Als verfolgter deutscher Jude fand er Unterkunft und Schutz in den Niederlanden. Dort schuf er ein einzigartiges Werk: Curt Bloch und sein Unterwasser-Kabarett. Eine Ausstellung und eine Website erinnern an ihn und sein Werk.
Curt Bloch
In Enschede war er für den städtischen Judenrat tätig, einer Organisation, die von den Nationalsozialisten zur Durchsetzung ihrer Dekrete gegenüber der jüdischen Bevölkerung eingesetzt worden war. Curt Bloch, wie er sich inzwischen nannte, war dort Berater für Auswanderungsangelegenheiten.
Bald drohte auch ihm die Gefahr der Deportation in ein Konzentrationslager. Er fand jedoch Zuflucht und Schutz in Enschede. Zusammen mit einem weiteren jüdischen Paar konnte sich Bloch rund zwei Jahre auf dem Dachboden im Haus eines Ehepaars verstecken. In weiteren wechselnden Unterkünften überlebte er anschließend die Zeit der deutschen Besetzung bis zur Befreiung der Niederlande im April 1945.
Curt Bloch und sein Unterwasser-Kabarett
Bloch publizierte 96 Magazine: 95 Hefte und eine Spezialausgabe. Jedes Heft umfasste mehrere handgeschriebene Gedichte, verfasst zumeist auf Niederländisch oder, vereinzelt, auch auf Deutsch oder Englisch.
Obwohl Bloch sein Versteck nicht verlassen durfte, versuchte er, seine Arbeit anderen Untergetauchten und ihren Unterstützern zugänglich zu machen. Die Magazine wurden von Mitversteckten und den Personen in seiner Hausgemeinschaft gelesen. Kuriere brachten sie außerdem in andere Häuser, in denen Juden versteckt waren.
Seine satirischen Gedichte, die sich gegen die Nazis im Allgemeinen und gegen Hitler, Goebbels und Göring sowie deren Statthalter in den Niederlanden richteten, gaben Hoffnung und ermöglichten mit ihrem unterhaltsamen Stil einen kurzen Ausbruch aus der harten Realität. Die Verbreitung des „Unterwasser-Kabaretts“ spielte innerhalb des Widerstandsnetzwerks in Enschede eine wichtige Rolle bei der Stärkung von Gemeinschaftsgefühl und Resilienz für die von den Nazis Unterdrückten.
Die Wiederentdeckung seines Werks
Mithilfe des niederländischen Historikers und Autors Gerard Groeneveld sowie des deutschen Autors und Designers Thilo von Debschitz konnte Material für eine erneute Veröffentlichung zusammengestellt werden. Einen wichtigen Beitrag hierfür leistete schließlich auch das Jüdische Museum Berlin.
Eine Ausstellung und eine Website erinnern nun an ihn und sein Werk.
Das Bild links zeigt übrigens die letzte Ausgabe vom 3. April 1945, kurz nach der Befreiung von Enschede. Die Fotomontage zeigt zwei Personen, die aus einer Dachluke klettern. Die Überschrift dieser Ausgabe lautet übersetzt: „Überwasser-Finale des Unterwasser-Kabaretts“.
Die Ausstellung
Das Jüdische Museum Berlin widmet ihm die Ausstellung „Mein Dichten ist wie Dynamit“. Sie ist noch bis zum 26. Mai 2024 zu sehen. Auf der Website des Museums finden Sie auch einen Blick hinter die Kulissen der Museumsarbeit, insbesondere über die sorgsame Restaurierung der 95 Hefte in einem kurzen Video: „Het Onderwater-Cabaret“.
Die Website
Auf „Startseite – Curt Bloch“ haben Sie die Möglichkeit, einen Blick in sämtliche Hefte werfen zu können, wobei Sie seine Texte wahlweise auch in niederländischer oder englischer Sprache studieren können.
(Siehe auch in meinen Notizen „Der Engel von Hamburg“ über eine mutige Brasilianerin, die als Botschaftsangestellte zahlreichen Juden zur Flucht verhalf!)