Parataxe und Hypotaxe? Nie gehört, werden Sie sehr wahrscheinlich sagen. Gebraucht aber sicherlich schon. Zumindest dann, wenn Sie Haupt- und Nebensätze bilden. Wir erklären hier einmal kurz, was diese Wörter bedeuten.
Zugegeben: Im allgemeinen und umgangssprachlichen Gebrauch verwenden wir diese Wörter selten bis nie. Diese Wörter! Allerdings verbinden wir Hauptsätze und gliedern Sätze in Haupt- und Nebensätze. Parataxe und Hypotaxe beziehen sich auf die Konstruktion von ebendiesen Möglichkeiten.
Das Komma als Beitragsbild ist übrigens nicht zufällig gewählt, denn wie wir sehen werden, spielt es bei der Bildung von diesen Satzarten doch eine nicht unwesentliche Rolle.
Die Parataxe
Von einer Satzreihe oder Parataxe sprechen wir, wenn ein Hauptsatz mit einem weiteren Hauptsatz verbunden wird. Solche Satzreihen sind durch Kommata oder sogenannte nebenordnende Konjunktionen wie „und“, „aber“, „oder“, „denn“ u. a. (und eventuell Komma) miteinander verbunden:
Er informierte die Öffentlichkeit(,) und machte sich damit strafbar.
Sie hatte ihm reinen Wein eingeschenkt(,) und verließ das Haus.
(Siehe zur Kommasetzung „Komma zwischen Hauptsätzen oder nicht?“!)
Der parataktische Stil in der Literatur
Übrigens gibt es in der Literatur auch einen sogenannten „parataktischen Stil“. Dieser bezeichnet eine Erzählform, die sich nur auf das Wesentliche des Inhalts konzentriert. Er wirkt sehr nüchtern und „trocken“, bietet aber die Möglichkeit, eine Argumentation stringent darzustellen.
Ein berühmtes Beispiel stammt aus der Bibel, hier aus dem Ersten Buch Mose:
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.
Die Hypotaxe
Wir sprechen hingegen von einem Satzgefüge bzw. einer Hypotaxe, wenn eine Verbindung aus Hauptsatz und Nebensatz vorliegt. Satzgefüge werden durch sogenannte unterordnende Konjunktionen wie „dass“, „weil“, „nachdem“, „obwohl“ u. a. oder auch mit Relativpronomen miteinander verknüpft. Die Kommasetzung ist hierbei obligatorisch:
Er informierte die Öffentlichkeit, obwohl er sich damit strafbar machen konnte.
Es hat ihm überhaupt nicht gefallen, dass sie ihm reinen Wein eingeschenkt hatte.
(Siehe zur Kommasetzung „Der häufigste Kommafehler: Nebensätze nicht korrekt abtrennen“!)
Eine Hypotaxe liegt allerdings nur vor, wenn der Nebensatz eine grammatische Funktion in Bezug auf den übergeordneten Satz hat, also zum Beispiel als Satzglied des übergeordneten Satzes. Parenthesen (Einschübe) fallen daher nicht unter den grammatischen Begriff der Hypotaxe! (Siehe hierzu „Einschub oder kein Einschub?“!)
Die Stellung des Verbs
Fällt Ihnen bei den genannten Beispielen übrigens etwas auf? Üblicherweise steht in Hauptsätzen das finite Verb nach dem Subjekt an zweiter Stelle im Satz, in Nebensätzen dagegen an letzter. (Nebenbei bemerkt: Im Althochdeutschen stand das finite Verb oft auch im Hauptsatz am Ende.)
Parataxe und Hypotaxe
Auch wenn Sie diese beiden Wörter selbst wohl kaum verwenden (werden), so ist doch davon auszugehen, dass Sie nun wissen, worauf sie sich beziehen. Die korrekte Verbindung von Hauptsätzen einerseits und die Bildung von Haupt- und Nebensätzen andererseits macht Ihnen hoffentlich sowieso keine Schwierigkeiten!