Immer öfter lese ich Sätze, in denen das Verb „erinnern“ vorkommt, aber ohne dessen reflektive Form mit „dich, mich, sich“. Ist das eigentlich korrekt?
Erinnerung ist in der Psychologie das mentale Wiedererleben früherer Erlebnisse und Erfahrungen. Wenn wir solcherlei in Erinnerung rufen wollen, greifen wir zum Verb „erinnern“, das ein reflektives Verb ist. Zumindest in diesen Beispielsätzen:
Erinnerst du dich noch an den heißen Sommer?
Ich erinnere Sie hiermit an die ausstehende Zahlung.
Immer häufiger begegnen mir in letzter Zeit jedoch Sätze wie
Erinnerst du noch den heißen Sommer?
Ich erinnere hiermit die ausstehende Zahlung.
Umgangssprachlich üblich ist dieser Gebrauch des Verbs mit direktem Akkusativobjekt vor allem in Norddeutschland. Allerdings gilt er nicht als standardsprachlich anerkannt!
Im Sinne von „wieder an jemanden, etwas denken“ ist nur die reflexive Form mit Präpositionalobjekt korrekt. Oder mit Genitiv, wobei diese Form der gehobenen Sprache angehört:
Ich erinnerte mich meiner früheren Lehrerin.
Siehe auch
- Duden: erinnern | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft
- Wiktionary: erinnern
- Erinnern Sie sich noch an alte Wörter? Außer Betrieb: alte Wörter! An Letraset? Letraset: Schriftsatz für jedermann!
Ich bin bald am Verzweifeln, wie oft "erinnern" wie im Englischen gebraucht wird. Gerade Medienschaffende und auch Psychologen lieben es, erinnern neudeutsch ohne sich/dich usw. zu verwenden. Sie fühlen sich damit wahrscheinlich hipp und gebildet.…