Kürzlich erschienen die Ergebnisse der letzten PISA-Studien. Deutschland findet sich in vielen Bereichen nur im Mittelfeld wieder. Dabei sei besonders die Lesekompetenz mangelhaft!
Deutschland kommt einfach nicht aus dem Mittelfeld heraus. Zumindest dann nicht, wenn es um die PISA-Studien geht. Was das Leseverständnis anbelangt, so habe sich die deutsche Schülerschaft zwar im europäischen Durchschnitt verbessert, ebenso in Mathematik und in den Naturwissenschaften. Verschlechtert hätten sich im internationalen Vergleich aber die Werte für genau diese Fächer! Deutschland profitiert also nicht vom besseren Abschneiden, sondern davon, dass Länder mit ehemals guten Ergebnissen sich nun verschlechtert hätten.
Was sind die PISA-Studien?
Die PISA-Studien der OECD (englisch: Organisation for Economic Co-operation and Development, französisch: Organisation de coopération et de développement économiques, OCDE, deutsch: Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OWZE) sind internationale Schulleistungsuntersuchungen, die seit dem Jahr 2000 in dreijährlichem Turnus in deren Mitgliedstaaten und einer zunehmenden Anzahl von Partnerstaaten durchgeführt werden. PISA ist ein Akronym, das in Englisch für Programme for International Student Assessment (Programm zur internationalen Schülerbewertung) und in Französisch für Programme international pour le suivi des acquis des élèves (Internationales Programm zur Mitverfolgung des von Schülern Erreichten) steht. (Siehe für eine ausführliche Zusammenfassung des Wikipedia-Artikel „PISA-Studien“! Und nebenbei bemerkt: Die Studien haben nichts mit der italienischen Stadt Pisa zu tun, weshalb die Kleinschreibung „Pisa-Studien“ auch nicht statthaft ist.)
Getestet werden Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 Jahren aus 79 Ländern. Mit etwa 600 000 Teilnehmern war diese die bislang umfangreichste Studie. In Deutschland haben etwa 5500 Schüler und Schülerinnen aus mehr als 220 Schulen teilgenommen. Der Schwerpunkt lag diesmal bei der Lesekompetenz.
Lesekompetenz mangelhaft
Problematisch wirken sich vor allem leistungsschwache Schüler/-innen aus. Mehr als 20 Prozent von ihnen erreichte nur eine Lesefähigkeit auf Grundschulniveau! Zwar liege Deutschland damit unter dem OECD-Durchschnitt von 22,6 Prozent und bei den leistungsstarken Jugendlichen liege der Wert sogar bei 11,3 Prozent (bei einem OECD-Durchschnitt von 8,7 Prozent), doch schnitten andere Länder noch viel besser ab. Darunter neben Finnland (das zwar im Langzeittrend verloren hat, aber immer noch europäischer Spitzenreiter ist), Kanada und den USA sogar Estland! Österreich und die Schweiz liegen übrigens hinter Deutschland und noch hinter Frankreich und den Niederlanden.
Worum geht es bei der Lesekompetenz?
Bei der Lesekompetenz geht es darum, ob jemand einen Text verstehen und die Informationen daraus reflektieren kann. Und darum, ob Sätze einen Sinn ergeben oder nicht. Dabei passt sich der Schwierigkeitsgrad dem Niveau der Jugendlichen an. Wenn jemand häufig falsche Antworten gibt, flacht das Niveau ab, wer die Aufgaben richtig löst, erhält schwierigere Fragen. Diesmal wurden die Schülerinnen und Schüler auch befragt, wie gern sie lesen. Mehr als die Hälfte der 15-Jährigen gab hierbei an:
Ich lese nur, wenn ich muss.
Nur knapp ein Viertel gab an, dass sie auch gern über Bücher redeten, aber mehr als ein Drittel:
Für mich ist Lesen Zeitverschwendung.
Bei der Lesekompetenz erreichten Mädchen insgesamt deutlich bessere Werte als Jungen, wobei die Lücke zwischen den Geschlechtern abgenommen habe. Allerdings läge dies daran, dass sich die Resultate für die Mädchen verschlechtert hätten. Insgesamt also: Lesekompetenz mangelhaft!
Bildungsgleichheit: mangelhaft
In Deutschland sei die Lesekompetenz sehr stark vom sozialen Status abhängig, und zwar signifikant stärker als im OECD-Durchschnitt. Wobei sich dieser Trend sogar noch verstärkt habe, allen Versprechungen unserer bildungspolitisch Verantwortlichen zum Trotz! Zwar haben sich die Anstrengungen im Bereich Bildung seit dem „PISA-Schock“ von 2000, als Deutschland zum ersten Mal an den Studien teilnahm und nur unterdurchschnittliche Werte abgeben konnte, verbessert, doch diese scheinen inzwischen verpufft zu sein.
Es kann doch eigentlich nicht so schwer sein, seinen Kindern hin und wieder vorzulesen oder noch besser regelmäßig z.B. abends vor dem Einschlafen. Von Nils Holgerson bis zu Räuber Hotzenplotz bis (sehr viel später) das Tagebuch der Anne Frank u.v.a.m. und mein Sohn las schon in der 1. Klasse sein erstes Buch alleine. Er war neugierig geworden. Später gab es dann mal eine Pause, in der er überwiegend Comics gelesen hat und ich befürchtete schon, dass sich das negativ auswirkt, aber heute ist er ein belesene junger Mann, der sich lesend fortbildet.
Ja, es ist ein Trauerspiel, zumal das Lesen von Büchern auch einen positiven Einfluss auf Grammatik und Rechtschreibung haben kann! Wer regelmäßig Bücher liest, käme weniger auf die Idee, z. B. Substantive klein und Adjektive groß zu schreiben, wie in letzter Zeit immer häufiger im Internet gesehen. Wen wundert es also, wenn mit der Lesekompetenz auch unsere Fähigkeit, gut und korrekt zu schreiben, verschwindet!
Danke für den Kommentar!