Das „Powerpoint-​Genau“

Vor einer Weile hat­ten wir uns hier mit dem über­mä­ßi­gen Gebrauch des Füll­worts „genau“ beschäf­tigt. Inzwi­schen bin ich auf einen inter­es­san­ten Radio­be­trag gesto­ßen, des­sen Autor sich die­ses The­mas ange­nom­me­nen hat. Darin wird die­ses Phä­no­men auch als das „Powerpoint-​Genau“ bezeich­net. Erfun­den hat die­sen Begriff der Frei­bur­ger Lin­gu­ist Peter Auer. 

Das „Powerpoint-​Genau“

Laut der Linguistik-​Professorin Flo­rence Oloff ist „genau“ „eins der emble­ma­tischs­ten Füll­wör­ter im Deut­schen, weil es ein­fach so häu­fig ist. Es ist extrem häu­fig.“ Auch hier hat­ten wir uns bereits mit dem über­mä­ßi­gen Gebrauch von „Genau!“ beschäf­tigt.

Nun habe ich zufäl­lig einen inter­es­san­ten Radio­be­trag gefun­den, des­sen Autor Max Rau­ner sich ebenso die­ses The­mas ange­nom­me­nen hat. Darin wird die­ses Phä­no­men auch als das „Powerpoint-​Genau“ bezeich­net. Erfun­den hat die­sen Begriff der Frei­bur­ger Pro­fes­sor für Deut­sche und All­ge­meine Lin­gu­is­tik Peter Auer (siehe unten).

Eigent­lich dient „genau“ dazu, etwas zu prä­zi­sie­ren. Zum Bei­spiel: „Das Buch hat genau 399 Sei­ten“. In Dia­lo­gen hilft es zudem, Wis­sen aus­zu­tau­schen und abzu­glei­chen. Durch ein „genau“ könne man sich im Sinne von „‚So ist es doch, oder?‘ – ‚Genau, ja so ist es!‘“ gegen­sei­tig bestä­ti­gen. Inzwi­schen käme jedoch ein recht jun­ges sprach­li­ches Phä­no­men vor, das häu­fig in Vor­trä­gen oder Prü­fungs­si­tua­tio­nen auf­taucht: das „Powerpoint-​Genau“.

Laut Pro­fes­so­rin Oloff möch­ten die Vor­tra­gen­den mög­lichst viel Inter­es­san­tes und Rich­ti­ges sagen. Ein „genau“ tau­che dann auf, wenn die kogni­tive Leis­tung beson­ders hoch sei. Meist sei das zwi­schen ein­zel­nen Folien der Fall, denn hier müss­ten sich Gedan­ken oft neu ord­nen oder die spre­chende Per­son sich daran erin­nern, wel­che Inhalte als nächs­tes dran­kom­men. Daher die tref­fende Bezeich­nung „Powerpoint-​Genau“. Ein Akt der Selbst­ver­ge­wis­se­rung und ‑bestä­ti­gung, möchte man hinzufügen.

Dass der Radio­bei­trag schon über ein Jahr alt ist, belegt, dass das Thema „Füll­wör­ter“ die Sprach­for­schung schon län­ger beschäf­tigt. Deren Gebrauch wird von ihr zwar nicht prin­zi­pi­ell abge­lehnt, doch mahne man zu mäßi­gem Gebrauch.

Die Sendung und weitere Verweise

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

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