Zugegeben, das Wetter spielt zumindest hier an meinem Standort nicht so ganz mit. Dennoch befinden wir uns zurzeit in der Jahreszeit der Hundstage. Aber woher stammt dieser Ausdruck eigentlich? Und wann sind die Hundstage? Über Redewendungen und Sprichwörter zum Wetter, in denen Tiere vorkommen.
Auch wenn es hier in Frankfurt am Main zurzeit eher Katzen und Hunde regnet, befinden wir uns dennoch in der Jahreszeit der Hundstage. Tiere scheinen also beim Wetter oft eine gewisse Rolle zu spielen. Wo liegen die Ursprünge solcher Redewendungen und Sprichwörter, in denen Tiere vorkommen? Und wann sind eigentlich die Hundstage?
Von Hunden vor der Tür und geregneten Hunden und Katzen
Sicherlich kennen Sie den Spruch mit dem Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagt? Gemeint ist meist ein Wetter, bei dem es Katzen und Hunde regnet. Eine Redewendung übrigens, die, zumindest zuletzt, aus dem Englischen kommt: It’s raining cats and dogs. Sie ist jedoch schon viel älter. Schon im 17. Jahrhundert soll sie bekannt gewesen sein. Nur regnete es damals Iltisse statt Katzen – wobei die allerdings im Englischen polecats heißen!
Noch weiter zurück führt die Spur in die nordische Mythologie, und bekanntlich haben die Wikinger überall auf den britischen Inseln ihre Spuren hinterlassen. Hunde und Wölfe waren hier Diener des Sturmgottes Odin, Katzen Gehilfen von Hexen.
Eine andere Spur könnte in die Antike führen. Kata doksa im Griechischen für „jenseits jeglicher Erfahrung“ erinnert doch stark an …? Allerdings wird dieser mögliche Ursprung inzwischen in Zweifel gezogen.
Die früher äußerst mangelhafte Ausstattung von Abwasseranlagen und Bewässerungskanälen, die bei Starkregen oft tote Tiere aus- und anschwemmten, könnte bei der Wortfindung auch eine Rolle gespielt haben.
Das Idiom der geregneten Hunde und Katzen ist jedenfalls in Abwandlung in vielen Sprachen bekannt, wobei es sich, je nach Sprache, um „alte Weiber mit Keulen“ (Afrikaans und flämisch), „Brechstangen“ (bosnisch), „Schusters Lehrlinge“ (dänisch), „Hellebarden“, „Nägel“ oder „Seile“ (französisch), „Stuhlbeine“ (griechisch), „Schustermesser“ (irisch-gälisch), „Pfeifenrohre“ (niederländisch), „weibliche Trolle“ (norwegisch), „Frösche“ (polnisch und rumänisch), „Taschenmesser“ (portugiesisch), „Äxte“ (serbisch), „Spieße“ (spanisch) oder „Schubkarren“ (tschechisch) handeln kann. Man darf sich glücklich schätzen, dass es sich hierzulande nur um „Schnürsenkel“ oder „Bindfäden“, die es regnet, handelt!
Schön ist allerdings auch das französische Il pleut comme vache qui pisse: Es regnet wie eine pissende Kuh.
Tier- und Blutregen
Der Begriff „Tierregen“ bezeichnet ein seltenes meteorologisches Phänomen, bei dem (oft flugunfähige) Tiere vom Himmel „regnen“. Tiere, die offenbar am häufigsten vom Himmel regnen, sind Fische, Frösche und Vögel (in dieser Reihenfolge). Ursache hierfür sind häufig Wirbelstürme.
Die etymologische Herkunft des englischen Idioms „Es regnet Katzen und Hunde“ ist, wie gesagt, ungewiss, und es gibt keine belegten Bezüge zum Tierregen-Phänomen. Allerdings existieren mehrere belegte Tierregen-Ereignisse!
Wer übrigens einmal den wunderbaren und wundervollen Episodenfilm „Magnolia“ des US-amerikanischen Regisseurs Paul Thomas Anderson aus dem Jahr 1999 gesehen hat, kann sich bestimmt noch gut an den Froschregen am Ende erinnern, eine Szene nämlich, die man nie mehr vergisst. Die beiden Wortbestandteile „wunder“ sind hier absichtlich hervorgehoben, denn im Film geschehen tatsächlich mehrere Wunder!
Nichts mit Tieren zu tun hat der sogenannte „Blutregen“, er soll jedoch, da wir uns hier mit Wetterphänomenen beschäftigen, auch kurz behandelt werden.
Dieser hat seinen Ursprung im „Sahel“, einem heftigen Staubwind in den Wüstengegenden von Marokko. Bei starken Südwinden kann der Staub über Frankreich und Italien bis nach Mitteleuropa gelangen. Tritt gleichzeitig Regen auf, so färbt sich das Regenwasser schmutzig gelb-rötlich und geht als sogenannter „Blutregen“ nieder. Diese Bezeichnung war vor allem im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit gebräuchlich.
Die Hundstage
Anders verhält es sich bei den im Titel angesprochenen Hundstagen. Sie sind kalendarisch festgelegt: Die Hundstage beginnen immer am 23. Juli und enden am 23. August. Zumindest statistisch gesehen sind sie die heißesten Tage in Deutschland.
Der Name entstammt auch nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, von einem meteorologischen Ereignis, sondern von einem astronomischen. Bereits im Römischen Reich war das Sternbild Großer Hund (Canis Major) bekannt. Der Begriff „Hundstage“, lateinisch: dies caniculares, entstand durch das Sternbild und den Doppelstern Sirius, den Hundsstern, der an den Hundstagen im Rhythmus der Sonne auf- und unterging. Der Hauptstern blieb dabei einen Monat lang durchgehend im Sternbild Großer Hund.
Heutzutage haben sich die Hundstage aber, astronomisch gesehen, verschoben, da Sirius erst ab Ende August in Deutschland zu sehen ist. Hierzulande kann der heliakische Aufgang des Sirius erst frühestens ab dem 30. August beobachtet werden und ist damit schon ein Zeichen für den nahenden Herbstanfang.
Entsprechend der alten Tradition bezeichnen wir aber immer noch die heißesten Wochen des Jahres als „Hundstage“. Übrigens auch in anderen europäischen Sprachen:
- dänisch: hundedagene
- englisch: dog days
- französisch: la canicule
- italienisch: la canìcola
- niederländisch: hondsdagen
- spanisch: la canícula, período canicular oder días de las canículas, was für „Hitze, Hitzewelle“ generell steht
- russisch: kanikuly bedeutet „Sommerferien“
Wir hoffen, dass Sie nun gut durch die Hundstage kommen und mehr über Redewendungen und Sprichwörter zum Wetter, in denen Tiere vorkommen, wissen.
Siehe auch
- Interesting Literature: The Interesting Meaning and History of the Phrase ‘Raining Cats and Dogs’ (englisch)
- ARD alpha: Sommerhitze: Was sind Hundstage und warum heißen sie so?
- Wiktionary: Hundstage
- Wikipedia: Tierregen
- Mein Name ist Hase: geflügeltes Wort, Redewendung oder Sprichwort?