Das Buchstabieralphabet, auch Buchstabiertafel genannt, soll erneuert werden. Städte- sollen Vornamen ersetzen. So könnte es zukünftig statt „B wie Berta“ „B wie Berlin“ heißen.
Sie kennen das: „A wie Anton, B wie Berta“ usw.: das Buchstabieralphabet, auch Buchstabiertafel, Telefon-, Funk-, Flieger- oder kaufmännisches Alphabet genannt. Es dient dazu, schwer verständliche Wörter zu buchstabieren. Es gibt sie in vielen verschiedenen Sprachen. Selbst die österreichische und die deutsche Version weisen Unterschiede auf. Außerdem existiert das Internationale Buchstabieralphabet der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO (International Civil Aviation Organization), das NATO- bzw. ICAO/NATO-Alphabet. Dies gibt Wörter vor, die in fast allen Sprachen verständlich sind. So heißt es dort etwa „A wie Alfa“, „B wie Bravo“, „C wie Charlie“ usw.
Geschichte des deutschen Buchstabieralphabets
Die allererste deutsche Buchstabiertafel entstand bereits mit dem Berliner Telefonbuch in der Ausgabe von 1890/91. Damals hat man den Buchstaben einfach Zahlen zugeordnet. Sie können sich aber vorstellen, dass dieses Verfahren auf Dauer zu kompliziert war. Seit 1903 gab es Namen für Buchstaben. Dieses Konzept ist sowohl mnemotechnisch überlegen als es auch dem eigentlichen Zweck besser entspricht: präzise Textinformationen störungstolerant weiterzugeben. Damals hieß es allerdings noch beispielsweise „A wie Albert“.
Die erste größere Änderung erfolgte 1934 unter dem NS-Regime, das alle „jüdischen“ Namen ersetzte: Aus David wurde Dora, aus Nathan Nordpol, aus Samuel Siegfried. Nach 1945 wurde die Tafel mehrmals überarbeitet, doch Nathan blieb draußen, der Nordpol aber drin. Interessant in diesem Zusammenhang dürfte auch sein, dass bislang vor allem Vornamen („D wie Dora“, „E wie Emil“) vorkommen, und zwar 16 Männer- und nur sechs Frauennamen!
Als im November 2019 der baden-württembergische Antisemitismus-Beauftragte forderte, dass auch das N in der DIN 5009 wieder durch das ursprüngliche „Nathan“ ersetzt werden sollte, nahm dies das Deutsche Institut für Normung (DIN) als Anregung, bereits 2020 und damit früher als geplant die Regelung dahingehend zu überprüfen und eine neue Fassung zu erarbeiten.
Neues Buchstabieralphabet soll kommen
Aktuell gültig ist noch das Buchstabieralphabet in der Fassung von 1996 der deutschen Norm DIN 5009 mit der Ergänzung „Eszett“ für „ß“. Am 30. Juli 2021 veröffentlichte der DIN e. V. eine Entwurfsfassung für eine Neufassung dieser Norm: die neugestaltete „Deutsche Buchstabiertafel für Wirtschaft und Verwaltung“. Da es nicht möglich sei, alle relevanten ethnischen und religiösen Gruppen und dann auch noch geschlechtergerecht ausgewogen darzustellen, seien Städtenamen ein guter Kompromiss.
In der Ankündigung heißt es:
Im zur Kommentierung veröffentlichten Entwurf ersetzt die neue Buchstabiertafel – als Teil der DIN 5009 – die alten Vornamen durch Städtenamen und orientiert sich dabei an den bekannten deutschen Kraftfahrzeugkennzeichen. Bis auf wenige Ausnahmen setzt die neue Tafel dabei auf die einbuchstabigen Kraftfahrzeugkennzeichen wie zum Beispiel „F für Frankfurt“. Der Vorschlag berücksichtigt somit bereits gelernte und schnell merkfähige Begriffe, die fest im Sprachgebrauch verankert sind.
Noch stehen die Änderungen aber nicht fest. Das DIN lädt alle Interessierten ausdrücklich dazu ein, ihre Ideen und Kommentare zum Entwurf der DIN 5009 und den Vorschlag für das neue Buchstabieralphabet einzubringen.
Dass diese schon jetzt bei einigen Leuten nicht gut ankommen, zeigen die Kommentare zum „Welt“-Artikel. Aber kennen wir das nicht schon vom „Gendern“?
Das aktuelle Buchstabieralphabet nach DIN 5008
A wie Anton (Fassung 2020 ohne NS-Eingriffe: Albert)
Ä wie Ärger
B wie Berta (Fassung 2020 ohne NS-Eingriffe: Bernhard)
C wie Cäsar
Ch wie Charlotte
D wie Dora (Fassung 2020 ohne NS-Eingriffe: David)
E wie Emil
F wie Friedrich
G wie Gustav
H wie Heinrich
I wie Ida
J wie Julius (Fassung 2020 ohne NS-Eingriffe: Jakob)
K wie Kaufmann (Fassung 2020 ohne NS-Eingriffe: Katharina)
L wie Ludwig
M wie Martha (Fassung 2020 ohne NS-Eingriffe: Marie)
N wie Nordpol (Fassung 2020 ohne NS-Eingriffe: Nathan)
O wie Otto
P wie Paula
Q wie Quelle
R wie Richard
S wie Samuel
Sch wie Schule
T wie Theodor
U wie Ulrich
Ü wie Übermut (Fassung 2020 ohne NS-Eingriffe: Überfluss)
V wie Viktor
W wie Wilhelm
X wie Xanthippe
Y wie Ypsilon
Z wie Zacharias
Weitere Verweise
- DIN e. V.: „F wie Frankfurt – Vorschlag für neue Buchstabiertafel mit Städtenamen“ vom 30. Juli 2021,
- Wikipedia: Buchstabiertafel. Hier finden Sie übrigens auch eine Übersicht über alle bisherigen Änderungen seit der Kaiserzeit von 1905!
- Die Meldung der „Welt“: „B wie Berlin? Neues Buchstabier-Alphabet soll kommen“ vom 18. August 2021
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