Was haben die Buche, Buchstaben und das Buch gemeinsam, außer ihrem Wortstamm? Vielleicht einen gemeinsamen Ursprung? Der Autor forscht nach.
Ein Buchstabe ist als Schriftzeichen Teil eines Alphabets. Insbesondere gedruckte Buchstaben werden als Lettern bezeichnet (von lateinisch littera und mittelhochdeutsch litter für „Buchstabe“), ebenso wie die einzelnen Drucktypen in der Zeit des Handsatzes. Das inzwischen veraltete Wort Litera für „(Druck)buchstabe“ zeugt noch von diesem Ursprung. Doch was haben die Buche, der Buchstabe und das Buch außer dem Wortstamm gemeinsam?
Der Baum und die Schreibtafeln
Bereits im Althochdeutschen bezeichnet buohha die Buche, buoh ein Buch oder Schriftstück und buohstap (mittelhochdeutsch buohstab oder buohstabe) einen Buchstaben oder das gesamte Alphabet. Unter einem Buch verstand man hierbei wohl Schreibtafeln aus Holz. Das Wort für den Baum und das Wort für die daraus verfertigten Tafeln haben vermutlich den gleichen Ursprung.
Der Baum und die Buchstaben
Das Wort buohstab nun ist eine Zusammensetzung aus germanisch *bōk- für „Buch“ und *staba- für „Stab, Rune, Buchstabe“ und bedeutet im Althochdeutschen „Buchschriftzeichen“. Die überlieferten Belege wurden ausschließlich für die lateinische Buchschrift verwendet. Da *staba- auch „Rune“ heißt und in germanischer Zeit Holzstäbe mit Runenzeichen zur Vorhersage der Zukunft gebräuchlich wurden, ist es wahrscheinlich, dass vor der Ausbreitung der lateinischen Schriftkultur die „Buchstaben“ Runenzeichen waren. Die Verbindung von buohha für „Buche” und buohstab ist auch deshalb naheliegend. Dazu passt eine mögliche, aber nicht weiter überprüfbare Deutung der gemeinsamen Ausgangsform des indogermanischen *bhāg- als „Los-, Schicksalsanteil“. Die Buche ist dann ein Los- oder Schicksalsbaum, weil man seine Zweige mit den eingeritzten Zeichen, den Buchstaben, zur Deutung des Schicksals nutzte.
Nach einer anderen Theorie allerdings geht der Ausdruck „Stab“ auf den kräftigen Zentralstrich der Runen zurück, mit dem sie jeweils gebildet werden. Anzweifeln lässt sich auch die Verbindung zwischen „Buche“ und „Buchstabe“, denn der Ausdruck „Buchstabe“ sei für die im Buch gebräuchlichen lateinischen Schriftzeichen verwendet worden, nicht aber für die germanischen Runenzeichen, die im Altnordischen beispielsweise stafr und rūnastafr hießen.
(Siehe hierzu auch: Duden – Das Herkunftswörterbuch, Berlin 2013)
Schöner Beitrag. Das kann wirklich helfen.
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Vielen Dank fuer die Recherche.
Ich dachte immer es haette mit der Form der Keimblaetter der Buche zu tun. Hier auf Wikipedia hat's ein Bild eines Buchensproesslings: https://de.wikipedia.org/wiki/Kotyledone.
Nun ja, das scheint mir doch etwas unwahrscheinlich und weit hergeholt zu sein.