Möchten Sie Von Einem Karriereberater Im Hinblick Auf Ein Vorstellungsgespräch Beraten Werden, Der Die Konsequente Großschreibung Anwendet? Zumindest Im Kopf Seiner Website?

Über die konsequente Kleinschreibung nach dem Beispiel vieler anderer Sprachen in lateinischer Schrift ist einmal diskutiert worden. Doch inzwischen ist es still darum geworden; die Diskussion um die geschlechtergerechte Sprache ist in den Vordergrund getreten.
Umso erstaunlicher, wenn in den Kopf der Startseite eines Karriereberaters der folgende Text eingebaut ist:
Wie Du In Deinem Nächsten Vorstellungsgespräch Überzeugst Und Deinen Traumjob Bekommst, Ohne Dich Zu Verstellen.
Das Wort „Ohne“ ist kursiv ausgezeichnet, stattdessen haben wir es hier fett umgesetzt. Aber die konsequente Großschreibung, das ist doch mal etwas ganz anderes! Ein Seitenhieb auf die Verfechter der konsequenten Kleinschreibung, von denen es immer noch einige gibt, die sie praktisch anwenden? Das Heischen nach Aufmerksamkeit? Ein Motto: Ich Bringe Dich Groß Raus?
Wir wissen es nicht. Und mögen es eigentlich auch gar nicht wissen. Denn mit einem Anschreiben anlässlich einer Bewerbung, in dem Sie diese permanente (und geradezu penetrante) Großschreibung anwenden, stechen Sie sicherlich hervor. Ob zum Guten, das können Sie sich denken. „Ohne Dich Zu Verstellen!“
(Siehe auch den Wikipedia-Beitrag über Kleinschreibung. Einen Beitrag über konsequente Großschreibung konnte ich trotz aller Bemühungen nicht finden.)
Schlimm. Mindestens so sehr wie die penetrante Kleinschreibung. Beides verursacht mir größtes Unbehagen.
An die konsequente (und für mich auch nicht „penetrante“!) Kleinschreibung könnte ich mich durchaus gewöhnen, jedenfalls eher als an dieses Beispiel. Ich habe in meinen Notizen selbst einige Texte in dieser Form verfasst oder zitiert, allerdings (fast) alle in den Bereichen „Lyrik und Prosa“. So habe ich einmal einen Traum versucht nachzuerzählen, wobei mir die Kleinschreibung als einzig wahre Möglichkeit erschien. Und das zitierte Dada-Gedicht von Hans Arp „Das bezungte Bett“ entfaltet seine Wirkung auch nur dank der Kleinschreibung. Hier noch ein eigenes Gedicht, das zudem noch ganz ohne Substantive (außer im Titel) und damit auch ohne ein groß geschriebenes Wort auskommt: „ein kommen und gehen“.
Ich würde allerdings tatsächlich nie einen Text nach dem obigen Beispiel verfassen, noch nicht einmal eine Überschrift!
Danke für Ihren ersten und hoffentlich nicht letzten Kommentar hier!
Lieber Ronald,
Lyrik ist ein eigenes Ding und besitzt ein natürliches Recht sui generis. Keine Frage.
Ich kann die Kleinschreibung in Alltagssprache akzeptieren, wenn mir der Kontakt als solcher wichtig ist. Allerdings nur innerlich grummelnd und widerwillig.
Wir wissen aber beide, dass in allzu vielen Fällen die Schreibung nicht einer wie auch immer legitimierten Intention folgt, sondern einfach nur gedankenlos hingeschludert ist. Die Medien sind voll davon.
Übrigens: Wir hatten schon einmal Kontakt. Allerdings hieß meine Webseite dazumal noch anders.
https://www.mchlksr.de/sprache/korrektur-tut-not/