Legen Sie sich ins Zeug!

Fragezeichen

Zuge­ge­ben, die Über­schrift ist wie­der ein­mal recht pro­vo­kant. Mit der Auf­for­de­rung, sich ins Zeug zu legen, wol­len wir Sie mit­nich­ten zu mehr (Arbeits)eifer auf­for­dern, son­dern uns ein­mal mit dem Wört­chen „Zeug“ bzw. dem Zeugs und sei­nen Zusam­men­set­zun­gen beschäf­ti­gen. Woher kommt es eigentlich?

Wir gebrau­chen es rela­tiv häu­fig und es exis­tie­ren viele Rede­wen­dun­gen rund ums Zeug(s). So etwa

  • sich ins Zeug legen,
  • arbei­ten (oder ande­res), was das Zeug hält,

und viele wei­tere. Doch woher kommt das Wört­chen eigent­lich und wel­che Bedeutung(en) hat es?

„Zeug“ von „ziehen“

Laut dem Duden stammt das gemein­ger­ma­ni­sche (Ger­ma­nisch zu der Zeit, als es noch eine ein­heit­li­che Spra­che war) Sub­stan­tiv „Zeug“ vom mit­tel­hoch­deut­schen (ge)ziuc und dem alt­hoch­deut­schen (gi)ziuch ab. Und: Es gehört zum Verb „zie­hen“. Es bedeu­tete ursprüng­lich das Zie­hen oder auch das Mit­tel zum Zie­hen. Dar­aus ent­wi­ckel­ten sich Bedeu­tun­gen wie Mit­tel, Gerät, Stoff oder Vor­rat. Den­ken Sie etwa an das Feu­er­zeug, das Grün­zeug, das Näh­zeug, das Spiel­zeug, das Werk­zeug usw.

Ein wenig Satzwissen

Neben­bei und nicht nur für an Typo­gra­fie Inter­es­sierte: Das Metall, aus dem Let­tern gegos­sen wor­den sind, eine Blei­le­gie­rung, wurde frü­her auch mit „Zeug“ bezeichnet.

Zunehmend abwertend gebraucht

Ab dem 18. Jahr­hun­dert kamen wei­tere Bedeu­tun­gen hinzu. „Zeug“ wird nun auch abwer­tend im Sinne von „Kram, Plun­der“ gebraucht, mit­un­ter regio­nal auch in der Form „Zeugs“:

Was willst du denn mit dem gan­zen Zeug/​Zeugs anfangen?
Was der heute wie­der ein­mal für ein dum­mes Zeug redet!

Von Zugtieren, geflicktem Zeug und Zeugen

In den Redewendungen

  • sich (etwas mehr) ins Zeug legen
  • arbei­ten, was das Zeug hält

steht das Wort für das Geschirr von Zug­pfer­den oder ‑och­sen: Tiere und Aus­rüs­tung müs­sen aller­hand leisten.

Beson­ders inter­es­sant ist jedoch die Wen­dung „jeman­dem etwas am Zeug fli­cken“, sel­te­ner auch als „ans Zeug flicken“:

Trotz aller Bemü­hun­gen konnte man ihnen nichts am Zeug flicken.

In die­ser Redens­art ist damit die Klei­dung gemeint. „Zeug“ ist näm­lich auch eine his­to­ri­sche Bezeich­nung für „Gewebe (von Klei­dung u. a.)“, oft für die Klei­dung an sich. So ver­blüffte mich eine frü­here gute Freun­din aus Nord­deutsch­land immer wie­der mit der Bezeich­nung „Schlaf­zeug” für den Schlaf­an­zug bzw. das Nacht­hemd. Und laut Duden ver­än­dert oder beein­träch­tigt gar jemand, der/​die sich, bild­lich gespro­chen, an jeman­des Klei­dung zu schaf­fen macht, des­sen Ansehen:

Er/​sie flickt ihr/​ihm am Zeug.

Auch die Wör­ter „Zeuge“, „Zeug­nis“ sowie „zeu­gen“, „bezeu­gen“ und „über­zeu­gen“ gehö­ren übri­gens in diese Wort­fa­mi­lie: Zeuge bei­spiels­weise im Sinne von „das Zie­hen vor Gericht“ bzw. „die vor Gericht gezo­gene Per­son“. Hier zeigt sich der Ursprung im Verb „zie­hen“.

Wir hof­fen nun, dass wir genug Zeug (hier für „die Bega­bung haben“) und uns genug ins Zeug gelegt hat­ten, Ihnen die­ses Wört­chen, das Sie sicher­lich recht häu­fig ver­wen­den, etwas näher zu bringen.

Siehe auch

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

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