Genau!

Deleaturzeichen

Immer häu­fi­ger höre ich in Gesprä­chen mit mehr oder weni­ger bekann­ten Per­sön­lich­kei­ten, wie diese immer wie­der das im Titel genannte Wört­chen in ihre Aus­füh­run­gen ein­bauen. Genau! Was soll das?

Genau!

Ist es Ihnen auch schon auf­ge­fal­len: Sie hören im Radio oder im Fern­se­hen eine Sen­dung, in der eine mehr oder weni­ger bekannte Per­sön­lich­keit etwa zu ihrer Tätig­keit befragt wird, wobei diese immer wie­der das Wört­chen „genau“ in ihre Aus­füh­run­gen ein­fügt? Oder Sie hören das viel­leicht sogar wie­der­holt von einer oder einem Ihrer Bekannten?

Es klingt irgend­wie selt­sam. So, als ob diese Per­son ihren eige­nen Aus­sa­gen selbst nicht ganz zu trauen ver­mag und sich die­ser erst oder noch ein­mal selbst ver­si­chern muss. Oder um sich selbst und ihren Aus­sa­gen eine Bedeu­tung, eine Wich­tig­keit bei­zu­mes­sen, die sie ohne die­ses Wört­chen nicht hät­ten. (Um es ein­mal pro­vo­kant zu for­mu­lie­ren!) Auf jeden Fall klingt es selt­sam und umso selt­sa­mer, je häu­fi­ger es wie­der­holt wird. Offen­bart es nicht gar eine kolos­sale Unsi­cher­heit? (Um es noch ein­mal pro­vo­kant zu formulieren!)

Völ­lig aber­wit­zig wird es. wenn jemand seine Aus­füh­run­gen mit die­sem Wört­chen beginnt, wie kürz­lich wäh­rend einer Gesprächs­runde im Radio gehört. Hier diente es nicht etwa zur Bestä­ti­gung des Gesag­ten des Vor­red­ners, wie es zu erwar­ten gewe­sen wäre. Nein, es hatte den Anschein, als ob der Dis­ku­tant damit sei­nen fol­gen­den Aus­füh­run­gen gleich zu Beginn eine Mess­latte set­zen wollte, die nicht mehr über­sprun­gen wer­den könne. Oder solle!

Auch wenn der „Sprach­feh­ler“ gram­ma­tisch nicht so gra­vie­rend ist wie der wie­der­holte und oft­mals völ­lig fal­sche Gebrauch des Wört­chens „wo“, so scheint es sich doch um eine Marotte zu han­deln, ähn­lich über­flüs­sig wie der über­mä­ßige Gebrauch von „irgend­wie“.

Genau!

Siehe auch

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

8 Kommentare

  1. Guten Tag Herr Filkas,

    dass über­haupt jemand sich mal die­ses The­mas annimmt, finde ich sehr erfreu­lich. Cha­peau! Ich glaube, dass das Wört­chen "genau" als Bin­dung im Rede­fluss die­nen soll. Es klingt ja auch nicht so schlecht wie die bekann­ten "ähhs" und "öhhs" in einem Vor­trag oder anderswo; man kann es sich schen­ken. Es ergibt ein­fach kei­nen Sinn.
    Apro­pos: Sinn­voll sein, Sinn erge­ben und SINN MACHEN wären eben­falls ein Thema. Ich habe bis heute noch nie­man­den getrof­fen, der Sinn MACHEN kann. Alles andere viel­leicht, aber kei­nen Sinn.

    Liebe Grüße und machen Sie wei­ter so

    1. Ein Bei­trag zum Thema „Sinn machen“ liegt durch­aus im Bereich des Mög­li­chen; werde dar­auf zurück­kom­men. Genau! 😉

      Danke für die Anre­gung und den Kommentar!

  2. Haha. Wir hat­ten gerade im Päd­ago­gen­kreis das "Sinn­ma­chen". Ich finde es eigent­lich nicht so schlimm, da vie­les frei aus der eng­li­schen Spra­che über­nom­men wird: That makes sense… oft unfein "it makes sense."
    Es. Was auch immer es ist. Hof­fent­lich kein böser Clown!
    Fran­zö­sich "il" für den, der Regen macht.
    Bei Poli­ti­kern und im Kul­tur­ra­dio "mit Kin­der" u.ä. zu hören finde ich viel seltsamer.
    Die Krach­ma­cher­straße ohne Kin­der ist wohl auch etwas zu ruhig. Das fasst mich total an. Wie­der der Clown? Oh! Dann lie­ber " es berührt mich ".
    Nut­zen wir For­mu­lie­run­gen nicht je nach Geschmack?
    Man­ches ist doch auch drol­lig in ande­ren Sprachen.
    Bin ich nicht auf deut­scher Höhe? Ich soll doch die Spra­che ver­mit­teln. Und die ist immer wie­der neu ver­knüpft mit den Spra­chen unse­rer Nachbarn.
    Das ist echt schwer. – Genau. – Ähh. Macht das Sinn?

    1. Nun ja, ob 1. unsere Spra­che tat­säch­lich „immer wie­der neu ver­knüpft mit den Spra­chen unse­rer Nach­barn“ ist und ob 2. „that/​it makes sense“ tat­säch­lich auch im Eng­li­schen guter Stil ist, möchte ich doch sehr infrage stel­len! Es mag Ihnen aber frei ste­hen, For­mu­lie­run­gen „je nach Geschmack“ zu nut­zen. Zumin­dest so lange, bis Sie damit (gehäuft) anecken, hihihi.

      Aber es geht in dem Bei­trag nicht ums „Sinn machen“ oder nicht, wes­halb ich bitte, von wei­te­ren Kom­men­ta­ren in diese Rich­tung abzu­se­hen und den noch zu erstel­len­den Bei­trag zu die­sem Thema abzuwarten!

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