Wortschönheiten aus dem Grimm’schen Wörterbuch
Es gibt wunderbare alte deutsche Wörter, die schon längst in Vergessenheit geraten sind oder drohen, in Vergessenheit zu geraten. Etwa das „Beinahewunder“. Ein neues Buch stellt einige von diesen Wortschönheiten vor. Alle stammen aus dem Grimm'schen Wörterbuch.
Als Jacob Grimm 1849 mit der Arbeit an „Das Deutsche Wörterbuch” beginnt, ahnten weder er noch sein Bruder Wilhelm, welche Arbeit auf sie zukommen würde. Erst 1971, also lange nach dem Tod der Brüder, kann das Projekt abgeschlossen werden. Es enthält schließlich etwa 320.000 Stichwörter auf 34.824 Seiten.
Aus diesen hunderttausenden von Stichwörtern hat nun der Verlag Das kulturelle Gedächtnis ein paar Tausend ausgewählt und daraus ein typografisch wunderbares Buch gemacht: „Ungemein eigensinnige Auswahl unbekannter Wortschönheiten aus dem Grimmschen [sic!] Wörterbuch“.
Fernseher und Beinahewunder
In konsequenter Kleinschreibung werden solche Wortschönheiten wie
- BEINAHEWUNDER • ein halbes wunder: ich hüpfte nicht selten in meiner waarenkammer vor freuden hoch auf und betrachtete meine errettung als ein beinahewunder • gebildet wie beinaheinsel.
- BEINHASE • pfuscher
- FERNSEHER • propheta. telescopium: wer sein lebenlang in einer düstern höhle gesteckt hat, was weisz der von einem fernseher zu sagen, wodurch man auf zehn meilen weit sehen mag?
- FICKENFAUL • avarus, der ungern seinen beutel zieht: ☛ ich habe viel, viel geld, mein vater liesz mir solch zeug genug und ich bin auch nicht fickenfaul.
vorgestellt. Das folgende „Fickfacken“ ist übrigens nichts anderes als eine Vergewaltigung, hier in drastischen Worten geschildert, und den „Arschgreifer“ gab es anscheinend schon immer.
Das Buch hat 352 Seiten und ist mit Kopffarbschnitt, Lesebändchen und Prägung ausgestattet – und gar nicht mal so teuer! Mehr direkt beim Verlag:
- Verlag Das kulturelle Gedächtnis.
- Gefunden über PAGE online: „Das Wortmuseum“ vom 20. April 2018.
- Das Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm online.
- Ein vergessenes Wort: „Pomadenhengst“ in Ronalds Notizen.
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