Über die Hundstage und andere Wetterlagen

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Zuge­ge­ben, das Wet­ter spielt zumin­dest hier an mei­nem Stand­ort nicht so ganz mit. Den­noch befin­den wir uns zur­zeit in der Jah­res­zeit der Hunds­tage. Aber woher stammt die­ser Aus­druck eigent­lich? Und wann sind die Hunds­tage? Über Rede­wen­dun­gen und Sprich­wör­ter zum Wet­ter, in denen Tiere vorkommen.

Auch wenn es hier in Frank­furt am Main zur­zeit eher Kat­zen und Hunde reg­net, befin­den wir uns den­noch in der Jah­res­zeit der Hunds­tage. Tiere schei­nen also beim Wet­ter oft eine gewisse Rolle zu spie­len. Wo lie­gen die Ursprünge sol­cher Rede­wen­dun­gen und Sprich­wör­ter, in denen Tiere vor­kom­men? Und wann sind eigent­lich die Hundstage? 

Von Hunden vor der Tür und geregneten Hunden und Katzen

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Eine eng­li­sche Kari­ka­tur aus dem 19. Jahr­hun­dert illus­triert den Satz „Es reg­net Kat­zen und Hunde“ (und auch „Mist­ga­beln“) (George Cruiks­hank über Wiki­me­dia Com­mons, gemeinfrei)

Sicher­lich ken­nen Sie den Spruch mit dem Wet­ter, bei dem man kei­nen Hund vor die Tür jagt? Gemeint ist meist ein Wet­ter, bei dem es Kat­zen und Hunde reg­net. Eine Rede­wen­dung übri­gens, die, zumin­dest zuletzt, aus dem Eng­li­schen kommt: It’s rai­ning cats and dogs. Sie ist jedoch schon viel älter. Schon im 17. Jahr­hun­dert soll sie bekannt gewe­sen sein. Nur reg­nete es damals Iltisse statt Kat­zen – wobei die aller­dings im Eng­li­schen pole­cats hei­ßen!

Noch wei­ter zurück führt die Spur in die nor­di­sche Mytho­lo­gie, und bekannt­lich haben die Wikin­ger über­all auf den bri­ti­schen Inseln ihre Spu­ren hin­ter­las­sen. Hunde und Wölfe waren hier Die­ner des Sturm­got­tes Odin, Kat­zen Gehil­fen von Hexen.

Eine andere Spur könnte in die Antike füh­ren. Kata doksa im Grie­chi­schen für „jen­seits jeg­li­cher Erfah­rung“ erin­nert doch stark an …? Aller­dings wird die­ser mög­li­che Ursprung inzwi­schen in Zwei­fel gezogen.

Die frü­her äußerst man­gel­hafte Aus­stat­tung von Abwas­ser­an­la­gen und Bewäs­se­rungs­ka­nä­len, die bei Stark­re­gen oft tote Tiere aus- und anschwemm­ten, könnte bei der Wort­fin­dung auch eine Rolle gespielt haben.

Das Idiom der gereg­ne­ten Hunde und Kat­zen ist jeden­falls in Abwand­lung in vie­len Spra­chen bekannt, wobei es sich, je nach Spra­che, um „alte Wei­ber mit Keu­len“ (Afri­kaans und flä­misch), „Brech­stan­gen“ (bos­nisch), „Schus­ters Lehr­linge“ (dänisch), „Hel­le­bar­den“, „Nägel“ oder „Seile“ (fran­zö­sisch), „Stuhl­beine“ (grie­chisch), „Schus­ter­mes­ser“ (irisch-​gälisch), „Pfei­fen­rohre“ (nie­der­län­disch), „weib­li­che Trolle“ (nor­we­gisch), „Frö­sche“ (pol­nisch und rumä­nisch), „Taschen­mes­ser“ (por­tu­gie­sisch), „Äxte“ (ser­bisch), „Spieße“ (spa­nisch) oder „Schub­kar­ren“ (tsche­chisch) han­deln kann. Man darf sich glück­lich schät­zen, dass es sich hier­zu­lande nur um „Schnür­sen­kel“ oder „Bind­fä­den“, die es reg­net, handelt!

Schön ist aller­dings auch das fran­zö­si­sche Il pleut comme vache qui pisse: Es reg­net wie eine pis­sende Kuh.

Tier- und Blutregen

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Fisch­re­gen in Sin­ga­pur in der Beschrei­bung von Ein­hei­mi­schen, ver­mut­lich zwi­schen 1861 und 1925 (Autor unbe­kannt, Quelle https://rr0.org/ über Wiki­me­dia Commons)

Der Begriff „Tier­re­gen“ bezeich­net ein sel­te­nes meteo­ro­lo­gi­sches Phä­no­men, bei dem (oft flug­un­fä­hige) Tiere vom Him­mel „reg­nen“. Tiere, die offen­bar am häu­figs­ten vom Him­mel reg­nen, sind Fische, Frö­sche und Vögel (in die­ser Rei­hen­folge). Ursa­che hier­für sind häu­fig Wirbelstürme.

Die ety­mo­lo­gi­sche Her­kunft des eng­li­schen Idi­oms „Es reg­net Kat­zen und Hunde“ ist, wie gesagt, unge­wiss, und es gibt keine beleg­ten Bezüge zum Tierregen-​Phänomen. Aller­dings exis­tie­ren meh­rere belegte Tierregen-Ereignisse!

Wer übri­gens ein­mal den wun­derbaren und wun­dervol­len Epi­so­den­film „Magno­lia“ des US-​amerikanischen Regis­seurs Paul Tho­mas Ander­son aus dem Jahr 1999 gese­hen hat, kann sich bestimmt noch gut an den Frosch­re­gen am Ende erin­nern, eine Szene näm­lich, die man nie mehr ver­gisst. Die bei­den Wort­be­stand­teile „wun­der“ sind hier absicht­lich her­vor­ge­ho­ben, denn im Film gesche­hen tat­säch­lich meh­rere Wunder!

Saharastaub
Saha­ra­staub über Kufstein/​Tirol im Februar 2004 (Hen­ryart über Wiki­me­dia Commons)

Nichts mit Tie­ren zu tun hat der soge­nannte „Blut­re­gen“, er soll jedoch, da wir uns hier mit Wet­ter­phä­no­me­nen beschäf­ti­gen, auch kurz behan­delt werden.

Die­ser hat sei­nen Ursprung im „Sahel“, einem hef­ti­gen Staub­wind in den Wüs­ten­ge­gen­den von Marokko. Bei star­ken Süd­win­den kann der Staub über Frank­reich und Ita­lien bis nach Mit­tel­eu­ropa gelan­gen. Tritt gleich­zei­tig Regen auf, so färbt sich das Regen­was­ser schmut­zig gelb-​rötlich und geht als soge­nann­ter „Blut­re­gen“ nie­der. Diese Bezeich­nung war vor allem im Mit­tel­al­ter und in der Frü­hen Neu­zeit gebräuchlich.

Die Hundstage

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Som­mer­hitze 2019 in Europa (Cli­mate Pre­dic­tion Cen­ter, Natio­nal Ocea­nic and Atmo­sphe­ric Admi­nis­tra­tion, über Wiki­me­dia Com­mons, gemeinfrei)

Anders ver­hält es sich bei den im Titel ange­spro­che­nen Hunds­ta­gen. Sie sind kalen­da­risch fest­ge­legt: Die Hunds­tage begin­nen immer am 23. Juli und enden am 23. August. Zumin­dest sta­tis­tisch gese­hen sind sie die hei­ßes­ten Tage in Deutschland.

Der Name ent­stammt auch nicht, wie viel­leicht zu erwar­ten wäre, von einem meteo­ro­lo­gi­schen Ereig­nis, son­dern von einem astro­no­mi­schen. Bereits im Römi­schen Reich war das Stern­bild Gro­ßer Hund (Canis Major) bekannt. Der Begriff „Hunds­tage“, latei­nisch: dies cani­cu­la­res, ent­stand durch das Stern­bild und den Dop­pel­stern Sirius, den Hunds­stern, der an den Hunds­ta­gen im Rhyth­mus der Sonne auf- und unter­ging. Der Haupt­stern blieb dabei einen Monat lang durch­ge­hend im Stern­bild Gro­ßer Hund.

Heut­zu­tage haben sich die Hunds­tage aber, astro­no­misch gese­hen, ver­scho­ben, da Sirius erst ab Ende August in Deutsch­land zu sehen ist. Hier­zu­lande kann der heli­a­ki­sche Auf­gang des Sirius erst frü­hes­tens ab dem 30. August beob­ach­tet wer­den und ist damit schon ein Zei­chen für den nahen­den Herbstanfang.

Ent­spre­chend der alten Tra­di­tion bezeich­nen wir aber immer noch die hei­ßes­ten Wochen des Jah­res als „Hunds­tage“. Übri­gens auch in ande­ren euro­päi­schen Sprachen:

  • dänisch: hun­de­da­gene
  • eng­lisch: dog days
  • fran­zö­sisch: la cani­cule
  • ita­lie­nisch: la canì­cola
  • nie­der­län­disch: honds­da­gen
  • spa­nisch: la caní­cula, período cani­cu­lar oder días de las caní­cu­las, was für „Hitze, Hit­ze­welle“ gene­rell steht
  • rus­sisch: kani­kuly bedeu­tet „Som­mer­fe­rien“

Wir hof­fen, dass Sie nun gut durch die Hunds­tage kom­men und mehr über Rede­wen­dun­gen und Sprich­wör­ter zum Wet­ter, in denen Tiere vor­kom­men, wissen.

Siehe auch

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

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