Die Vorsilben Dys- bzw. dys- und Dis- bzw. dis- sehen zwar ähnlich aus, bedeuten aber nicht das Gleiche. Und werden auch nicht gleich ausgesprochen. Doch wann Dys- oder Dis-?
Zugegeben, die Präfixe Dys- oder Dis‑, egal ob in Groß- oder Kleinschreibung, verwenden wir nicht unbedingt häufig. Die Tatsache, dass sie zwar ähnlich aussehen, bedeutet aber nicht, dass sie das Gleiche bedeuten. Und ebenso wenig, dass sie gleich ausgesprochen werden.
Dys- oder dis-?
Der erste große Unterschied zwischen beiden Vorsilben ist schon einmal die Herkunft. Dys- stammt aus dem griechischen δύς (dys) für „schlecht“. Dis- hingegen kommt vom lateinischen dis für „entzwei“. Hier ahnen wir auch gleich den zweiten Unterschied: die unterschiedlichen Bedeutungen.
Dys- bzw. dys-
Dys- „drückt in Bildungen mit Substantiven oder Adjektiven aus, dass etwas abweichend von der Norm oder krankhaft bzw. übel, schlecht oder falsch ist“, so der Duden. Bekannte Beispiele sind etwa „dysfunktional“ bzw. „Dysfunktion“ und „Dyskalkulie“. Das aus dem Griechischen stammende Präfix dys- findet fast ausschließlich in fachsprachlichen Zusammenhängen Verwendung. Es wird mit gerundetem Vokal [y] ausgesprochen: [dys].
Dis- bzw. dis-
Das aus dem Lateinischen stammende Präfix dis- tritt ebenfalls hauptsächlich fachsprachlich auf. Als vorangestelltes Element der Wortbildung in Zusammensetzungen mit Fremdwörtern aus dem Lateinischen steht es in der Bedeutung von „verneinend“, „negativ belegend“. Auch kann es einen Gegensatz, wie etwa wie in „Harmonie und Disharmonie“, oder eine Trennung, wie in „Distanz“, ausdrücken. Ein weiteres bekanntes Beispiel ist die Disqualifikation: das Ausgeschlossenwerden. Dis- wird [dis] mit ungerundetem Vokal gesprochen.