In Filmen müssen Produzenten und Regisseure aus markenschutzrechtlichen Gründen häufig auf nicht existente Unternehmen oder Produkte ausweichen. Wie hier oben am Beispiel einer fiktiven Kieler Tageszeitung zu sehen. Falsche Anführungszeichen sollten aber nicht vorgesehen sein!
Falsche Anführungszeichen und mehr. Oder: Was sich alles aus einem Bild lesen lässt
Kürzlich habe ich mir eine Wiederholung einer alten Folge der Fernsehreihe „Tatort“ aus Kiel angesehen. (Kenner/-innen wissen: Es kann sich nur um einen mit „Borowski“ handeln.) Gegen Ende sitzt der Ermittler in der Tee- und Kaffeeküche des Präsidiums und erfährt aus einer Kieler Tageszeitung, dass es eine wichtige Entwicklung im behandelten Fall gibt.
Filmkenner/-innen wissen, dass die Produktion und die Regie aus markenschutzrechtlichen Gründen häufig auf nicht existente Unternehmen oder Produkte ausweichen müssen. Das Gegenteil wäre übrigens Product Placement, auf gut Deutsch: Schleichwerbung. Hier handelte sich um eine fiktive Zeitung, die möglichst echt aussehen sollte. Doch woran lässt sich das im vorliegenden Bild erkennen?
Nicht nur falsche Anführungszeichen
Was sofort und schon während des Ansehens des Films meine Aufmerksamkeit als Schriftsetzer und Korrektor erweckte, waren die falschen Anführungszeichen in der Schlagzeile oben. Zumindest Qualitätsmedien setzen in ihren Druckausgaben nämlich typografisch korrekte Anführungszeichen, auch wenn das auf ihren Websites (zu) häufig ganz anders aussieht. Nachdem ich mir den Bildschirm-Schnappschuss näher angesehen hatte, fiel mir auf, dass die Anführungszeichen in der Überschrift weiter unten seltsamerweise korrekt sind! Merkwürdig, nicht?
Auch der Titel ist falsch
Bei weiterem und noch genaueren Hinsehen entdeckte ich, dass auch der Name des Blatts oben links retuschiert wurde, was deutlich zu sehen ist. Möglicherweise wurde eine Ausgabe der Lokalausgabe des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags, der „Schlei-Bote“, als Vorlage benutzt. Das Ärgerliche und der eigentliche (dicke!) Fehler daran: Hier wurden eine Antiqua („Kieler“) mit einer gebrochenen Schrift („Bote“) kombiniert!
Mehr Schein als Sein
Hier war ganz offensichtlich ein Laie am Werk. Oder jemand, der/die sich dachte, dass diese Fehler sowieso niemand auffallen würden. Die Szene dauerte auch nur wenige Sekunden. Doch es sind gerade die typografischen Details, die den Unterschied zwischen guter und schlechter handwerklicher Arbeit ausmachen! Und hier war der schnelle Schein wichtiger als reales Sein.
Aber so sind Filme eben …
Siehe auch:
- Die häufigsten typografischen Fehler
- „Keine DVD‘s mehr !“
- Über die Arbeit eines Lektors
- Eine reichhaltige Sammlung von Deppenapostrophen, Idiotenleerzeichen und anderen (typografischen) Katastrophen in Ronalds Notizen: Steak’s und etwas mehr …
Super Thema!
Die Ausführungen hierzu können auch dazu beitragen, den Blick zu schärfen – für jemanden, der/die Interesse an der Sache hat (gibt's aber leider nur noch wenige).
Ich erinnere mich sehr gerne an meine Ausbildung – da gab es auch einige Stunden zum Thema Schrift – und 'ne Menge Kontroversen über "Sünden" bei der Anwendung…
Mit den Anführungszeichen ist das ein wenig komplizierter – wie man auch hier in meinem Text sehen kann. Ich habe hier an dieser Stelle (Browser/Tastaturprogramm) gar keine andere Wahl als mit der Setzung "falscher" Anführungszeichen – obwohl das deutsche Tastaturlayout eingestellt ist.
Früher habe ich mich darüber geärgert; heute habe ich es aufgegeben.
Soweit ich informiert bin, ist diese Art der Zeichensetzung außer im Deutschen nämlich kaum zu finden. Daher sind heute die meisten PC-Anwendungen zwar in deutscher Sprache verfügbar, berücksichtigen aber z. B. diese Feinheit nicht, da die Basis meist englisch bleibt. Selbst solche Klassiker, die "Word" irgendwo im Titel haben, können das in manchen deutschen Versionen nicht.
OK – mit professionellen Layoutprogrammen sollte die Setzung aber schon fehlerfrei möglich sein.
Man könnte übrigens auch Rückschlüsse ziehen, mit welchen billigen Mitteln (einschließlich Personal) die obige Zeitungsretusche erfolgt ist…
Kleine Ergänzung:
Hihi – ist schon lustig. Mein Geschriebenes musste ich im Textfeld tatsächlich mit falschen Anführungszeichen versehen; es ging wirklich nicht anders.
Nun hat Ihr WordPress alles korrigiert.
Super Sache – Glückwunsch zu dieser Website.
Tja, immer wieder die „lieben“ Anführungszeichen! Für mich, der hier gerade in Linux Ubuntu angemeldet ist, sind diese übrigens überhaupt kein Problem: Weil dort in die Tastaturbelegung integriert, sind sie mittels einfach zu merkenden Tastenkombinationen ratzfatz selbst in einem Browser-Fenster eingefügt! Unter Windows, das ist leider so, ist das keineswegs einfach, weil dortige Tastaturkürzel zwar in einem E‑Mail-Programm funktionieren, aber nicht in einem Browser-Fenster. Apropos E‑Mail-Programm: In meiner Anwendung Thunderbird ärgere ich mich seit Jahren schon, dass es dort keine länderspezifischen Anführungszeichen gibt; siehe „Liebe Thunderbird-Entwickler“ in meinen Notizen!
Was Textprogramme wie Word anbelangt, so lassen sich typografische Anführungszeichen in den Einstellungen unter „Optionen“ über die Autokorrektur während der Eingabe festlegen: Häkchen bei „Gerade“-Anführungszeichen wegklicken und eins bei „typografische“ setzen. In Layout-Programmen will das aber auch erst vorher eingestellt sein.
WordPress hat übrigens nicht nur die Anführungszeichen ersetzt, sondern auch Ihre Apostrophe und die Bindestriche, die Sie als Gedankenstrich verwendet hatten, sowie die drei Punkte, die Sie als Auslassungszeichen gesetzt hatten, durch eine korrekte Ellipse (…). Das mag für mich praktisch sein, doch bei den Kommentaren bedauere ich es manchmal, weil so unterschlagen wird, wie jemand bei der Ein- und Abgabe vorgegangen ist.
Das mit dem billigen Personal ist ein interessanter Gedanke, dem die Frage hinzuzufügen wäre, mit welchem Programm diese Retusche wohl vorgenommen wurde. Ein professionelles Layout-Programm war es jedenfalls nicht!
Danke für den Glückwunsch für meine Website und die Kommentare!