Vom Tod des Lexikons und der menschlichen Dummheit

Aufgeschlagenes Buch

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Tod des Lexikons und der menschlichen Dummheit? Eine Radiosendung gibt humorvollen Aufschluss.

Brockhaus Lexikon
Brockhaus’ Konversations-Lexikon, etwa 1928 (Jan van der Crabben über Wikimedia Commons)
Immer weniger Menschen haben ein Lexikon (vom griechischen lexis, auf Deutsch für „Wort“) zu Hause im Bücherregal. Brockhaus’ oder Meyers Konversations- bzw. Universallexika galten einst als „Substrat menschlichen Wissens“. Gleich­zeitig waren sie eine „Materialisation der zugleich traurigen und hoffnungsvollen Vorstellung, dass die Menschheit alles wissen könne“. Doch gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Tod des Lexikons und der (Zunahme der) menschlichen Dummheit?

Vom Tod des Lexikons und der menschlichen Dummheit

Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit.

Das schrieb Ödön von Horváth als Motto zu „Geschichten aus dem Wiener Wald“ (siehe „Die Unendlichkeit der Dummheit“ in Ronalds Notizen).

Die sehr vergnüglich zu hörende Radiosendung des Bayerischen Rundfunks „Die menschliche Dummheit und der Tod des Lexikons“ von Ulrich Bassenge vom 17. August 2021, eine Produktion von 2018, widmet sich der Erkundung dieses Zusammenhangs anhand vieler Beispiele. Darunter auch die „Universalenzyklopädie der menschlichen Dummheit“ von Gustave Flaubert, der einen solchen Zusammenhang bereits im Titel manifestierte. Und ja, dieses Werk gibt es wirklich!

Der Schriftsteller [Gustave Flaubert; Erklärung des Autors] musste nicht mehr erleben, wie die große und sinnlose Idee des Lexikalischen in der Postmoderne zur Entschuldigung für Beliebigkeit verkam. Einmal mehr widmet sich Ulrich Bassenge der Volksbildung in Zeiten der Dummheit, wohl wissend, dass die Schlacht verloren ist.

Da hilft übrigens auch die Wikipedia nicht mehr.

(Siehe hier etwa auch „Von Bildung ausgeschlossen“ und „Bildungsnotstand? Bildungsnotstand!“ sowie in meinen Notizen das Schlagwort „dummheit“)

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

2 Kommentare

  1. Wir haben halt immer mehr Fach­idio­ten, die von immer weni­ger immer mehr wissen. 

    Dabei geht dann Über­blick flöten. 

    Das Stu­dium wird ver­schult und ver­kürzt (vor­her schon die Schule redu­ziert), so dass für umfas­sende Bil­dung wenig Zeit bleibt. 

    Es gibt sicher­lich noch weit mehr Gründe.

    1. Nun ja, es geht in die­sem Bei­trag nicht unbe­dingt um Bil­dung, auch wenn er unter dem Schlag­wort „Bil­dung“ ein­ge­stellt wurde, son­dern um die Mög­lich­kei­ten, sich (ergän­zen­des) Wis­sen mit­tels Nach­schla­ge­wer­ken anzu­eig­nen, und um den Kampf gegen die mensch­li­che Dumm­heit, die sich nur bedingt durch Bil­dung bekämp­fen lässt. Mensch­li­che Dumm­heit ist zwar häu­fig, aber nicht immer eine Folge man­geln­der Bil­dung. Sie scheint mir im Men­schen ange­legt, aber nicht unüber­wind­bar zu sein. Und über die Män­gel unse­res Bil­dungs­sys­tems ist schon häu­fig zurecht lamen­tiert wor­den, hier auch; siehe „Lese­kom­pe­tenz man­gel­haft!“. Eine aka­de­mi­sche Autoren­an­frage wie diese im Bei­trag „ Bil­dungs­not­stand? Bil­dungs­not­stand!“ oder ein Kom­men­tar wie hier in „‚haubt Sache‘ Hass, koste es, was es wolle!“ las­sen sich nicht unbe­dingt nur durch man­gelnde Bil­dung erklären.

      Ich emp­fehle drin­gend, die Sen­dung zu hören!

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