In der Wortwahl vergriffen: völkisch

Deleaturzeichen

Es gibt Wör­ter, bei deren Gebrauch man sich ver­grei­fen kann, weil sie unan­ge­mes­sen oder im jewei­li­gen Zusam­men­hang schlicht falsch sind. In loser Folge wer­den hier sol­che Wör­ter unter die Lupe genom­men. Heute wid­men wir uns dem Begriff „völ­kisch“.

Völkisch: Frauke Petry hat das Wort

Titelblatt Völkischer Beobachter
Soll es so wie­der wer­den? Titel­blatt der ers­ten Aus­gabe nach der Über­nahme durch die Natio­nal­so­zia­lis­ten vom 25. Dezem­ber 1920 (His­to­ri­sches Lexi­kon Bayerns)

In einem Gespräch mit der Sonn­tags­aus­gabe der Zei­tung Die Welt vom 11. Sep­tem­ber 2016 äußerte Frauke Petry von der Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD), dass sie den Begriff „völ­kisch“ neu beset­zen möchte – und zwar posi­tiv! Wört­lich sagte sie dort, dass man „daran arbei­ten [müsse], dass die­ser Begriff wie­der posi­tiv besetzt ist“. Und wei­ter: „Ich benutze die­sen Begriff zwar selbst nicht, aber mir miss­fällt, dass er stän­dig nur in einem nega­ti­ven Kon­text benutzt wird.“ Sie habe ein Pro­blem damit, „dass es bei der Äch­tung des Begrif­fes ‚völ­kisch’ nicht bleibt, son­dern der nega­tive Bei­geschmack auf das Wort ‚Volk’ aus­ge­dehnt wird“. Der Begriff „völ­kisch“ sei letzt­lich „ein zuge­hö­ri­ges Attri­but“ zum Wort „Volk“, sagte Petry.

Nun, wid­men wir uns doch ein­mal dem Begriff und des­sen Herkunft.

Der Duden über den Begriff „völkisch“

Der Duden über „völ­kisch”: „1. (natio­nal­so­zia­lis­tisch) (in der ras­sis­ti­schen Ideo­lo­gie des Natio­nal­so­zia­lis­mus) ein Volk als ver­meint­li­che Rasse betref­fend; zum Volk als ver­meint­li­che Rasse gehö­rend“ und „2. (ver­al­tet) national“.

Hier wird schon ein­mal ein­deu­tig, aus wel­cher Ecke der Begriff kommt.

Die Hintergründe des Völkischen

Ein sehr aus­führ­li­cher Arti­kel der Bun­des­zen­trale für poli­ti­sche Bil­dung vom 7. Juli 2016 weist dar­auf hin, dass „die Geschichte, Ziele und Prot­ago­nis­ten der ‚Völ­ki­schen‘ […] heute nahezu unbe­kannt [sind], obwohl sich viele Rechts­extreme auf die völ­ki­sche Bewe­gung bezie­hen“, und bie­tet aus­führ­li­ches Hin­ter­grund­wis­sen mit zahl­rei­chen Quellenangaben.

Ohne hier auf Details ein­ge­hen zu wol­len, wird nach der Lek­türe jedoch deut­lich, „dass die völ­ki­sche Bewe­gung nicht nur das ‚unmit­tel­bare Vor­spiel des Hit­ler­tums‘ ist, son­dern deren Denk­mus­ter über den Natio­nal­so­zia­lis­mus hin­aus­rei­chen, also in die Jahr­zehnte vor 1918 und seit 1945“.

Völkisch: auf den Müllhaufen der Geschichte damit!

Suchbefriff verbotszeichen Ausländer
Wer sol­che Such­be­griffe ein­gibt, denkt völ­kisch und wählt wohl AfD (Bildschirm-​Schnappschuss des Kon­troll­zen­trums von Ronalds Notizen)

Wer sich wie Frauke Petry von der AfD bewusst auf eine sprach­li­che Ebene begibt, des­sen Wur­zeln weit über den Natio­nal­so­zia­lis­mus hin­aus­rei­chen, der/​die würde sich in Zukunft auch nicht scheuen, Begriffe wie „Arier­nach­weis“, „Ras­sen­schande“ oder „Volks­feind“ zu ver­wen­den. Alle­samt Begriffe, die eigent­lich auf den Müll­hau­fen der Geschichte gehö­ren, ebenso wie Bewe­gun­gen, Par­teien und deren Funk­tio­näre, die sol­che Wör­ter wie­der popu­lär machen wol­len – wenn es nicht Ewig­gest­rige gäbe, die sie immer wie­der her­vor­ho­len wollen!

(Mehr zur AfD? Siehe auf Ronalds Noti­zen: „Eine Alter­na­tive für Deutsch­land?“!)

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

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