Wie der den Wettbewerb ausrichtende Wörterbuchverlag gestern mitteilte, wurde „Smash“ zum Jugendwort des Jahres 2022 gewählt. Am Sprachgebrauch vorbei?
An der Wahl und der Vergabe des Jugendworts des Jahres gibt es immer wieder Kritik. So auch in diesem Jahr. Wie der Langenscheidt-Verlag gestern mitteilte, wurde „Smash“ zum diesjährigen Jugendwort gewählt.
„Smash“?
Ursprünglich bedeutet das eigentlich englische Wort „zerschmettern, zertrümmern, zerschlagen“. In der erweiterten Bedeutung heißt es aber auch so viel wie „jemanden abschleppen“ oder „mit jemandem Sex haben“. Hier habe es sich aus dem Spiel „Smash or Pass“ entwickelt, bei jemand bekannte Personen nach ihrem Aussehen bewertet. Diese können als Smash angenommen oder als Pass abgelehnt werden. Ein Smash kann nach Angaben des Verlags auch eine Person sein, mit der man unverbindlichen Sex hat.
Neu ist das Wort allerdings nicht. „Smash or Pass“ soll schon in den späten 2010er-Jahren in verschiedenen Foren in Umlauf gewesen sein.
Nur eine Werbeaktion?
Doch auch immer wieder gibt es Kritik an der Wahl des Jugendworts. Nicht nur an denen des jeweiligen Jahres, sondern an der Aktion überhaupt! Handelt es sich hierbei nicht um eine geschickte Werbeaktion des Verlags? Wer kennt und benutzt die Wörter überhaupt? Und: Warum dürfen Jugendliche nicht selbst über das Jugendwort des Jahres abstimmen, sondern eine Erwachsenen-Jury unter der Leitung des Langenscheidt-Verlags, die das jeweilige Wort auswählte?
Nun, zumindest Letzteres ist inzwischen behoben: Seit zwei Jahren können Jugendliche selbst darüber entscheiden. In einem dreistufigen Online-Wahlverfahren konnten sie Vorschläge für das Jugendwort des Jahres 2022 einreichen und darüber abstimmen, welche Wörter „safe“ in die Top drei kommen, wie es bei Langenscheidt heißt. Neben „Smash“ waren das in diesem Jahr übrigens „bodenlos“ für „unglaublich schlecht, mies“ und „Macher“ für jemand, der Dinge anpackt. „Smash“ setzte sich mit 43 Prozent klar als Gewinner durch, auf dem zweiten Platz folgt mit 33 Prozent „bodenlos“ und 24 Prozent der Stimmen erhielt „Macher“.
Reichlich Stoff für Glossen zum Thema
Nicht verwunderlich in diesem Zusammenhang ist, dass sich die Medien auf die Wahl stürzen. Zwei besonders gelungene Beispiele in Form von zwei Glossen:
- Doris Anselm vom Radiosender rbbKultur schlägt das Jugendwort sozusagen mit seinen eigenen Mitteln: „Glosse – Jugendwort des Jahres 2022: ‚Smash‘“,
- während Dominic Konrad und Samira Straub vom Sender SWR2 Jugendwörter mit Klassikern der Literatur erklären: „Jugendworte einfach erklärt: Klassiker der Literatur“.
Beide Beiträge sind sehr lesens- bzw. hörenswert!
Siehe hier auch
- „In der Wortwahl vergriffen: hartzen“ über das unselige Jugendwort 2009
- Cringe, das Jugendwort des Jahres 2021
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