Es gibt Wörter, bei deren Gebrauch man sich vergreifen kann, weil sie unangemessen oder im jeweiligen Zusammenhang schlicht falsch sind. In loser Folge nehmen wir solche Wörter unter die Lupe. Heute geht es hier um das in Fußballreportagen oft genutzte Wort „Spielgerät“.
Als begeisterter Anhänger des Fußballsports und früher auch aktiver Spieler verfolge ich häufig die Liveticker auf sportschau.de. Ähnlich einem Nachrichtenticker, der, minütlich oder zumindest regelmäßig aktualisiert, über eine aktuelle Lage berichtet, übertragen dort Reporter/-innen ein aktuelles, gerade live stattfindendes Fußballspiel. Hierbei fällt mir immer wieder der Gebrauch des Wortes „Spielgerät“ auf. So etwa zuletzt gestern während des Livetickers zum Relegationsrückspiel zur Zweiten Bundesliga zwischen dem SV Wehen Wiesbaden und dem SSV Jahn Regensburg.
Im Wortlaut:
Gebhardt pariert mit der Faust! Heußer zirkelt den Freistoß rechts um die Mauer herum, allerdings recht mittig auf das Tor. Dennoch ist das ein kompliziertes Ding für den Jahn-Keeper, da kurz vor ihm noch Spieler einlaufen und die Sicht auf den Ball verdecken. Gebhardt reißt rechtzeitig die Arme hoch und faustet das Spielgerät weg.
An einer weiteren Stelle heißt es:
Der Gastgeber probiert es natürlich längst mit der Brechstange. Angha schlägt den Ball weit nach vorne, zu weit. Vukotić kommt noch an das Spielgerät, das allerdings zuvor im Aus war.
Meist ist mit dem Wort der Ball gemeint, manchmal aber auch die Trillerpfeife der Schiedsrichter/-innen, etwa in „[…] nimmt das Spielgerät in den Mund und pfeift die Partie ab“.
Spielgerät?
Schauen wir uns doch einmal an, was der Duden über das Gerät sagt. Dort heißt es unter Bedeutung 1. a):
[beweglicher] Gegenstand, mit dessen Hilfe etwas bearbeitet, bewirkt oder hergestellt wird
Unter 1. b):
zum Turnen u. a. dienende Vorrichtung
Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) ist hier eindeutiger, siehe Gerät – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele, und die Wikipedia schränkt die Nutzung auf Gebrauchsgegenstände „in der Technik“ ein, die „dem Menschen als Werkzeug, Vorrichtung oder Ausrüstungsgegenstand“ dienen.
Demnach mögen etwa Wippen oder Schaukeln auf Spielplätzen Spielgeräte sein, aber mit Sicherheit kein Fußball! Damit reiht sich das Wort wunderbar in eine Reihe von sprachlichen Missbildungen wie etwa „Gerstensaft“ (manchmal sogar „Gerstenkaltschale“) für „Bier“ ein, wie sie NI HAO CHINA in „Vomitas verbum“ sammelt.
Siehe auch
- DWDS-Themenglossar Fußball
- und hier etwa „Proaktiv“
- sowie in meinen Notizen „Public Viewing“, „Sambafußball“ und „Warum Bayern München keine neuen Meistersterne erhält“