Wie hoch ist eigentlich der Anteil von Fremdwörtern im Deutschen? Der Duden liefert interessante und überraschende Zahlen: Er ist geringer als wir glauben!
Über den Anteil von Fremdwörtern in der deutschen Sprache mag man geteilter Meinung sein. In bestimmten Textsorten und in bestimmten Branchen scheint fast jedes zweite Wort aus dem Englischen zu stammen. Manche sehen die Entwicklung, immer mehr Wörter aus dieser Sprache zu übernehmen, skeptisch bis ablehnend. Nicht umsonst wurde das Schlagwort „Denglisch“ geschaffen!
Anteil von Fremdwörtern geringer als wir glauben
Liest man Texte aus der Wirtschaft oder dem IT-Bereich, könnte man denken, dass man einen komplett englischen Text vor sich hätte, wenn jetzt auch noch die Pronomen, Präpositionen und Konjunktionen ins Englische übersetzt wären. Auch die Werbung mischt hier gerne mit. Besonders bei älteren Menschen bewirkt die vermeintliche Überhandnahme des Englischen zumindest ratloses Kopfschütteln. Der Newsletter (sic!) der Duden-Sprachberatung vom 7. November 2016 liefert jedoch interessante und überraschende Zahlen darüber, wie hoch der Anteil von Fremdwörtern im Deutschen eigentlich ist. Und es stellt sich heraus, dass er geringer ist als wir annehmen!
Laut dieser Quelle enthält ein durchschnittlicher Zeitungstext 8 bis 9 Prozent Fremdwörter; in bestimmten Bereichen können es, wenn viele Fachbegriffe verwendet werden, auch deutlich mehr sein. Diese Zahlen beziehen sich jedoch allgemein auf Fremdwörter, sodass hier auch längst ins Deutsche übernommene Wörter wie „Interesse“, „Information“ oder „Helikopter“ miteinbezogen werden. Blickt man nur auf die aus dem Englischen übernommenen Fremdwörter, die häufig in der Kritik stehen, so behauptet der Duden, dass selbst Texte aus der Werbung in der Regel nur rund 4 Prozent Fremdwörter enthalten.
Anteil von Fremdwörtern nicht erhöht
Hat sich der Gebrauch von Fremdwörtern damit im Vergleich zu früheren Zeiten erhöht? Überraschenderweise kaum, meint die Duden-Redaktion! Dies liegt daran, dass schon vor hundert oder einhundertfünfzig Jahren ebenfalls viele Fremdwörter als chic (Fremdwort!) galten. Allerdings verwenden wir viele davon heute kaum noch. Oder flanieren Sie noch über den Trottoir? Oder kennen Sie noch den Pomadenhengst? (Siehe hierzu auch das „Lexikon der bedrohten Wörter“ von Bodo Mrozek, Reinbek bei Hamburg 2005!)
Das Deutsche integriert zwar die Fremdwörter, die es längerfristig übernimmt, meist sehr gut und passt sie den einheimischen Wörtern in Aussprache, Schreibung und Flexion an. Trotzdem ein persönlicher Rat: Halten Sie Ihren Anteil an Fremdwörtern gering, zu groß ist doch die Gefahr, mit einem übertriebenen Gebrauch lächerlich zu erscheinen und nicht ernst genommen zu werden, besonders dann, wenn Sie damit Ihre Fremdsprachenkenntnisse zur Schau stellen zu wollen. Und die sind oft geringer als wir glauben!
Aber das wäre einen anderen Beitrag wert …
(Siehe hier beispielsweise auch „Unser Sprachniveau sinkt!“ und „Testen Sie Ihre Wortschatzgröße!“)
Interessant, aber ob diese Zahlen so zu glauben sind? Ich hätte mir den alltäglichen Anteil vom Fremdwörtern im Deutschen höher vorgestellt, vor allem und gerade in der Werbung. Wenn ich mir dazu noch die heutigen Stellenanzeigen ansehe, kommen diese ja kaum noch ohne Fremdwörter aus dem US-Amerikanischen aus, und im zwischenmenschlichen Bereich liegt dieser umgangssprachliche Anteil bestimmt auch viel höher, nicht nur innerbetrieblich!
Da kann ich Ihnen in allen Punkten nur zustimmen! Interessant ist Ihre Erwähnung des Gebrauchs von Fremdwörtern im zwischenmenschlichen, also, soweit ich das interpretiere, im privaten Bereich. Dort nutze ich zwar oft mehr Fremdwörter als beispielsweise hier im Weblog, aber der Duden wertet für diese Statistik nur die Erwähnung in den Medien aus. Die Umgangssprache fällt aus dieser also heraus. Ob und wie weit auch Fremdwörter in Stellenanzeigen mitgezählt werden, darüber kann ich leider keine Auskunft geben.
Lebe seit ueber 25 Jahren im Ausland. Kein Volk ist so "bekloppt" wie die Deutschen jede Sache/Angelegenheit… mit einem Fremdwort egal welchen Ursprungs zu beschreiben. Im Gegenteil sie versuchen Fremdwoerter zu vermeiden oder zumindest sie zu "nationalisieren"
Ob wir deswegen, weil wir Fremdwörter verwenden, „bekloppt“ sind, möchte ich mal offenlassen, aber Letzteres („nationalisieren“) machen wir hier auch! Durch Fremdwörter hat sich die deutsche Sprache im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ein Stück weit neu erfunden und lebendig erhalten.