Das Unwort des Jahres 2017 heißt „alternative Fakten“. Das gab die aus Sprachwissenschaftlern bestehende Jury heute in Darmstadt bekannt. In der Begründung heißt es:
Die Bezeichnung „alternative Fakten“ ist der verschleiernde und irreführende Ausdruck für den Versuch, Falschbehauptungen als legitimes Mittel der öffentlichen Auseinandersetzung salonfähig zu machen. […] Der Ausdruck ist seitdem [seit der ersten Verwendung durch die Trump-Präsidentenberaterin Conway in den USA; der Autor] aber auch in Deutschland zum Synonym und Sinnbild für eine der besorgniserregendsten Tendenzen im öffentlichen Sprachgebrauch, vor allem auch in den sozialen Medien, geworden: „Alternative Fakten“ steht für die sich ausbreitende Praxis, den Austausch von Argumenten auf Faktenbasis durch nicht belegbare Behauptungen zu ersetzen, die dann mit einer Bezeichnung wie „alternative Fakten“ als legitim gekennzeichnet werden.
Für die Wahl zum Unwort des Jahres 2017 waren fast 700 Begriffe eingereicht worden. Kritisiert wurde auch der Gebrauch von „Shuttle-Service“ für die Seenotrettungseinsätze von Nichtregierungsorganisationen im Mittelmeer für Menschen, die in Schlauchbooten flüchten, erstmals vom innenpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Stephan Mayer geäußert. Mit diesem Ausdruck werde die Hilfe für Flüchtlinge diffamiert und
als eine Dienstleistung dargestellt, die Flüchtlinge erst zur lebensgefährlichen Flucht über das Mittelmeer ermuntere, was die Jury für zynisch hält. Der Ausdruck „Shuttle-Service“ steht stellvertretend für Tendenzen im öffentlichen Sprachgebrauch, die Grenzen des Sagbaren in eine menschenverachtende, polemisch-zynische Richtung zu verschieben.
Siehe auch
- Was sind eigentlich Fake-News?
- Gegen die Angstmacherei über das „Wörterbuch des besorgten Bürgers“
- In der Wortwahl vergriffen: rechte Sprache in den Medien
- Ronalds Notizen: Was Sie schon immer (nicht) wissen wollten (13) über „Gewinnwarnung“, das schon 2001 auf der Liste zum Unwort des Jahres stand
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