Jedes Jahr wählt der Langenscheidt-Verlag das Jugendwort des Jahres. Beziehungsweise lässt wählen. Nun steht es für das Jahr 2021 fest. Es lautet „cringe“.
Nachdem zum Jugendwort des Jahres 2020 das Wort „lost“ gewählt wurde, ursprünglich englisch für „verloren, verschollen, verschwunden“, meint es in der Jugendsprache „ahnungslos, ohne Plan, unentschlossen, unsicher“, stand nun auch die Wahl zum Jugendwort des Jahres 2021 an. Gestern Morgen verkündete der Langenscheidt-Verlag als Veranstalter das Ergebnis der Wahl: „cringe“.
Cringe?
Der Begriff beschreibt etwas Peinliches oder Unangenehmes, drückt aber auch Fremdscham aus. Er kommt aus dem Englischen und bedeutet als Verb to cringe „zusammenzucken, erschauern“. Das Wort setzte sich bei der finalen Abstimmung des Langenscheidt-Verlags mit 42 Prozent der Stimmen durch, wie das Unternehmen am Montag in Stuttgart mitteilte. Schon im vorigen Jahr war das Wort vertreten; es landete aber nur auf dem zweiten Platz.
Angeblich beteiligten sich bei der seit dem 14. Juni laufenden Wahl rund 1,2 Millionen Jugendliche.
Weitere Vorschläge
Neben „cringe“ waren am Ende auch die Begriffe „sheesh“ und „sus“ übriggeblieben. „Sheesh“ drückt Erstaunen oder Ungläubigkeit aus, das Wort „sus“ heißt so viel wie „verdächtig“ oder „auffällig“; siehe die englischen Wörter suspect und suspicious.
Zum Erstaunen vieler Nichtjugendlicher wurden aber auch „Geringverdiener“ und „Mittwoch“ vorgeschlagen. (Siehe hierzu: „Susanne Daubner: ‚Tagesschau‘-Sprecherin liest Jugendwörter vor und landet Tiktok-Hit“ beim RND RedaktionsNetzwerk Deutschland vom 20. August 2021.)
Kritik am Jugendwort
Neben der Kritik am Verlag (die Wahl wurde in der Vergangenheit mitunter als Werbeaktion des Verlages kritisiert) gibt es aber auch solche gegenüber den Vorschlägen.
Ist unter den Vorschlägen in diesem Jahr „Geringverdiener“ äußerst kritikwürdig, das hier für einen Loser, aber auch für „Opfer“ steht, war es in der Vergangenheit das Wort „hartzen“, das 2009 zum Jugendwort des Jahres gewählt wurde. (Siehe hierzu „In der Wortwahl vergriffen: hartzen“!)
Wer zudem einmal die Abstimmungsseite im WWW aufsuchte, wird schnell festgestellt haben, dass außer der Eingabe des Alters kein Nachweis erbracht werden muss, ob dieses auch tatsächlich stimmt. Es könnten sich also auch Erwachsene beteiligen!
Es geht auch kreativer und humorvoller!
Wesentlich kreativer kam das „Lexikon der Szenesprachen“ daher. In dieses „Szenesprachenwiki“, einem leider längst eingestellten Gemeinschaftsprojekt von Dudenverlag und Trendbüro, fanden eine ganze Reihe von äußerst humorvollen Ausdrücken Einzug. So etwa das „Arschfax“, das jede(r) bestimmt schon einmal gesehen hat.
Weitere Verweise
- Langenscheidt-Verlag: „Jugendwort des Jahres 2021“ und
- „Jugendwort des Jahres 2020“
Wenn man diese Begriffe nicht kennt, ist das vielleicht ein erstes Zeichen, dass man zu wenig Kontakt zur Jugend hat oder zumindest nicht zu dem Teil, der dieses Vokabular benutzt.
Arschfax kannte ich noch nicht. Lustig!!
Geht mir ähnlich, aber dieser „Arschfax“-Beitrag ist doch schon fast uralt!