Sind Sie ein Ausbund an Korrektheit? An Höflichkeit? Wissen? Informiertheit? Oder einem der Gegenteile davon? Nun, das können Sie halten, wie Sie wollen. Was uns hier interessiert: Woher kommt eigentlich der Ausdruck „Ausbund“?
Ein Ausbund an …
Falls man Sie einen Ausbund an Korrektheit nennen sollte, gelten Sie geradezu als ein vorbildlich korrekter Mensch. Gleiches gilt für die anderen genannten Beispiele. Wobei die Gegenteile davon nicht unbedingt schmeichelhaft sein müssen. Von der Ironie oder gar dem Sarkasmus, der sich hinter solchen vermeintlichen Auszeichnungen verstecken kann, einmal ganz zu schweigen. Doch woher kommt eigentlich der Ausdruck „Ausbund“?
Laut dem Werk „Versunkene Wortschätze“ aus dem Dudenverlag, Berlin 2016, war der Ausbund in der Sprache der Kaufleute seit dem 16. Jahrhundert das, was zu Werbezwecken „nach außen gebunden“, also sichtbar war. Im Unterschied zum Verpackten, Eingebundenen handelte es sich um ein Warenmuster zur Anschauung für die potenzielle Kundschaft. Und selbstverständlich handelte es sich hierbei um ein mustergültiges Beispiel ohne Fehl und Tadel, sozusagen um ein Ausbund an Qualität!
Seit sich die Industrialisierung und mit ihr natürlich auch die Werbung auch der Verpackungen angenommen haben, wird dessen Aufgabe im Wesentlichen durch farbenfrohe bis schrille Fotografien übernommen. Einschließlich der sogenannten „Garnierungsvorschläge“ auf den Lebensmittelverpackungen. Wir verwenden das Wort heutzutage also nur noch im übertragenen Sinn, während die ursprüngliche Bedeutung völlig in Vergessenheit geraten ist.
Einzig im Bäckerhandwerk ist der Ausdruck noch gebräuchlich, hier allerdings rein fachsprachlich und in einer ganz anderen Bedeutung: Ein Ausbund bezeichnet einen Riss in der Kruste von Backwaren. Dieser stellt dort jedoch keinen Makel dar, wenn beim Teigling die Oberfläche mit einem Messer eingeritzt wurde, wie etwa bei den Kaiserbrötchen oder Schrippen, aber auch bei Broten oder Brezeln. Geschah dies nicht oder ruhte der Teig zu kurz, handelt es sich um einen „wilden“, also um einen schlechten Ausbund, der durchaus einen Makel darstellen kann.
(Siehe auch im DWDS: Ausbund – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele, im Wiktionary: Ausbund, in der Wikipedia: Ausbund (Gebäck) und hier etwa „Legen Sie sich ins Zeug!“ und „Hergestellt ‚aus irischer Weidemilch‘?“!)