzeichen oder, meist volkstümlich, „Gänsefüßchen“ und, hauptsächlich im Norden, „Tüddelchen“. Das Wort stammt aus der Druckersprache, in der das lateinische signum citationis für „Zitatzeichen“ übersetzt wurde. Das zwischen den Zeichen Stehende, das Zitierte, wird also „angeführt“. Zur Verdeutlichung benutzen wir häufig Wörter wie „öffnend“ und „schließend“ oder „unten“ und „oben“, um Anfang und Ende des Zitierten zu bezeichnen. Deshalb handelt es sich eigentlich um zwei Zeichen, die aber zusammengehören.
Die besondere Kennzeichnung von Zitaten ist übrigens schon sehr alt und lässt sich bis in die Antike nachweisen.
Wann und wie benutzen wir Anführungszeichen?
Sie stehen bei der direkten Rede, bei direkt wiedergegebenen Gedanken oder bei der wörtlichen Anführung einer Textstelle aus Büchern, Schriftstücken u. Ä. am Anfang und am Ende der jeweiligen Aussage bzw. Textstelle. Außerdem dienen Anführungszeichen dazu, einzelne Wörter, Werktitel, Überschriften, Bezeichnungen usw. hervorzuheben. In letztere Kategorie gehören auch die Beispiele, in denen sie Ironie oder Distanzierung kennzeichnen.
Hier einige Beispiele:
Der Bürgermeister stellte klar: „Wir wollen diese Demonstrationen hier nicht mehr.“
„Der Mann ist eine Katastrophe“, dachte er sich.
„Der Rest ist Schweigen“, heißt es in Shakespeares „Hamlet, Prinz von Dänemark“.
Die Frage „Was tun gegen die Verbreitung des Virus?“ wurde kontrovers diskutiert.
„Hamlet, Prinz von Dänemark“ ist ein Drama von Shakespeare.
Die Zeit, als Deutschland als „das Land der Dichter und Denker“ galt, ist wohl vorüber.
Er hat leider „nur“ die Silbermedaille gewonnen.
Ihren Auftritt als „live“ zu bezeichnen, ist geradezu lächerlich.
(Dass ich in der Einleitung den Gedanken nicht in Anführungszeichen gesetzt habe, mag ein Widerspruch zu diesen Regeln sein. Ich begründe dies jedoch damit, dass es sich hierbei eher um eine rhetorische Frage handelt. Auf der ganz richtigen Seite sind Sie jedoch, wenn Sie welche setzen.)
Der einleitende Artikel bei Werktiteln u. Ä.
In Zusammenhang mit Werktitel, Namen von Zeitschriften u. Ä. gilt übrigens, dass ein einleitender Artikel in die Anführungszeichen integriert werden kann, wenn er unverändert bleibt:
Wir mussten „Das Lied von der Glocke“ auswendig lernen.
Wir mussten das „Lied von der Glocke“ auswendig lernen.
Ändert sich der einleitende Artikel allerdings, muss er außerhalb der Anführungszeichen stehen:
Sie trug eine Strophe aus dem „Lied von der Glocke“ vor.
Anführungszeichen in Kombination mit anderen Satzzeichen
Wenn Punkte, Frage- oder Ausrufezeichen zum angeführten Textteil gehören, der einem Doppelpunkt folgt, stehen sie grundsätzlich vor dem schließenden Anführungszeichen:
Die Entführten bestätigten: „Man hat uns gut behandelt.“
Steht ein Aussagesatz vor einem Komma zwischen wörtlich wiedergegebenem Text und übergeordnetem Satz, verliert der Aussagesatz seinen Schlusspunkt:
„Wir wissen noch nicht, welche Langzeitfolgen sich aus einer Infektion ergeben“, sagte der Virologe.
Ein Frage- oder Ausrufezeichen bleibt in einem solchen Fall jedoch erhalten:
„Sollen wir eine Pause machen?“, fragte er.
„Ich kann nicht mehr!“, jammerte sie.
Gehören Punkt, Frage- oder Ausrufezeichen zum übergeordneten Satz, stehen sie nach den schließenden Anführungszeichen:
Von Thomas Mann habe ich den „Doktor Faustus“ gelesen, aber nicht die „Buddenbrooks“.
Ist das ein Zitat aus „Hamlet“?
Sollte sich so die Situation ergeben, dass sowohl der angeführte Text als auch der Begleitsatz mit Frage- oder Ausrufezeichen zu versehen sind, bleiben beide erhalten:
Lass doch bitte dein ewiges „Ich kann nicht mehr!“!
Schaust du etwa auch „Wer wird Millionär?“?
(Dieses Beispiel mag etwas seltsam sein, denn ich hatte früher gelernt, dass das zweite Satzzeichen in diesem Fall wegbleiben kann, aber die neuen Rechtschreibregeln des Duden verlangen nun beide.)
Die (Fein)typografie der Anführungszeichen
Nein, das, was Sie oben links über der 2 auf der Tastatur haben, ist kein Anführungszeichen; es ist noch nicht einmal das Zeichen für Zoll! Das Zeichen stammt aus der Zeit der Schreibmaschinen, als möglichst viele Zeichen in der Tastatur untergebracht werden mussten.
Die korrekten deutschen Anführungszeichen bestehen aus zwei tiefergestellten Neunen und zwei hochgestellten Sechsen:
99 […] 66
Bei einem Zitat oder wörtlicher Rede innerhalb eines Zitats oder wörtlicher Rede steht jeweils nur eins dieser Zeichen, wie oben im Bild gezeigt.
Die korrekte Umsetzung an einem Computer o. Ä. ist hingegen schon etwas schwieriger. Lesen Sie hierzu am besten den entsprechenden Abschnitt im Wikipedia-Artikel über „Anführungszeichen – Darstellung und Eingabe am Computer“.
Wer an einem Rechner mit einem Linux-Betriebssystem sitzt wie ich, ist hier übrigens und nebenbei bemerkt klar im Vorteil, denn die Zeichen sind sozusagen „in die Tastatur integriert“ und können ganz leicht mittels verschiedener Tastenkombinationen abgerufen werden.
(Fast) alles über Anführungszeichen?
Wir hoffen, dass wir hier möglichst alles über diese Satzzeichen dargelegt haben. Falls Sie der Ansicht sind, dass doch noch etwas fehlen könnte (siehe das „(Fast)“ im Titel!), lassen Sie es uns mittels eines Kommentars wissen.
Weitere Verweise
- Duden: Anführungszeichen
- Falsche Anführungszeichen und mehr (hieraus stammt das Titelbild mit den typografisch falschen Anführungszeichen)
- Die häufigsten typografischen Fehler
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