Irgendwie ist es Ihnen bestimmt schon aufgefallen, wie häufig besonders jüngere Menschen „irgendwie“ in Sätze einbauen. Dieses Wörtchen hinterlässt irgendwie eine Lücke im Satz. Daher: Reden Sie nicht um den heißen Brei herum und vermeiden Sie es!
Du hast recht gehabt wegen dem Wort. – Welchem Wort? – Dem Wort „irgendwie“. Du hat gesagt, dass all meine Freundinnen es irgendwie immer sagen, weißt du noch? – Doch, das sagen sie irgendwie auch immer. – Das ist so krank! Ich hab das früher irgendwie gar nicht so bemerkt, dass sie irgendwie keinen Satz mehr sagen können, ohne dass irgendwie „irgendwie“ auftaucht. Dabei bedeutet das ja irgendwie gar nichts! Das ist irgendwie … wie irgendwie lauter leere Stellen irgendwie, so mitten in 'nem Satz. Und das müllen die alles so zu.
Dieser Dialog zwischen der kleinen Mina, dargestellt von Lilah Fitzgerald, und Tomas, dargestellt von James Franco, findet in dem Film „Every Thing Will Be Fine“ vom Wim Wenders statt. Er weist auf eine sprachliche Eigenart hin, der tatsächlich viele unterliegen. Auch wenn sie im Hinblick auf die Fälle, hier: die Vermeidung des Genitivs, noch nicht so firm ist, ist die an dieser Stelle des Films Achtjährige doch helle genug, um hohle Sprache zu erkennen.
Irgendwie leere Stellen in einem Satz
Während sehr häufig sogar Menschen mit akademischer Bildung durch die übertriebene und zudem falsche Verwendung des Wörtchens „wo“ auffallen, sind es in diesem Fall und hierzulande hauptsächlich Anfang- und Mittzwanziger, die sogenannten Twenty-Somethings, früher auch Twen genannt. Entweder laborieren sie gerade an (den Hintergründen) einer Aussage eines Satzes herum, den sie (gerade nicht) erklären können, oder eine Aussage soll vage bleiben, um sich nicht erklären zu müssen. Dadurch entstehen tatsächlich „leere Stellen“ in einem Satz, der Inhalt und damit die Aussage des Satzes bleiben unvollständig.
Somehow, you know
Ich habe den Film in der deutschen Synchronisation gesehen, im US-amerikanischen Original bezieht sich das Mädchen wahrscheinlich entweder auf „somehow“ oder auf „kind of“ bzw. „kinda“, ein Slang-Wort als Abkürzung von „kind of (a)“. Möglicherweise kämen auch „like“ oder „sort of“ infrage. Was diese und die deutsche Verwendung eint: Es sind Sprechblasen par excellence! (Siehe zu den englischen Entsprechungen „irgendwie“ im LEO-Wörterbuch!)
Dass sich US-Amerikaner auch gern mittels „you know“ vor einer Aussage drücken, indem sie etwas als bekannt voraussetzen, stünde auf einem anderen Blatt … Aber zurück zum Deutschen und zu anderen häufig gebrauchten, aber sinnlos gewordenen Wörtern.
Quasi sozusagen
Zu den oft benutzten Wörtern, die aber meist nur (noch) rhetorischen Charakter haben, zählen auch „sozusagen“ und „quasi“. Beide sind synonym verwendbar und bedeuten etwa „gleichsam, gewissermaßen, wie man es auch ausdrücken könnte“, aber auch „in gewissem Grad, in gewisser Weise, so gut wie, mehr oder weniger”. Sie wenden sie an, wenn Sie nach einer geeigneten Formulierung suchen oder wenn eine Aussage auch anders formuliert werden könnte. Ein Beispiel: In einer E‑Post schrieb ich kürzlich über den brasilianischen Gitarristen und Komponisten Baden Powell, dass er seit Mitte der 1960er-Jahre „quasi von einem Jazzfestival zu nächsten gereicht“ worden sei. Statt „quasi“ hätte ich auch „sozusagen“ schreiben können.
Natürlich wurde er in Wirklichkeit nicht von einem Jazzfestival zum nächsten „gereicht“, deshalb sind diese Adverbien sinnvoll! Hätte ich aber geschrieben, dass er „sozusagen/quasi zu sehr vielen Festivals eingeladen wurde“, sind diese sinnlos, denn ich beschreibe ja eine Tatsache, die so und nicht anders formuliert werden kann. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will?
Vermeiden Sie Worthülsen und Füllwörter!
Wenn Sie also etwas schon völlig und sozusagen „druckreif“ ausformuliert haben, können Sie sich die Verwendung solcher Füllwörter sparen. Sie wären dann nämlich nur noch leere Worthülsen und Fehl am Platz! Und das muss doch irgendwie und sozusagen nicht sein, oder?
(Siehe hier auch noch „Wozu sind eigentlich Modalpartikel gut?“!)
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