Vor Kurzem stieß ich auf die Pluralform „Wägen“, die mir bislang kaum geläufig war. Gibt es die überhaupt? Ist der Plural von Wagen nun Wagen oder Wägen?

Nachdem wir uns hier schon mit den Pluralformen „Wörter oder Worte“, „Wasser oder Wässer“ und „Drucke, Drucks oder Drücke“ beschäftigt haben, widmen wir uns nun dem Wagen, egal für welchen Zweck. Beim Lesen eines Nachrichten-Rundschreibens stieß ich nämlich auf die obige Überschrift „TELE 5 streicht innerdeutsche Flüge und Dienstwägen“. Eine eigentlich sehr lobenswerte Ankündigung, aber meine Aufmerksamkeit wurde vor allem durch den Plural „Wägen“ geweckt. Heißt es nun Wagen oder Wägen?
Hauptsächlich im südlichen Raum
Nachdem ich den Duden zurate zog, fand ich heraus, dass diese Pluralform tatsächlich existiert! Die eigentliche Pluralform ist zwar „Wagen“, aber im süddeutschen und im österreichischen Raum sowie in der deutschsprachigen Schweiz sind auch die „Wägen“ verbreitet, wie auf der Karte gut ersichtlich, auf die unter den weiteren Verweisen unten hingewiesen wird. Nebenbei bemerkt, ist dort auch die Verbreitung von „Täge“ als Mehrzahl von „Tag“ interessant!
Allerdings scheint der Gebrauch von „Wägen“ in den genannten geografischen Räumen zugunsten von „Wagen“ zurückzugehen, während sich die „Wägen“ immer mehr im nord- und mitteldeutschen Raum ausbreiten. Ich erinnerte mich jedenfalls an meine frühe Kindheit und daran, schon damals das Wort „Wägen“ aufgeschnappt zu haben. In der Verkleinerungsform sind übrigens ausschließlich die Wägelchen erlaubt!
Wie halten Sie es mit Wagen oder Wägen?
Wie halten Sie es mit den Wagen oder Wägen? Kommentieren Sie, aus welcher Region Sie kommen, welche Form dort vorherrscht und welcher Sie den Vorzug geben!
Weitere Verweise
- „Wagen“ im Duden
- Atlas zur deutschen Alltagssprache der Universität Salzburg: Plural von „Tag“ und „Wagen“
Ich schreibe gerade einen Roman und habe mich einfach mal für Wägen entschieden, weil es so selten ist und zu der traditionellen Sprache passt die ich für dieses Projekt verwende. Danke für die Aufklärung auf jeden Fall! Mit freundlichen Grüßen
Die Sprache (Gebrauch von "Wägen") ist ja wohl nicht traditionell, sondern eher regional. In Norddeutschland erzeugt es ein Fremdeln.
Ergeht mir genauso. Ich wuchs in Süddeutschland auf und Wägen sagte niemand, außer ein paar wenige, die dafür jedesmal von anderen korrigiert wurden.
Ich bleibe bei Wagen. Der Wohnwagen,die Wohnwagen.
Leider wird zu viel aus dem Süddeutschen Bereich übernommen.
Ein gutes Beispiel dafür ist: "an Ostern", "an Weihnachten".
Es mag im Regionaldialekt passen,aber nicht in der "regulären" Sprache.
Aber besonders lustig wird es ja mittlerweile,wenn man Sachen liest wie: "treffe Leute", "spreche darüber", "esse auf" oder "lese es durch".
Toll ist auch" ich habe gewunken". Immer mehr solcher Konstrukte werden in den Duden übernommen.
Es ist wahrscheinlich einfacher.….
Sehr geehrter Herr Hyperraum,
wir hier im süddeutschen Sprachraum gehen auch „in die Schule“. Im Gegensatz zu anderen, die „zur Schule“ gegangen sind – und eventuell kurz davor abgebogen sind. Finden sie den Fehler!
Hierzulande würde auch der Satz: „Erst hat er gestanden, dann hat er gesessen.“ unweigerlich die Fragen „Warum?“ und „Wie lange?“ generieren. Wir „sind gestanden“, bzw. wir „sind gesessen“ und „sind gelegen“ wenn es nur um das Sitzen, Stehen und Liegen im wörtlichen Sinn geht.
Das, sehr verehrter Herr Hyperraum, ist „reguläre Sprache“. Deutsch ist im übrigen eine plurizentrische Sprache mit gleichgestellten Varietäten.
Viel Grüße in den Norden
Karl Ludwig
Sehr geehrter Karl Ludwig. "Deutsch als plurizentrische Sprache" trifft wohl nicht so ganz den Kern dessen, wofür Sie es hier zitiert haben. Die Plurizentrizität gilt m. E. für die EU-rechtliche Gleichstellung des österreichischen und des schweizerischen Deutsch zum "Standard-Deutsch" – welches seinerseits wiederum über 20 bundesdeutsche Auslegungen bzw. Schreibweisen auf eben den einen Standard – genannt "Deutsche Rechtschreibung" vereinen soll.
Und in dieser Rechtschreibung gibt es (momentan verbindlich) die Zeitform "ich bin gesessen" von "sitzen" ebensowenig wie das Wort "Wägen" als Mehrzahl von "Wagen". Das sollte auch in süddeutschen Schulen im Fach Deutsch so gelehrt werden. Mir persönlich erschließt sich die sprachliche Logik von "ich bin gesessen" oder "ich bin gelegen" ohnehin nicht so ganz. Im Umkehrschluss müsste ich ja statt "ich habe gelesen" wohl "ich bin gelesen" formulieren?? Klingt irgendwie komisch – oder? Selbstverständlich bleibt die Pflege des regionalen Sprachgutes davon unberührt – die abweichenden Wortformen und andere sprachlichen Variationen gehören aber eben nicht in die Deutsche Rechtschreibung als Standard…
Stimme Ihnen weitgehend zu, Herr Händel. Wenn man etwa im Ruhrgebiet bei direkten Vergleichen nie „als“, sondern nur „wie“ oder höchstens „als wie“ verwendet („Dat Buch is dicka wie dat andere.“), so mag das regional gebräuchlich sein, aber nicht in der deutschen Hoch- und Standardsprache.
Hallo – und danke für die Auseinandersetzung mit dieser Thematik.
Sprache ist Kultur – und was ist mit der Rechtschreibung?? Früher galt sie als "Norm des geschriebenen Wortes". Heute kann man allerdings nicht mal mehr den Duden als verbindlich ansehen.
Mir fehlt jegliches Verständnis für die Aufweichung der sogenannten "Deutschen Rechtschreibung" – nämlich deshalb, weil es letztere gar nicht mehr wirklich gibt.
Historisch gewachsene Aussprache- oder Dialektversionen von Worten darf und sollte es durchaus geben – und sie verdienen es auch regional gepflegt zu werden (Stichwort Kultur) – aber eben nur regional! Das heißt nicht, das sich Menschen, die dem deutschen Sprachraum angehören (und sogar darauf stolz sind), jeweils ihre eigene Rechtschreibung "zurechtbiegen" dürfen. Letztendlich sollte es nicht mehr als EINE Standardschreibung geben. Das betrifft vor allem die sogenannte Amtssprache sowie das Lehren und Lernen der Sprache und Rechtschreibung in den Schulen. Wie will ein Deutschlehrer denn das Geschriebene eines Schülers objektiv bewerten können, wenn es zwei oder gar mehrere "erlaubte" Schreibweisen gibt. Umgekehrt ist es vor allem für Migranten umso schwieriger, die deutsche Sprache zu verstehen, da die Aussprache der Wortversionen ja wirklich oft unterschiedlich klingt – wie auch in diesem Beispiel "Wagen" oder "Wägen". Muttersprachler empfinden das eben leider meist nicht ganz so stark wie solche Menschen, welche die Sprache und ihre Rechtschreibung erst erlernen müssen.
PS:
Ausnahmsweise ist in diesem Fall der DUDEN beim Wort "Wagen" (als fahrendes Etwas) nahezu eindeutig und schreibt diese Form auch so vor. Einzig der Hinweis auf den süddeutschen und österreichischen Dialekt ist erwähnt – aber nicht als für die Rechtschreibung verbindlich. Es würde sonst dort stehen: … Plural: Wagen, oder auch Wägen… .
Das sind eben auch die Feinheiten der deutschen Sprache und deren (offizielle) Auslegung .….
Ganz genauso sehe ich es auch.
Ich bin der Meinung, dass die Rechtschreibung nicht so unterschiedlich nach Region sein sollte. Sprechen kann ja jeder nach seinem Dialekt, aber grundsätzlich sollte die richtige Schreibweise einheitlich sein, sonst können wir die Deutschlehrer und Deutschleherinnen und auch den Duden abschaffen.
Für mich heißt Wagen im Plural weiterhin Wagen, weil ich es so in der Schule gelernt habe.
Ich versuche es noch einmal – vielleicht etwas kürzer: Sprache ist Kultur – und wie steht es mit der Rechtschreibung? Früher galt sie als "Norm des geschriebenen Wortes".
Wagen oder Wägen ist nicht der selbe Wortgegenstand – erst recht nicht, wenn Groß- und Kleinschreibung noch ins Spiel kommen; auch wenn das die schlauen "Hüter der deutschen Sprache" anders sehen. Regionale – also einem vielleicht historischen Sprachzweig (auch Dialekt) entsprungene Wortvariationen darf und sollte es wohl geben (Stichwort Kultur) – doch so etwas gehört nicht zur RECHTschreibung. Für einen (beispielsweise den deutschen) Sprachraum darf es nur jeweils EINE einheitliche Schreibweise eines Wortes geben – z.B. eben als unmissverständliche Grundlage für eine Amtssprache sowie für das Lehren und Erlernen der Sprache selbst. Ansonsten verdient die Rechtschreibung ihren Namen nämlich nicht. Wie soll ein Lehrer das Geschriebene eines Schülers hinsichtlich der Rechtschreibung objektiv bewerten können, wenn zwei oder mehrere Versionen eines Wortes "erlaubt" sind? Andererseits haben es Migranten sehr schwer, die ohnehin nicht leichte deutsche Sprache zu verstehen – weil eben z. B. die Worte Wagen und Wägen bedeutungsmäßig nicht dasselbe sind und obendrein ja auch noch anders ausgesprochen werden …
Warum sollen „die Worte Wagen und Wägen bedeutungsmäßig nicht dasselbe“ sein? Wo liegt für Sie der Unterschied?
"Wagen" ist die Ein‑, oder Mehrzahl eines Fahrzeugs, "wägen" ist die Tätigkeit der Gewichtsbestimmung eines Gegenstands.…
Das ist keine Antwort auf meine Frage. Beachten Sie Groß- und Kleinschreibung; außerdem ging es ihm um „Wägen“ als Mehrzahl von „Wagen“. Vom Wiegen bzw. Wägen war nie die Rede!
Ich komme aus dem Randgebiet zum Ruhrgebiet (Ennepetal) und in meinen Ohren klingt "Wägen" genauso falsch wie "er hat das Brot gebäckt" anstatt "gebacken".
Das hört sich grausam an.
Übrigens kennen wir hier auch den Unterschied zwischen "wie" und "als", auch wenn es genügend Leute gibt, die es falsch aussprechen. 😉
Mindestens genauso schlimm sind "umso -> umso" Sager.
Entweder "je -> desto", oder "je -> umso".
Im Hinblick auf „Wägen“ interessant, aber nebenbei bemerkt, weil es mit dem eigentlichen Beitrag nichts zu tun hat: Ihnen zum Trost sei gesagt, dass es auch hier im Frankfurterischen und im Hessischen verbreitet ist, statt „als“ „wie“ zu verwenden, wobei hier allerdings die Doppelnennung überwiegt: „als wie“. An einer falschen Aussprache liegt dies aber nicht! 😉
Ja, "Wägen" als Plural für Wagen ist in Bayern ganz normal.
Nicht allerdings "Täge". Das Wort gibt es in keinem einzigen der bayerischen Dialektregionen – weder Niederbayerisch (Landshut), Oberpfalz (Regensburg), Oberbayern (München) oder alle Bereiche Frankens (Nürnberg, Würzburg, Bamberg, Coburg).
Für Österreich mag "Täge" existieren", dort heißt "Januar" ja auch "Jänner". Das weiß ich nicht. Aber in Bayern gibt es "Täge" nicht.
Gerade wurde im ARD MoMa Beitrag zur Kölner Ukraine-Demo über die "Rosenmontagswägen" gesprochen. Ja, auch ich kenne die "Wägen" aus dem Schwäbischen und gebe den Vorrednern recht, dass im "Amtsdeutsch" der Plural von Wagen nur die Wagen sind. Regional gerne abweichend, aber Rechtschreibung muss eindeutig sein.
Bin 69 in München geboren, somit die vierte Generation München. Und bei uns, auch ich nicht haben jemals die Mehrzahl Wägen benutzt. Find ich sehr befremdlich. Hoaßt oiwei no bei uns da Wagn, de Wagn auf boarisch und nix anders. Gruß
Nun, so einig scheinen sich auch die Bayerinnen und Bayern hier nicht zu sein: Ich habe gerade in einer Radiosendung des Bayerischen Rundfunks (!), hier in Bayern 2, sowohl „Sportwägen“ als auch „Einkaufswägen“ gehört!
Ich komme aus Nordniedersachsen und kenne nur die Bezeichnung Wagen und Tage für die Pluralform. Den Unterschied zwischen wie und als habe ich allerdings schon in den 50iger Jahren in der Schule gelernt.
Genauso, wie "Wägen" hört/liest man auch öfter "Läger" als Plural von Lager.
Wenn das so ist, müßte ja die Mehrzahl von "Schlager" auch "Schläger" sein.
DAS allerdings fände ich schon wieder lustig!
Habe ich „Wägen“ tatsächlich auch schon gehört, zuletzt sogar im Radio (siehe hier etwas weiter oben), geschah dies bei „Läger“ noch nie. „Schläger“ als Mehrzahl von „Schlager“ ist zwar tatsächlich lustig, aber zum Glück habe ich auch das noch nie gehört!
Hoffentlich bleibt das auch so!
Also das mit der Schule möchte ich noch mal aufgreifen. Wenn man mich fragt, was ich von meinem sechsten bis neunzehnten Lebensjahr getan habe, dann antworte ich: „Ich bin ZUR SCHULE gegangen“. Wenn aber meine Mutter mich morgens gegen viertel vor acht (drei viertel acht) fragte: „Wo gehst du hin?“ , dann lautete meine Antwort:“In die Schule.“
Übrigens: Mehrzahl von Wagen? Für mich heißt die Abkürzung von Lastkraftwagen LKW, die Mehrzahl lautet für mich ebenso, damit auch die Abkürzung, und nicht „LKWs“, pfui Teufel!
„In die/zur Schule gehen“ hat zwar mit dem Thema dieses Beitrags nichts zu tun, aber hier stimme ich mit Ihnen völlig überein. Sehr gut erklärt zudem!
Zu den Lastkraftwagen (ich würde als Kurzform übrigens die Kleinschreibung „Lkw“ wählen, schließlich heißen sie nicht Last-Kraft-Wagen oder gar LastKraftWagen!) und dem Plural‑s bei Abkürzungen gibt es hier bereits einen passenderen Beitrag: „AGBs? Das Plural‑s bei Abkürzungen“.
In meinem Beruf wird das Wort wagen und eben auch der Plural dessen oft verwendet. Ich, er schaute immer, wenn die Kollegen das Wort Wägen verwenden und war schon oft in der Versuchung, das zu korrigieren. Ich habe mich viele Male mit Mühe zurückgehalten, und das war wohl nicht verkehrt, wie wir jetzt sehen. Ich muss allerdings gestehen, dass das Wort Wägen mir sehr falsch erscheint. Ich komme aus dem Raum Wiesbaden.
Nun, eine Intervention wäre durchaus sinnvoll gewesen, denn der Plural „Wägen“ „erscheint“ Ihnen nicht nur „sehr falsch“, sondern er ist es auch, wie wir doch sehr hoffen klar dargelegt zu haben! Lediglich in Bayern und in Österreich ist er gebräuchlich. Wiesbaden gehört nicht zu diesem Sprachraum, aber möglicherweise stammen die Kollegen aus diesem. Und „das Wort wagen“ in Ihrem Kommentar gehört wohl großgeschrieben, denn für Verben gibt es keine Pluralformen! Aber übrigens gibt es auch noch das Verb „wägen“, das aber so geschrieben völlig korrekt ist und im Sinne von „(etwas) prüfen, abwägen“ gebraucht wird, allerdings in zumeist gehobenem Sprachgebrauch.
Aus dem Schwabenland stammend, heißt es für mich trotzdem 'Wagen' und zwar im Singular, als auch im Plural.
Beim Schreiben von Schuljahresabschlussbriefen fragte ich mich soeben nach der Mehrzahl von Puppenwagen. Zufällig stieß ich auf Ihre Seite. Feine Sache!
Und… ich entscheide mich für (mehrere) Puppenwagen.
Gute Entscheidung. Ich denke allerdings auch, dass zu diesem Thema alles gesagt wurde, sodass sie leicht gefallen sein durfte.
Im Breisgau ist nach wie vor die Form "Wägen" gängig (Scherz: nicht gangig). Im ländlichen Raum wo man noch Dialekt spricht und hört ist z.B. bei der Traubenlese im Plural von "Herbstwägen". Freuen wir uns doch über die lokale Vielfalt der Sprache.
Ich denke, man sollte bei einer Variante bleiben und das sind für mich die Wagen!
Klar, jeder der nicht unsere Sprache als Muttersprachler gelernt hat, der hat auch noch das Problem der Artikel, die ja mehr als unsinnig sind.
Was habe ich damals in der Schule gelernt und mir war gar nicht bewusst, dass es nur Mist war: Man hat gesagt, dass der für männlich, die für weiblich und das für sächlich steht.
Einige Jahre später kam meine Frage, warum heißt es denn, der Tisch, das Fenster und die Bank? Wo ist der Penis am Tisch und die Scheide an der Bank?
Ergo: Das was ein bisschen Logik beinhaltet ist "das Fenster".
Ich habe über diese Thematik einmal mit einem Englischlehrer gesprochen. Er sagte: "Damit ein Brite das korrekt lernt, muss er es alles auswendig lernen, denn die Artikel verändern sich ja auch noch u. U. in der Mehrzahl."
Tja, das ist wirklich eine Überlegung wert, wenn heute schon oft deutsche Menschen ihre eigene Sprache nicht mehr beherrschen.