Zuhause, zuhause oder zu Hause?

Deutschland bleibt zuhause

Eigentlich bin ich bisher davon ausgegangen, dass die Lösung der in der Überschrift gestellten Frage kein Problem sein dürfte. Doch ich habe mich wohl getäuscht. Was ist nun richtig: Zuhause, zuhause oder zu Hause?

Deutschland bleibt zuhause
„Deutschland bleibt zuhause“? Zuhause, zuhause oder zu Hause? (Bildschirm-Schnappschuss eines Werbe-Videos; eigenes Werk)
„Deutschland bleibt zuhause“ ist ein Motto, mit der die Verbreitung des Corona-Virus minimiert werden soll. Ursprünglich als Hashtag „#WirbleibenZuhause“ bei Twitter und vom Bundesministerium für Gesundheit verbreitet, stammt diese Version von einem bekannten deutschen Zeitschriftenverlag. Damit wirbt er für ein Angebot, mit dem 40 Magazine in der digitalen Ausgabe ab sofort kostenlos erhältlich sind.

Wer sich schützt, hilft auch anderen. Bleiben wir also zuhause.

heißt es auf der Website des Angebots weiter. Doch ist „zuhause“ von der Rechtschreibung her richtig?

Was nun: Zuhause, zuhause oder zu Hause?

Das Wort „zuhause“ ist in diesem Falle richtig!

Auch wenn seit den Rechtschreibreformen von 1996, 2004 und 2006 die Schreibweise „zuhaus(e)“ nicht mehr gilt, handelt es sich in diesem Falle nicht um ein Substantiv, wie weiter unten erklärt, sondern um etwas Adverbiales. Genauer: um ein Adverb, das man zusammen- und kleinschreibt. Der Duden empfiehlt zwar die Schreibweise „zu Hause“, aber er erlaubt hier auch die Form in einem Wort. In Österreich und der Schweiz gilt diese Form noch immer.

„Zu Hause“ also wann?

Wenn es sich um eine adverbiale Präpositionalgruppe handelt, die man „zu Haus[e]“ schreibt:

Ich bin hier zu Hause.

Was aber, wenn ich von meinem Heim spreche? Zuhause, zuhause oder zu Hause?

Mein Zuhause

Wollen Sie von ihrem Heim, welches ein Haus, eine Wohnung oder nur eine Unterkunft sein kann, sprechen oder schreiben, ist dies Ihr (momentanes) Zuhause. Das Substantiv „Zuhause“ tritt in der Regel zusammen mit einem Artikel (das, eines etc.), Artikelwort (jenem, manches etc.) oder Adjektiv/Partizip (krasses, gepflegten etc.) auf:

Dies ist mein Zuhause.

Werber und die Rechtschreibung

Es ist bekannt, dass in der Werbebranche beschäftige „Kreative“ oft auch sehr kreativ mit der Rechtschreibung umgehen. (Siehe hier etwa „Eine Unart setzt sich durch: die Binnenmajuskel“.) Lassen Sie sich (von diesen) also nicht verwirren!

Die unterschiedlichen Versionen finden sich übrigens auch in der vom Duden geführten „Liste der rechtschreiblich schwierigen Wörter“. Meine Empfehlung jedenfalls: Ich bleibe zu Hause!

Weitere Verweise

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

9 Kommentare

  1. > Das Wort „zuhause“ ist nicht richtig!
    > Schon seit den Recht­schreib­re­for­men von 1996, 2004 und 2006 galt diese Schreib­weise „zuhause“ nicht mehr. Nie­mand kann sich also auf Pro­bleme mit neuen Regeln beru­fen. Wer es bis­her immer in einem Wort geschrie­ben hat, lag also immer daneben.

    Lei­der falsch. Es ver­hält sich genau anders­herum: Die Zusam­men­schrei­bung von „zuhause“ anstelle von „zu Hause“ ist seit 1996 in Öster­reich und der Schweiz, seit 2006 auch in Deutsch­land zulässig.
    Dane­ben lag daher allen­falls, wer es bereits vor der jewei­li­gen Novel­lie­rung zusam­men­ge­schrie­ben haben sollte.

    > Es ist bekannt, dass in der Wer­be­bran­che beschäf­tige „Krea­tive“ oft auch sehr krea­tiv mit der Recht­schrei­bung umgehen.

    Stimmt, und wie alle Wort­spiele mag dies gele­gent­lich auch ner­ven. Spra­che und ins­be­son­dere Schrift dient jedoch zuvor­derst einem Zweck, näm­lich gelin­gen­der Kommunikation.

    „Bahn­Card“ hin, „Ser­vice­Cen­ter“ her – in Hash­tags, aber auch Variablen- und Funk­ti­ons­na­men beim Pro­gram­mie­ren hat sich die soge­nannte „CamelCase“-Schreibung als bes­ter Kom­pro­miss aus Leser­lich­keit und Kom­pakt­heit wei­test­ge­hend durchgesetzt.
    Und zwar völ­lig zu Recht: Man stelle sich „#Wir_​bleiben_​zu_​Hause“ oder „#Wirblei­ben­zu­hause“ als Hash­tags vor – das eine müh­sam und lang, das andere schwer leser­lich, bei­des gewiss nicht besser.

    1. Aus mei­ner per­sön­li­chen Erin­ne­rung, und ich bin ja schon etwas älter, kann ich nur sagen, dass ich ab 1960, als ich ein­ge­schult wurde, mit der ein­wor­ti­gen Schrei­bung „zuhause“ groß gewor­den bin; erst (viel) spä­ter und mit einer der letz­ten bei­den Recht­schreib­re­for­men (ich meine, der von 2006) hatte ich erfah­ren, dass „zu Hause“ als gül­tig aus­ge­ge­ben wurde.

      Den Hash­tag wollte ich mit mei­nem Bei­trag auch nicht kri­ti­sie­ren; hier ist mir die Schreib­weise herz­lich egal. Davon abge­se­hen, dass ich „#wirblei­ben­zu­hause“ auch schon gese­hen habe! Gibt es denn da so etwas wie eine „offi­zi­elle“ Schreib­weise? Und zur Bin­nen­ma­jus­kel: Sol­len tat­säch­lich „Hash­tags, aber auch Variablen- und Funk­ti­ons­na­men beim Pro­gram­mie­ren“ in die All­tags­spra­che rut­schen und bis­her gül­tige Regeln erset­zen? Von der äußerst gewöh­nungs­be­dürf­ti­gen Optik mal ganz abgesehen!

      Aber danke für den ers­ten und hof­fent­lich nicht letz­ten Kom­men­tar hier!

      1. Ich habe hier zwei alte Duden (1973 und 1991], in denen aus­schließ­lich „zu Hause“ auf­ge­führt ist.

        Tat­säch­lich kann ich mich aber erin­nern, zum Haus­ge­brauch als Kind eher „zuhause“ geschrie­ben zu haben. Duden hin, Duden her, denke ich daher, dass sich die Zusam­men­schrei­bung immer im weit ver­brei­te­ten und weit­hin akzep­tier­ten Grau­be­reich befand.

        Wir soll­ten uns auch nicht vor­gau­keln, die deut­sche Schrift­spra­che sei je logisch kon­sis­tent gewe­sen. Sie war es nie, keine Spra­che ist es und letzt­lich besteht das Leben eh aus fort­wäh­ren­den Kompromissen.

        Ich denke, wir soll­ten uns auch der dyna­mi­schen Ver­än­de­rung von Spra­che nicht ver­schlie­ßen. Spra­che hat sich immer schon ange­passt, wenn sich die Welt ver­än­derte, und die­ser Tage ver­än­dert sich die Welt wohl schnel­ler denn je.

        Das heißt frei­lich nicht, dass man jede noch so pein­li­che PR-​Marotte über­neh­men müsste. Aber wenn Social Media, Pro­gram­mier­spra­chen und ins­ge­samt die IT nun mal eine zen­trale Rolle in unse­rer heu­ti­gen Gesell­schaft spie­len, dann kann es kaum wun­dern, dass syn­tak­ti­sche Inno­va­tio­nen aus die­sen Berei­chen auch in die klas­si­sche Schrift­spra­che Ein­zug hal­ten. Es stört mich auch nicht, solange es zweck­mä­ßig und authen­tisch ist, und nicht Fremd­scham erre­gende Anbiederung.

        Die kon­ser­va­tive Erstar­rung der deut­schen Spra­che hat eher dazu geführt, dass unnö­tig viele Angli­zis­men über­nom­men wur­den, wer­den muss­ten, und zuneh­mend auch eng­li­sche Idi­oms. Nicht dass das gleich der Welt­un­ter­gang wäre, aber es ist ein Bei­spiel dafür, wie man eine Spra­che zu Tode kon­ser­vie­ren kann… 😏

        1. 1973 war ich (zunächst) mit der Schule fer­tig, sogar schon mit mei­ner Aus­bil­dung zum Schrift­set­zer. Aber ich bin mal zeit­lich noch ein gutes Stück wei­ter zurück­ge­gan­gen: Im Deut­schen Wör­ter­buch von Jakob und Wil­helm Grimm gibt es nur die Form „zuhaus[e]“.

          Dem letz­ten Absatz kann ich nicht ganz folgen:

          Die kon­ser­va­tive Erstar­rung der deut­schen Spra­che hat eher dazu geführt, dass unnö­tig viele Angli­zis­men über­nom­men wur­den, wer­den mussten, […]

          Wie ist das gemeint? Warum aus­ge­rech­net die „kon­ser­va­tive Erstar­rung der deut­schen Spra­che“ und nicht eher ein zu libe­ra­ler Umgang damit?

          1. > Wie ist das gemeint? Warum aus­ge­rech­net die „kon­ser­va­tive Erstar­rung der deut­schen Spra­che“ und nicht eher ein zu libe­ra­ler Umgang damit?

            Die kon­ser­va­tive Erstar­rung der deut­schen Spra­che hat der Mehr­heits­ge­sell­schaft den inno­va­ti­ven Umgang mit der eige­nen Spra­che aberzo­gen. Neue Wör­ter wer­den nicht erfun­den, neue Idiome nicht ein­ge­deutscht, die Spra­che darf sich mit den ver­än­der­ten Lebens­wel­ten und auch sub­jek­ti­ven Bedürf­nis­sen nicht mit-​wandeln. Dage­gen spricht auch nicht, dass Wer­be­agen­tu­ren mit Wort­spie­len pro­vo­zie­ren – es ist exakt dies: eine Pro­vo­ka­tion mit dem „Uner­laub­ten,“ die ohne die vor­ge­fun­dene Gedan­ken­schere gar nicht auf­fal­len, ergo nicht als Pro­vo­ka­tion funk­tio­nie­ren täte.

            Das Bedürf­nis nach Ver­ba­li­sie­rung attrak­ti­ver Kon­zepte wird man Men­schen (zum Glück) nicht aus­trei­ben kön­nen. Logi­sche Folge ist dann aber, dass Leute funk­tio­nie­rende Begriffe und Idiome ein­fach aus dem (inno­va­tiv, modern, welt­läu­fig kon­no­tier­ten) Eng­li­schen über­neh­men bzw. zitie­ren, statt die begehrte Idee kur­zer­hand und hemds­är­me­lig ins Deut­sche zu übertragen.

            Nicht, dass das gleich ein Welt­un­ter­gang bzw. kul­tu­rel­ler Car-​crash (sic!) wäre, aber sowas kommt von sowas. 😉

  2. Der Bei­trag ist zwar schon ein Jahr alt aber ich hatte gerade heute die­ses Thema mit mei­ner Toch­ter und möchte mich des­halb dazu eben­falls äußern.
    Ich bin Jahr­gang 1963 und habe an einem Gym­na­sium in Bay­ern zwi­schen 1974 und 1979 gelernt, die kor­rekte Schreib­weise sei „nach Hause“ aber zwin­gend „zuhause“.

    1. Die Kom­men­tar­funk­tion ist ja nicht geschlos­sen wor­den, also warum nicht kom­men­tie­ren? Aber es sei hier noch­mals auf die exter­nen Ver­weise im Bei­trag hin­ge­wie­sen, so hier noch­mals auf den zu korrekturen.de. Danach ist die Zwei­wort­schrei­bung eine Emp­feh­lung, die Ein­wort­schrei­bung aber nie „zwin­gend“ gewesen!

      Einen Gruß an Ihre Tochter!

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