Wie der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mitteilte, wird das Wort „Mohr“ aus der Lutherbibel gestrichen. Es wurde Zeit!
Das Lesen eines Kirchenblatts birgt manchmal auch für an Sprache Interessierte interessante Neuigkeiten. So entdeckte ich bei der (verspäteten) Lektüre von „Evangelisches Frankfurt und Offenbach“ vom 25. September 2022, 46. Jahrgang, Ausgabe 4, auf der letzten Seite unten links eine Kurzmeldung mit der Überschrift „Das Wort ‚Mohr‘ wird aus der Lutherbibel gestrichen“. Genauer: aus Jeremia Vers 15,23. Zur Begründung heißt es in der Meldung, dass es sich um eine „irreführende Interpretation“ handele. Luther habe, als er „das schon damals negativ konnotierte M‑Wort wählte, […] den Fokus von der Geografie (Menschen aus dem Land Kusch) auf die Menschengattung (Menschen der Sorte ‚Schwarz‘)“ verschoben. Der Rat beschloss, das M‑Wort durch „Kuschit“ zu ersetzen, wie es auch im hebräischen Original heißt. Den Beitrag des Blatts finden Sie hier in diesem PDF: Evangelisches Frankfurt und Offenbach 04/2022.
Davon abgesehen, dass die Formulierung „Menschen der Sorte ‚Schwarz‘“ auch nicht gerade gelungen ist, fragt man sich, warum dies erst jetzt geschieht. Bereits 2018 nämlich hatte es Kritik an diesem (Un-)Wort gegeben; siehe evangelisch.de: „Kritik am Begriff "Mohr" in der Lutherbibel“ vom 21. März 2018. Unverständlich um so mehr, als dass es eine Kommission der EKD selbst war, die die Lutherbibel vorher überarbeitet hatte!
Doch was lernen wir hieraus? Gottes, äh, der Kirche Mühlen mahlen langsam, aber trefflich fein!
(Siehe hier auch „Die Gästin? Über geschlechtergerechte Sprache“, hier besonders den Abschnitt „Die ‚Gästin‘ und die Brüder Grimm“, und „Maria-Bernhardine als Kommentatorin auf PI-News“ über eine Frau, die mit dem N‑Wort geradezu hausieren geht.)