Grammatisch oder grammatikalisch richtig?

Fragezeichen

An der Frage, ob etwas grammatisch oder grammatikalisch richtig bzw. falsch ist, scheiden sich die Geister. Wir werfen einen Blick zurück und auf mögliche Unterschiede zwischen beiden Formen und entscheiden uns dann für die erstere.

Die Frage, ob ein Satz grammatisch oder grammatikalisch richtig bzw. falsch ist, wird immer wieder und immer noch diskutiert. Davon zeugt die Vielzahl von Suchergebnissen, die nach entsprechenden Anfragen im WWW zu finden sind. Der Duden kennt übrigens beide Versionen. Fest zu stehen scheint jedoch, dass „grammatikalisch“ weitaus häufiger benutzt wird. Nicht nur aus meiner persönlichen Erfahrung, sondern auch nach der Anzahl der Vorkommnisse im WWW. Doch ist das tatsächlich richtig so? Oder alles nur Spitzfindigkeit?

Grammatisch oder grammatikalisch
Grammatisch oder grammatikalisch? Zu dieser Suchanfrage gibt es viele Ergebnisse. (Eigenes Werk)

Werfen wir zunächst einen Blick in die Geschichte, auf die Wortherkunft und die Häufigkeit beider Wörter.

Geschichte, Herkunft und Häufigkeit

Laut der FAQ-Liste der deutschen Sprache wurde das

althochdeutsche Substantiv grammatih […] im 11. Jahrhundert aus dem lateinischen (ars) grammatica und dem griechischen grammatike (techne) (beides [für] Sprachlehre, Sprachkunst) entlehnt; die heute gängige Form Grammatik ist erstmals im 16. Jahrhundert belegt. Hierzu wurde — ebenfalls im 16. Jahrhundert — das Adjektiv grammatisch gebildet und im 17. Jahrhundert grammatikalisch, letzteres in Anlehnung an das spätlateinische grammaticalis, möglicherweise mit Umweg über das französische grammatical.

Aha, „grammatisch“ ist also schon einmal älter! Zur Häufigkeit heißt es dort:

War laut Grimm grammatikalisch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts gängiger als das ältere grammatisch, so soll dessen Gebrauch im 19. Jahrhundert stark rückläufig gewesen sein.

Bisweilen erklärten Lexikographen, etwa Adelung, die längere Form gar für veraltet, doch Totgesagte leben — wie dieser Statistik zu entnehmen — bisweilen länger: Hat im Web grammatisch die Oberhand, so ist es in den News genau umgekehrt. Veraltet ist grammatikalisch also mitnichten; vielmehr erfreuen sich beide Formen offenbar bester Gesundheit.

Ist der Gebrauch beider Formen nun also austauschbar?

Grammatisch oder grammatikalisch: ein Unterschied

Belles Lettres: Deutsch für Dichter und Denker macht einen Unterschied zwischen beiden Formen aus:

Grammatisch ist, was in seinem Wesen Grammatik ist, zum Beispiel die De­klina­tion, die Syntax oder eine Kasusendung. [Beispiel:] Diese Endung ist grammatisch. […]
Etwas ist dagegen grammatikalisch, wenn es sich auf Grammatik bezieht: Das ist grammatikalisch falsch.

Ein Unterschied ist hier zwar tatsächlich vorhanden, aber versteht den ein Laie? Allerdings wird im Absatz „Allgemeinsprachlicher Gebrauch“ auch darauf hingewiesen, dass die

Unterscheidung zwischen "grammatisch" und "grammatikalisch" […] vor allem in der Fach­sprache nütz­lich und ver­brei­tet [ist], wo man tatsächlich über Grammatik spricht.

Um zu dem Schluss zu kommen:

Im Alltag kommt es allerdings selten vor, daß man etwas als von grammatischem Wesen beschrei­ben will. […] Darum ver­wendet die Allgemeinsprache grammatisch und grammatikalisch synonym im Sinne von grammatikalisch.

Im Sinne von grammatikalisch? Warum nicht im Sinne von grammatisch? Dies scheint nun schwer nachvollziehbar, denn wenn es darum geht, ob etwas grammatisch oder grammatikalisch richtig ist, beziehen wir uns seltenst auf „das Wesen der Grammatik“, sondern meistens ganz konkret auf grammatische Fehler!

Werfen wir einmal einen Blick auf andere Wörter mit der Endung -tik.

Grammatik: grammatisch oder grammatikalisch?

Nehmen wir einmal das Wort Automatik. Ist das Adjektiv davon nun automatisch oder automatikalisch?
Informatik: informatisch oder informatikalisch?
Mathematik: mathematisch oder mathematikalisch?
Nautik: nautisch oder nautikalisch?
Politik: politisch oder politikalisch?

Sie verstehen nun, welcher Form ich den Vorzug geben würde? Starten Sie die Diskussion, wenn Sie anderer Meinung sind, gern aber auch, wenn Sie mir zustimmen!

Siehe hier zu weiteren möglichen „Spitzfindigkeiten“ etwa auch:

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

45 Kommentare

  1. Bis­lang habe ich immer gram­ma­ti­ka­lisch ver­wen­det, aber die Ver­glei­che mit den ande­ren Adjek­ti­ven von Wör­tern, die auf ‑tik enden, über­zeugt mich: In Zukunft benutze ich nur noch gram­ma­tisch. Poli­ti­k­alisch klingt wirk­lich blöd!

    1. Mich stört "Kon­ser­va­tis­mus", offen­sicht­lich von eng­lisch "con­ser­va­tism".
      Aber zu dem deut­schen Adjek­tiv "kon­ser­va­tiv" gehört als Substantiv
      "Kon­ser­va­ti­vis­mus". Da Sie gelern­ter Schrift­set­zer sind, noch eine
      Anek­dote aus mei­ner Zeit als Redak­teur: Bei Büxen­stein wollte ein
      Set­zer etwas in mei­nem Manu­skript ändern, von wel­chem (ihm nicht zuste­hen­den) Tun er nur mit gro­ßer Mühe abzu­hal­ten war. Er wandte
      sich dann mit sei­ner Vor­stel­lung an die Ges. f. dt. Spra­che und zeigte
      mir tri­um­phie­rend deren Ant­wort: Natür­lich haben Sie recht – e s
      s e i d e n n, d e r Au t o r m e i n t e … [Und genau das h a t t e "der Autor" natür­lich gemeint.]

      1. Auch wenn das mit dem Thema des Bei­trags an sich nichts zu tun hat: Sie mei­nen „Kon­ser­va­tis­mus“ als Sub­stan­ti­vie­rung von „kon­ser­va­tiv“? Nun, jetzt, da Sie es sagen, haben Sie so Unrecht nicht: Es klingt doch irgend­wie kon­stru­iert, so als wäre „Kon­struk­ti­vis­mus“ die Sub­stan­ti­vie­rung von „kon­stru­ie­ren“. Zeit, ein neues Sub­stan­tiv für „kon­ser­va­tiv“ einzuführen!

        Nette Anek­dote!

    2. Nicht alles, was blöd klingt, ist blöd. Und nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. 

      Gram­ma­tisch als Syn­onym für gram­ma­ti­ka­lisch zu ver­wen­den, ist gram­ma­ti­ka­lisch falsch. Es ändert nichts daran, wenn man es nicht ver­steht oder aus Angst, dass andere es nicht ver­ste­hen, sich eines fal­schen Begriff­ver­ständ­nis­ses zu ergeben. 

      Sich an der Mehr­heit zu ori­en­tie­ren, ist auch nicht die geeig­ne­ten Methode, um zwi­schen rich­tig und falsch zu unter­schei­den. Die Mehr­heit liegt nicht auto­ma­tisch rich­tig. Gerade in Sachen sprach­li­cher Richtigkeit.

      1. Wie dür­fen wir denn die Feh­ler in Ihrem Kom­men­tar bezeich­nen, Herr/​Frau Squir­rel: als gram­ma­ti­sche oder als grammatikalische?

        1. Sein bzw. ihr Kom­men­tar ent­hält nur zwei gram­ma­ti­ka­li­sche Fehler.

          Es gibt keine gram­ma­ti­schen Feh­ler. „Gram­ma­ti­ka­lisch” bezeich­net die Rich­tig­keit der Gram­ma­tik; „gram­ma­tisch” bezeich­net das Wesen der Grammatik.

  2. Hallo,

    auch wenn ich "gram­ma­tisch" benutze, wie ver­hält es sich denn mit "musisch/​musikalisch" bzw. "physisch/​physikalisch"? Bis­her konnte ich hier nur Argu­mente für die jeweils kurze Vari­ante lesen; dem­nach müsste "phy­si­ka­lisch" und "musi­ka­lisch" eben­falls falsch oder ver­al­tet sein.

    Gruß, Tors­ten

    1. Hallo, Tors­ten,

      die von dir genann­ten Bei­spiele sind für den Ver­gleich mit „grammatisch/​grammatikalisch“ wenig geeig­net. Ers­te­res Bei­spiel kommt nicht von Musik, son­dern von der Muse, betrifft also die Künste. Daher sind die unter­schied­li­chen For­men „musisch“ und „musi­ka­lisch“ voll­kom­men gerecht­fer­tigt. Sel­bi­ges gilt für dein zwei­tes Bei­spiel, denn „phy­sisch“ ist nicht das Adjek­tiv von Phy­sik, son­dern von der Phy­sis, der kör­per­li­chen Beschaf­fen­heit der Dinge.

      Übri­gens: Auch wenn der Duden sowohl „gram­ma­tisch“ als auch „gram­ma­ti­ka­lisch“ auf­führt, so fin­det sich in den digital-​elektronischen Rund­schrei­ben der Duden-​Redaktion aus­schließ­lich ers­tere Form. Unter „gram­ma­ti­ka­lisch“ wird sogar auf­ge­führt: „(sel­te­ner für gram­ma­tisch)“.

      Fro­hes Schaffen!

  3. Lie­ber Herr Filkas,
    gerade bin ich über Ihre Seite gestol­pert und bin total begeis­tert – z. Bsp. wegen Ihres gram­ma­tisch rich­ti­gen Arti­kels über das Gram­ma­ti­ka­li­sche ;-). Das wollte ich nur geschrie­ben haben – und mich dafür bedankt natür­lich auch. Mit freund­li­chen Grüßen…

    1. Offen­sicht­lich haben Sie sich beim Stol­pern nicht weh­ge­tan und sogar einen Kom­men­tar hin­ter­las­sen. Danke dafür wie auch für das Lob!

  4. Hallo Herr Filkas,

    ich wider­spre­che Ihnen entschieden.

    Ihre Bei­spiele (Wör­ter, deren Adjek­tive nicht auf „tika­lisch” enden) unter­stüt­zen Ihre Ent­schei­dung nicht.

    Wie man in „Bel­les Let­t­res: Deutsch für Dich­ter und Den­ker” lesen kann, gibt es einen Unter­schied im Inhalt von „gram­ma­tisch” und „gram­ma­ti­ka­lisch”. Es ist kein Argu­ment, dass nur wenige Men­schen die­sen Unter­schied ver­ste­hen und dass man nur sehr sel­ten vom Wesen der Gram­ma­tik spricht. Es gibt das Wesen der Gram­ma­tik und die Kor­rekt­heit ver­wen­de­ter Gram­ma­tik (zwei unter­schied­li­che Dinge), wes­we­gen das Unter­schei­den zwi­schen „gram­ma­ti­ka­lisch” und „gram­ma­tisch” sinn­voll ist.
    Daher ist das Ver­wen­den von „gram­ma­tisch” als Alter­na­tive zu „gram­ma­ti­ka­lisch” falsch – umge­kehrt gilt das Gleiche.

    Mit freund­li­chen Grüßen
    Bernhard

    1. Hallo, Bern­hard,

      kann ich Ihnen beim zwei­ten Absatz noch zustim­men, so führe ich im Hin­blick auf die letz­ten bei­den erneut die „Bel­les Let­t­res” an. Dort heißt es im letz­ten Absatz:

      Diese Unter­schei­dung zwi­schen gram­ma­tisch und gram­ma­ti­ka­lisch ist vor allem in der Fach­sprache nütz­lich und ver­brei­tet, wo man tat­säch­lich über Gram­ma­tik spricht. In die­sem Feld ist das Wort­pärchen auch entstanden.
      Im All­tag kommt es aller­dings sel­ten vor, daß man etwas als von gram­mati­schem Wesen beschrei­ben will. Auf Gram­ma­tik kommt man nur zu spre­chen, wenn jemand gram­mati­kalisch falsch spricht.

      Wobei selbst der letzte Satz nicht so ganz ein­deu­tig ist: Kann jemand nicht auch gram­ma­tisch falsch sprechen?

      Die Unter­schei­dung ist also haupt­säch­lich für Fach­leute sinn­voll, an die sich die­ses Web­log jedoch nur in Aus­nah­me­fäl­len rich­tet. Wir behan­deln hier zumeist kon­krete gram­ma­ti­sche Fra­ge­stel­lun­gen, aber nur höchst sel­ten sol­che, die die Gram­ma­tik als Fach­ge­biet betreffen.

      Mit bes­tem Gruß
      Ronald M. Filkas

      1. Hallo Herr Filkas,

        wenn jemand einen Feh­ler in ver­wen­de­ter Gram­ma­tik began­gen hat, hat er einen gram­ma­ti­ka­li­schen Feh­ler began­gen. Dies ist das, was mit dem letz­ten von Ihnen zitier­ten Satz aus Bel­les Let­t­res gesagt wurde.

        Die Wör­ter „gram­ma­ti­ka­lisch” und „gram­ma­tisch” haben unter­schied­li­che Bedeutungen.
        Für die meis­ten Men­schen ist der Unter­schied nicht rele­vant. Es gibt ihn jedoch.

        Mit freund­li­chen Grüßen
        Bernhard

    2. Hallo, Herr Bernhard,
      sind Sie bitte so freund­lich, und erklä­ren mir als Lai*ineri*innin den Unter­schied mal genau zwi­schen dem Grammatik-​Wesen und der kor­rekt ver­wen­de­ten Grammatik?
      Wann jetz mit ikal oder kali? Bin ganz durchn Tütel jetz. Keine(r) meine(r) Deutsch­leh­re­rIn­nen (Lee­re­Rin­nen?) hat nie gram­ma­ti­ka­lisch gesagt. Aber viel­leicht doch und ich war gerade drau­ßen oder krank oder so.
      Danke von Frau Andrea

      1. Werte Frau Andrea resp. wer­ter Herr Olljahn,

        meine(r) aus nicht, aber ich werde die Kom­men­tar­mög­lich­keit jetzt schlie­ßen. Es ist alles gesagt.

  5. Him­mel, was für eine Haar­spal­te­rei! Ich wollte wirk­lich wis­sen, ob es einen rele­van­ten Unter­schied zwi­schen den bei­den Wör­tern gibt, jetzt bin ich bestärkt in mei­ner Mei­nung: der Unter­schied besteht in Haar­spal­te­rei! Das Wort gram­ma­ti­ka­lisch kommt daher wie der Beau nach dem Bad – mit gegel­ten Haaren!

    1. Nein – beide Wör­ter haben unter­schied­li­che Bedeu­tun­gen. Daher ist die Exis­tenz bei­der Wör­ter legitim.

      Es wäre nett, wenn Sie weni­ger auf­ge­regt schrie­ben (keine Ausrufezeichen).

  6. Ok. Ich habe zwar Ger­ma­nis­tik stu­diert und unter­richte Deutsch, aber habe jetzt doch etwas dazu ler­nen kön­nen. Ich kann also z.B. zwi­schen ver­schie­de­nen gram­ma­ti­ka­li­sche For­men wäh­len und möchte dabei mög­lichst gram­ma­ti­sche Feh­ler vermeiden.
    Immer wie­der wun­der­bar, die Mölg­lich­kei­ten der exak­ten Beschrei­bung, wel­che die deut­sche Spra­che bietet.

  7. Kor­rek­tur: "… zwi­schen gram­ma­ti­ka­li­schen For­men wäh­len." Sorry. Hihi. Ein gram­ma­ti­scher Feh­ler, der aber eher ein Tipp­feh­let war.

    1. Und gleich noch zwei Kor­rek­tu­ren: „[…] die Mög­lich­kei­ten der exak­ten Beschrei­bung“, nicht „Mölg­lich­kei­ten“, und „Tipp­feh­ler“ sieht auch bes­ser aus als „Tipp­feh­let“. Aber danke für die Kommentare!

  8. Hallo

    Vorab: Ich habe weder Ger­ma­nis­tik, noch etwas in diese Rich­tung stu­diert. Jedoch, denke ich, gibt es defi­ni­tiv mehr als nur feine Unter­schiede zwi­schen gram­ma­tisch und grammatikalisch.

    Beziehe ich mich kon­kret und direkt auf die Gram­ma­tik, ist "gram­ma­ti­ka­lisch" mit sehr hoher Wahr­schein­lich­keit die rich­tige Wahl.
    Da es im Bei­spiel – "In die­sem Satz sind gram­ma­ti­ka­li­sche Feh­ler zu fin­den" – um die gram­ma­ti­ka­li­sche Anwen­dung der Gram­ma­tik geht.

    Anders ist es wenn ich generell/​allgemein über Gram­ma­tik rede/​schreibe.
    Denn in dem Bei­spiel – "Die rus­si­sche und deut­sche Spra­che wei­sen jeweils kon­krete gram­ma­ti­sche Unter­schiede auf" – geht es ein­deu­tig um Gram­ma­tik an sich. Nicht aber zwangs­läu­fig um ihre Anwen­dung, da die sprach­lich gram­ma­ti­schen Unter­schiede selbst­er­klä­rend sind (oder es zumin­dest sein soll­ten) und somit nicht von Feh­lern die Rede sein kann.

    Rus­si­sche Gram­ma­tik ist also nicht gram­ma­ti­ka­lisch falsch, son­dern schlicht­weg gram­ma­tisch anders als die Deutsche.

    Ein feh­ler­haf­ter, in deutsch ver­fass­ter, Satz jedoch, ist nicht gram­ma­tisch anders als ein ande­rer, feh­ler­freier, in deutsch ver­fass­ter Satz – son­dern schlicht­weg gram­ma­ti­ka­lisch falsch.

    Meine Recht­schreib­feh­ler sind gram­ma­ti­ka­lisch falsch. Mein Text ist wie­derum gram­ma­tisch gese­hen ein­deu­tig deut­scher Natur.

    Ich hoffe, dass ich mich, trotz des man­geln­den aka­de­mi­schen Gra­des, ver­ständ­lich und gram­ma­ti­ka­lisch min­des­tens aus­rei­chend aus­ge­drückt habe.

    Liebe Grüße
    Martin

    1. Tref­fen­der sowie kürzer

      Rus­sisch vs Deutsch = gram­ma­tisch grund­sätz­lich anders.
      Gram­ma­ti­ka­lisch falsch/​richtig, je nach Wissens-​/​Bildungsstand oder (ich ver­mute nur) je nach Gebie­ten und oder loka­len Dialekten

      Deutsch vs Deutsch = gram­ma­tisch gleich.
      Gram­ma­ti­ka­lisch falsch: Er ist schnel­ler gerannt als wie Sie.
      Gram­ma­ti­ka­lisch rich­tig: Sie ist wahr­schein­lich bele­se­ner als er.

    2. Hallo, Mar­tin,

      es braucht weder ein Ger­ma­nis­tik­stu­dium „noch etwas in diese Rich­tung“, um hier par­ti­zi­pie­ren zu kön­nen; auch sind Kom­men­tare „trotz des man­geln­den aka­de­mi­schen Gra­des“ möglich!

      Ich habe aber auch aus Ihrem ers­ten Kom­men­tar schon ver­stan­den, wor­auf Sie hin­aus­wol­len, sodass es Ihres zwei­ten nicht mehr bedurft hätte. Es scheint sich eine Mehr­heit her­aus­zu­bil­den, die sehr wohl einen Unter­schied zwi­schen „gram­ma­tisch“ und „gram­ma­ti­ka­lisch“ sieht.

      Grüße zurück!

  9. Die geschil­derte Ablei­tung und Begrün­dung der Daseins­be­rech­ti­gung von "gram­ma­ti­ka­lisch" ist mei­ner Mei­nung nach frei erfun­den. Es sollte nur "gram­ma­tisch" geben, auch wenn mit den zwei Bedeu­tun­gen (wenn über­haupt sie existieren).
    In bei­den Fäl­len geht es um die Gram­ma­tik, als Samm­lung aller Regeln der Spra­che. Einer­seits ob eine Sache sich auf Gram­ma­tik bezieht, ande­rer­seits ob eine For­mu­lie­rung mit der Gram­ma­tik im Zusam­men­klang ist. Bei­des Male kommt man bei der Wort­bil­dung auf "gram­ma­tisch". Jemand wollte nur wich­tig sein 😉
    Anders sieht es aus mit Phy­sik (Lehre der Funk­ti­ons­weise der mate­ri­el­len Welt) und Phy­sikum (Auf­bau des Men­schen). Zwei unter­schied­li­che Wort­stämme, zwei unter­schied­li­che Enti­tä­ten bei "phy­sisch" und "phy­si­ka­lisch", alles korrekt.

  10. meine Sicht­weise anders formuliert:
    die ein­zige Frage hier ist, ob die Wort­bil­dung mit "-isch" kor­rekt umge­setzt wird, die bei­gemes­sene Bedeu­tung der Wör­ter sind dabei irrele­vant. Als Wort­stamm gibt es nur das Wort "Gram­ma­tik", sodass es "gram­ma­tisch" hei­ßen muss, egal ob man sich auf die Gram­ma­tik als Gan­zes bezieht oder sagen will, ob etwas ihren Regeln entspricht.

    1. Das ent­spricht weit­ge­hend mei­nen Gedan­ken zum Thema. Inter­es­sant hierzu ist auch, um den in mei­nem Bei­trag bereits zitier­ten Bei­trag bei Wort­ge­brauch und Ver­wechs­lun­gen: „gram­ma­tisch oder gram­ma­ti­ka­lisch?“ noch ein­mal anzu­füh­ren, dass zwar die negierte Form „ungram­ma­tisch“ exis­tiert, „ungram­ma­ti­ka­lisch“ aber kaum Ver­wen­dung findet!

      Der rare Gebrauch von ‚ungram­ma­ti­ka­lisch‘ legt nahe, daß auch ‚gram­ma­ti­ka­lisch‘ in der Bedeu­tung ‚sprach­rich­tig‘ nicht gebräuch­lich ist.

      Ich emp­fehle allen hierzu eine (erneute) Lek­türe die­ses Beitrags!

  11. Ich finde das Bei­spiel mit musisch vs. musi­ka­lisch durch­aus angebracht.
    Wenn "musisch" sich von Muse her­lei­tet und nicht von Musik (habe ich jetzt ety­mo­lo­gisch nicht über­prüft, aber kommt mir plau­si­bel vor) des­we­gen dann gilt
    Muse → musisch
    Musik → musikalisch

    Nichts­des­to­trotz würde dies aber zei­gen, dass es durch zuläs­sig wäre – anders als im Kom­men­tar vor mir von ksza­boa behaup­tet – ein Adjek­tiv auf diese Weise zu bil­den. Damit wäre dann auch "gram­ma­ti­ka­lisch" legi­ti­miert, denn genau wie bei musi­ka­lisch wäre also diese Form der Wort­bil­dung zuläs­sig und auf­grund der abwei­chen­den Bedeu­tung zwi­schen gram­ma­tisch und gram­ma­ti­ka­lisch auch erfor­der­lich. Das­selbe gilt für "phy­si­ka­lisch". Offen­sicht­lich wurde hier eben­falls das Adjek­tiv durch Anhän­gen von "ali­sch" an das ganze Wort "Phy­sik" gebil­det, weil "phy­sisch" schon besetzt war. Inter­es­sant dabei auch zu sehen, wie sich die sprach­li­che Ent­wick­lung zwi­schen den Län­dern unter­schei­den kann, denn im Eng­li­schen wird bei­des mit dem­sel­ben Wort "phy­si­cal" bezeich­net. Also
    ein phy­si­ka­li­sches Expe­ri­ment → a phy­si­cal experiment
    die phy­si­sche Form → the phy­si­cal form 

    Inso­fern weicht zwar mathe­ma­tisch und poli­tisch von gram­ma­ti­ka­lisch ab. Aber das tut phy­si­ka­lisch eben­falls und da die Mathe­ma­tik und die Phy­sik bei­des (sich sogar nahe­ste­hende) Natur­wis­sen­schaf­ten sind, soll­ten viel­leicht erst­mal die Natur­wis­sen­schaft­ler ihre Widersprüche
    Mathe­ma­tik → mathematisch
    aber
    Phy­sik → physikalisch
    auf­lö­sen, bevor wir gram­ma­ti­ka­lisch beerdigen.

    Bis dahin halte ich mich daran, dass die Stan­dard­bil­dung zwar wie bei cha­rak­te­ris­tisch, didak­tisch, kri­tisch, logis­tisch und pole­misch die kurze Form ist, aber bei abwei­chen­den Bedeu­tun­gen die Lang­form (musi­ka­lisch, phy­si­ka­lisch und gram­ma­ti­ka­lisch) eben durch­aus ihre Berech­ti­gung hatte und diese anschei­nend auch über Jahr­hun­derte durch­ge­hal­ten hat und ich jetzt nicht dazu bei­tra­gen werde, diese abzu­schlei­fen. Der Duden läuft nach mei­nem Ver­ständ­nis übri­gens letzt­lich nur der fak­ti­schen Ent­wick­lung hin­ter­her und taugt daher prin­zi­pi­ell nicht als Werk zur Sprach­bil­dung. Dort war – zum Ent­set­zen mei­nes Leh­rers – auch die Plu­ral­bil­dung Kak­tusse und Atlasse bereits in einer Aus­gabe von 1954 als zuläs­sig verzeichnet.

  12. In dem Zusam­men­hang wäre es auch inter­es­sant, wieso bei dem Wort Repu­blik keine der bei­den Adjek­tiv­bil­dun­gen zum Tra­gen kommt, denn das Adjek­tiv lau­tet repu­bli­ka­nisch und nicht repu­bli­ka­lisch oder republisch.

    Ebenso bei der Antike: Dinge sind antik, aber nicht anti­sch oder antikalisch.

    1. Ich bin bei Bern­hard und Tro­nar, "gram­ma­tisch" ist nicht gleich "gram­ma­ti­ka­lisch".
      Die Teil­neh­men­den in mei­nen Deutsch­kur­sen machen oft gram­ma­ti­ka­li­sche Feh­ler, weil sie das gram­ma­ti­sche Geschlecht eines Wor­tes nicht ken­nen. Der Unter­schied ist doch gar nicht so schwer zu verstehen.
      Übri­gens geht es in der aktu­el­len Gender-​Debatte recht oft um das gram­ma­ti­sche Geschlecht. Es han­delt sich also nicht län­ger nur um eine Dis­kus­sion um Gram­ma­tik unter Exper­ten, son­dern um eine gesell­schaft­li­che Debatte. Da in die­ser hart um Endun­gen gerun­gen wird, sollte man auch bei der Unter­schei­dung grammatisch/​grammatikalisch genau sein.

      1. Hallo Mar­git,
        kannst du bitte erklä­ren, was der Unter­schied sei, was man doch so ein­fach ver­ste­hen könnte. Es gibt kei­nen mei­ner Mei­nung nach. Der Feh­ler ent­sprach nicht die Regel, der Gram­ma­tik, und die Wör­ter haben Geschlech­ter nach der deut­schen Gram­ma­tik. Beide bezie­hen sich auf die Grammatik.
        Und dann gleich, warum "mate­ma­ti­ka­lisch" nicht exis­tiert. Nach dei­ner Logik müsste es geben, logikalisch!

        1. Hallo ksza­boa,

          das eine ist schon lange da, es ist unstrit­tig, das gram­ma­ti­sche Geschlecht einer Sache ist somit grammatik-​inhärent (Bei­spiel: die Stuhl­lehne. Alle, die des Deut­schen mäch­tig sind, sind sich einig, dass Stuhl­lehne mit dem Arti­kel "die" gebil­det wird. Wenn aber jemand "der Stuhl­lehne" sagt, dann hat er oder sie einen gram­ma­ti­ka­li­schen Feh­ler began­gen. So war es gemeint.

          Und nun zum Thema Logik: Wer denkt, dass das Deut­sche (und gene­rell Spra­chen) grund­sätz­lich logisch sind, liegt falsch. Es ist ein gewach­se­nes Sprach­sys­tem, in dem sich Dia­lek­ta­les, Umgangs­sprach­li­ches, Fach­sprach­li­ches, Inter­na­tio­na­lis­men usw. mun­ter mischen und teil­weise bei­ßen. Spra­che ist nicht pure Logik, son­dern Kon­ven­tion. Beim einen Wort wur­den fei­nere Unter­schei­dun­gen getrof­fen, beim ande­ren nicht. Die Frage nach "mathe­ma­ti­ka­lisch" ist also berech­tigt, sie kann aber nicht logisch beant­wor­tet wer­den. Wenn jedoch füh­rende Mathematik-​Professoren 30 Jahre lang von mathe­ma­ti­ka­li­schen Feh­lern reden wür­den, dann könnte auch dies in die All­tags­spra­che Ein­gang finden.

          1. Hallo Mar­git,
            vie­len Dank für die Erklä­rung. Ich habe meh­rere Anläufe genom­men, mir blieb der ver­meint­li­che Unter­schied wei­ter­hin ver­bor­gen. Sachen haben nach der Sys­te­ma­tik der deut­schen Gram­ma­tik Geschlech­ter, und wenn jemand den ent­spre­chen­den Arti­kel nicht den Kon­sen­sen, die in der deut­schen Gram­ma­tik anwen­det, han­delt falsch. Das heißt, Sachen haben gram­ma­ti­sche Geschlechte, und der Feh­ler gram­ma­tisch ist. Beide Situa­tio­nen bezo­gen sich auf die Gram­ma­tik. Hier haben wir mit einem Wort zu tun, die aus dem Wort­stamm "Gram­ma­tik" gebil­det wird. Ein zwei­tes Wort­stamm ist mir nicht nach­voll­zieh­bar. Soll es etwa "Gram­ma­ti­kal" sein? Des­halb liegt die Ver­mu­tung nahe, dass hier sich ein­mal um kor­rekte und ein­mal um fal­sche Vor­ge­hens­weise bei der Wort­bil­dung han­delt. Kor­rek­tes Deutsch und fal­sches Deutsch. Nur weil ein Mathe­ma­tik­pro­fes­sor 30 Jahre lang "mathe­ma­ti­ka­li­schen Feh­ler" spre­chen würde, würde es genauso schlech­tes Deutsch blei­ben, wie es am ers­ten Tag war. Die Regeln der Wort­bil­dung sind schon streng logisch, auch wenn die Spra­che als gan­zes nicht ist. LG

            1. Hallo kza­boa,
              ich stimme nicht zu, dass die Wort­bil­dung streng logisch ist.
              Ein Bei­spiel: Wet­ter­la­gen. Da sind eben­falls Adjek­tive aus Nomen ent­stan­den. Etli­che enden auf g, wie neb­lig, son­nig, wol­kig, win­dig. Dane­ben gibt es aber die Worte stür­misch und reg­ne­risch. Die Endung vari­iert also, obwohl es sich um aus Nomen gebil­dete Adjek­tive zu einem The­men­kreis (Wet­ter­la­gen) han­delt. Dahin­ter steckt dem­nach eben keine Logik. Es hat sich statt­des­sen ein­fach so eingebürgert.
              Grüße von Margit

              1. Ohne im Moment sagen zu kön­nen, was diese unter­schied­li­chen Endun­gen begrün­det, denke ich, dass hier nicht von „ein­fach so ein­ge­bür­gert“ gespro­chen wer­den kann.

                Aber das führt an die­ser Stelle zu weit vom eigent­li­chen Thema weg. Des­halb ich möchte Sie und „kza­boa“ an die­ser Stelle bit­ten, Ihre Dis­kus­sion zu been­den, da Sie sich bereits hin­rei­chend aus­ge­tauscht hat­ten. Eigent­lich ist hierzu sowieso bereits alles gesagt, sodass ich die Kommentar­funktion auch schlie­ßen könnte. Es gibt Befürworter/​-​innen und Gegner/​-​innen des Unter­schieds zwi­schen „gram­ma­tisch“ und „gram­ma­ti­ka­lisch“; eine Eini­gung wird nicht stattfinden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert