Wie oder als? Über Vergleiche und die Kommasetzung

Komma

Das Komma berei­tet immer wie­der Schwie­rig­kei­ten. So auch bei der ver­glei­chen­den Ver­wen­dung von „wie“ oder „als“. Mit Komma oder ohne? Und wann neh­men wir über­haupt „wie“ bzw. „als“? Über Ver­glei­che und die Kommasetzung.

Wie­der ein­mal Kom­mas! Wie oft haben wir uns schon mit ihm beschäf­tigt, etwa in „Komma zwi­schen Haupt­sät­zen oder nicht?“ oder in „Ein­schub oder kein Ein­schub?“. Heute geht es hier ein­mal über Ver­glei­che und die Kommasetzung.

Vergleiche und die Kommasetzung

Um etwas zu ver­glei­chen, kön­nen Sie „wie“ oder „als“ ver­wen­den. Ob Sie vor „wie“ bzw. „als“ ein Komma set­zen oder nicht, hängt davon ab, ob „wie“ bzw. „als“ einen Neben­satz ein­lei­ten oder nicht. Han­delt es sich um einen Neben­satz, dann weist er auch ein Prä­di­kat auf.

Hier zwei Bei­spiele, wobei ich die Prä­di­kate fett aus­ge­zeich­net habe:

Rügen ist viel grö­ßer, als Sylt es ist. (Mit Komma!)
Rügen ist viel grö­ßer als Sylt. (Ohne Komma!)
Unser Chef ist genauso doof, wie wir es sind. (Mit Komma!)
Unser Chef ist genauso doof wie wir. (Ohne Komma!)

Erken­nen Sie etwas? Eigent­lich ganz ein­fach! Doch (lei­der) gibt es auch Ausnahmen.

Die Ausnahmen

  • Vor Par­ti­zi­pien bzw. Par­ti­zip­grup­pen, die mit ver­glei­chen­dem „wie“ bzw. „als“ ein­ge­lei­tet wer­den, setzt man kein Komma:

    Sie erschien viel anmu­ti­ger als erwar­tet.
    Der Aus­flug war so aben­teu­er­lich wie für uns alle erhel­lend.

  • Aber mit Komma, wenn das Par­ti­zip Teil eines Prä­di­ka­tes in einem Neben­satz ist:

    Sie erschien viel anmu­ti­ger, als ich erwar­tet hatte.
    Der Aus­flug war so aben­teu­er­lich, wie er für uns alle erhel­lend war.

Wie aber sieht es mit der Kom­ma­set­zung in einem Satz wie dem fol­gen­den aus?

Ich bin effek­ti­ver, wenn ich allein arbeite, als mit anderen.

Hier lei­tet „als“ kei­nen Neben­satz ein, son­dern einen nor­ma­len Ver­gleich. Warum also hier trotz­dem ein Komma? Bei

Ich bin effek­ti­ver so als mit anderen.

steht doch auch keins.

Nun, ganz ein­fach: An die­ser Stelle muss ein Komma gesetzt wer­den, weil das „als“ den vor­he­ri­gen Neben­satz „wenn ich allein arbeite“ abschließt; siehe hierzu „Der häu­figste Kom­ma­feh­ler: Neben­sätze nicht kor­rekt abtren­nen“!

Wie oder als?

In der gespro­che­nen Spra­che wird häu­fig anstelle von „als“ lie­ber „wie“ ver­wen­det, so etwa in:

Heute ist es schö­ner wie gestern.

Wäh­rend dies in der gespro­che­nen Spra­che noch durch­ge­hen mag, ist in der Schrift­spra­che drin­gend davon abzu­ra­ten, weil es näm­lich wich­tige Unter­schiede gibt:

  • Ver­glei­che mit „wie“ sind immer sol­che, die eine Gleich­heit ausdrücken!
  • Ver­glei­che mit „als“ drü­cken immer Unter­schied­lich­kei­ten aus!

Kom­bi­na­tio­nen wie

Mein Essen schmeckt bes­ser als wie deines.

gehen aller­dings gar nicht!

Weitere Verweise

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

5 Kommentare

  1. Hallo wie­der einmal
    Kom­ma­set­zung und Ver­glei­che sind sehr inter­es­sante und auch eigent­lich recht wich­tige Themen.
    Die ver­glei­chen­den Sätze stel­len dabei ja noch eine recht kleine Hürde dar. Aber mit der Kom­ma­set­zung habe auch ich seit der Ein­füh­rung der "neuen Recht­schrei­bung" so meine Pro­bleme – haupt­säch­lich des­halb, weil die betref­fen­den Regeln vor­her ein­fa­cher und logi­scher waren.
    (Ich bitte daher um Nach­sicht für even­tu­elle Feh­ler in die­sem Text.) Selbst so manch "alt­ge­diente" Deutsch­leh­rer bewer­ten mitt­ler­weile die Kom­ma­set­zung in den Auf­sät­zen ihrer Schü­ler see­ehr tole­rant, da ihnen oft ein­gän­gige Erklä­run­gen ziem­lich schwer fal­len bzw. gar unmög­lich sind. Ich kenne das aus eige­nem Erle­ben in der Schule mei­ner Kin­der. Mir kam da sogar die Info zu Ohren, dass es inzwi­schen Fälle gäbe, wo es einem frei­ge­stellt sei, ob und wie über­haupt Kom­mata gesetzt wer­den sollten.
    Sehr stö­rend emp­finde ich das Pro­blem ins­be­son­dere beim Lesen von Zei­tun­gen und klei­ne­ren Büchern – vor allem noch in Kom­bi­na­tion mit frag­wür­di­ger Getrennt­schrei­bung von Wor­ten am Ende einer Zeile.
    Man gerät dann dau­ernd "außer Takt" und "stol­pert" dar­über; der Sinn des betref­fen­den Sat­zes geht in die­sem Moment erst ein­mal verloren.…

    1. Tut mir leid, aber ich kann die­ses Gejam­mere um die neue Recht­schrei­bung nicht mehr hören. Ers­tens ist die letzte Reform nun wirk­lich schon einige Jahre her und zwei­tens wur­den gerade im Bereich Kom­ma­set­zung sogar einige Regeln gelo­ckert! Zum Bei­spiel im vori­gen Satz: Hier wäre frü­her zwi­schen „her“ und „und“ ein Komma ver­pflich­tend gewe­sen, heute ist es dort frei­ge­stellt. Ebenso in den Fäl­len, in denen ein nicht erwei­ter­ter, blo­ßer Infi­ni­tiv vor­liegt, etwa im Satz „Ich denke nicht daran(,) zu gehen.“ Hier kann ein Komma gesetzt wer­den, muss aber nicht mehr, vor­aus­ge­setzt, dass keine Miss­ver­ständ­nisse ent­ste­hen können.

      Es gerade Schü­lern frei­zu­stel­len, ob Kom­mas gesetzt wer­den, halte ich für keine gute Idee, ebenso wenig die, die Kom­ma­set­zung „see­ehr tole­rant“ zu handhaben.

      Das „frag­wür­di­ger Getrennt­schrei­bung von Wor­ten am Ende einer Zeile“ ver­stehe ich nicht, gehört auch nicht zum Thema die­ses Bei­trags und soll des­halb hier auch nicht dis­ku­tiert wer­den. Nur so viel: Zei­len­tren­nun­gen erfül­len einen wich­ti­gen Zweck. Dass man dabei „dau­ernd ‚außer Takt‘ [gerät] und ‚stol­pert‘ dar­über“, halte ich für ver­tret­bar, zumal ein Flat­ter­satz gerade bei Zei­tun­gen kaum anwend­bar ist. Außer­dem emp­fin­den viele Men­schen, dass große Unter­schiede in der Zei­len­länge, wie sie bei der Ver­mei­dung von Tren­nun­gen ent­ste­hen kön­nen, die Les­bar­keit nega­tiv beeinträchtigen!

      PS: Im bereits oben ver­link­ten Bei­trag „Der häu­figste Kom­ma­feh­ler: Neben­sätze nicht kor­rekt abtren­nen“ fin­det sich übri­gens wenigs­tens ein Bei­spiel dafür, wie feh­lende Kom­mata für Ver­wir­rung sorgen.

      1. Letz­te­res stimmt voll­kom­men – diese Fälle bezüg­lich Ver­wir­rungs­stif­tung habe ich aber eigent­lich gar nicht gemeint.
        Mit den Ein­schü­ben bzw. Neben­sät­zen wer­den selt­sa­mer­weise viel zu häu­fig Feh­ler gemacht – ist es doch eine "alte" und auch logi­sche Regel. 

        Das mit der "neuen Recht­schrei­bung" soll übri­gens kein "Gejam­mere" sein.
        Es ist eigent­lich "nur" ein per­ma­nen­ter Pro­test gegen viel zu häu­fig unlo­gi­sche und – wie im Falle die­ses Bei­trags – unnö­tige "Locke­run­gen" bzw. Ände­run­gen eini­ger Regeln, die eher Ver­wir­rung stif­ten anstatt Erleich­te­run­gen zu schaf­fen – egal wie lange die­ses Drama "Recht­schreib­re­form" nun schon zurückliegt.
        Es sind doch wahr­lich nicht wenige Men­schen, die damit schlech­ter zurecht­kom­men als vor­her. Das kann man auch in ein­schlä­gi­gen (seriö­sen) Umfra­ge­sta­tis­ti­ken nachlesen. 

        Gewis­ser­ma­ßen gestal­tet sich die­ses Thema doch ähn­lich dem Straßenverkehr:
        Wie wür­den sich die Stra­ßen­ver­kehrs­re­geln wohl aus­wir­ken, wenn man hier und da eini­ges, was aktu­ell ein­deu­tig gere­gelt ist, "lockern" und des­sen Anwen­dung quasi "frei­stel­len" würde??? 

        In die­sem Sinne – blei­ben Sie gesund!

        1. Wider­spre­chen Sie sich mit Ihrer erneu­ten Ant­wort nicht selbst? In Ihrem ers­ten Kom­men­tar waren schließ­lich Sie es, der für Frei­zü­gig­keit (und damit für Locke­run­gen!) bei der Kom­ma­set­zung und einen „see­ehr tolerant[en]“ Umgang damit plä­dierte! Davon abge­se­hen, dass der Ver­gleich mit den Ver­kehrs­re­geln nicht taugt: Hier leh­nen Sie Locke­run­gen ab, aber bei Recht­schrei­bung und Zei­chen­set­zung befür­wor­ten Sie sie?

          Danke für die Wün­sche; blei­ben Sie selbst es auch!

  2. Mög­li­cher­weise habe ich Sie tat­säch­lich miss­ver­stan­den, wobei ich noch auf der Suche bin, wodurch und wann genau die­ses Miss­ver­ständ­nis ent­stan­den ist. Im Übri­gen schrieb ich vor­her selbst:

    Es gerade Schü­lern frei­zu­stel­len, ob Kom­mas gesetzt wer­den, halte ich für keine gute Idee, ebenso wenig die, die Kom­ma­set­zung „see­ehr tole­rant“ zu handhaben.

    In die­ser Hin­sicht war und bin ich also auf Ihrer Seite. Ob die „alten“ Regeln jedoch „ein­fa­cher und logi­scher waren“, wie Sie schrei­ben, möchte ich zwar bezwei­feln, zumal die neue Recht­schrei­bung ja nicht regel­los ist, aber hier nicht wei­ter dis­ku­tie­ren, weil das hieße, sämt­li­che Ände­run­gen ein­zeln zu vergleichen.

    Hier einen Ver­gleich mit dem Stra­ßen­ver­kehr zu zie­hen, halte ich wei­ter für keine gute Idee. Dies hier aber wei­ter aus­zu­füh­ren, würde aller­dings doch viel zu weit vom eigent­li­chen Thema ablenken.

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