Erinnern oder sich erinnern?

Fragezeichen

Immer öfter lese ich Sätze, in denen das Verb „erin­nern“ vor­kommt, aber ohne des­sen reflek­tive Form mit „dich, mich, sich“. Ist das eigent­lich korrekt?

Erin­ne­rung ist in der Psy­cho­lo­gie das men­tale Wie­der­erle­ben frü­he­rer Erleb­nisse und Erfah­run­gen. Wenn wir sol­cher­lei in Erin­ne­rung rufen wol­len, grei­fen wir zum Verb „erin­nern“, das ein reflek­ti­ves Verb ist. Zumin­dest in die­sen Beispielsätzen:

Erin­nerst du dich noch an den hei­ßen Sommer?
Ich erin­nere Sie hier­mit an die aus­ste­hende Zahlung.

Immer häu­fi­ger begeg­nen mir in letz­ter Zeit jedoch Sätze wie

Erin­nerst du noch den hei­ßen Sommer?
Ich erin­nere hier­mit die aus­ste­hende Zahlung.

Umgangs­sprach­lich üblich ist die­ser Gebrauch des Verbs mit direk­tem Akku­sa­tiv­ob­jekt vor allem in Nord­deutsch­land. Aller­dings gilt er nicht als stan­dard­sprach­lich anerkannt!

Im Sinne von „wie­der an jeman­den, etwas den­ken“ ist nur die refle­xive Form mit Prä­po­si­tio­nal­ob­jekt kor­rekt. Oder mit Geni­tiv, wobei diese Form der geho­be­nen Spra­che angehört:

Ich erin­nerte mich mei­ner frü­he­ren Lehrerin.

Siehe auch

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

2 Kommentare

  1. Ich bin bald am Ver­zwei­feln, wie oft "erin­nern" wie im Eng­li­schen gebraucht wird. Gerade Medi­en­schaf­fende und auch Psy­cho­lo­gen lie­ben es, erin­nern neu­deutsch ohne sich/​dich usw. zu ver­wen­den. Sie füh­len sich damit wahr­schein­lich hipp und gebildet.…

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