Lesen Sie den Titel einmal laut vor. Wenn Sie das erste „schon“ wie das zweite aussprechen, machen Sie etwas falsch und sollten weiterlesen, denn es wird wie Schonung ausgesprochen und nicht wie Sonne!
Immer öfter höre ich, dass „schon“ ausgesprochen wird, als würde es mit zwei n geschrieben. Das wird es aber nicht: Das o ist lang und das Wort hat nur ein n! Trotzdem gibt es immer mehr Menschen, die es als „schonn“ (mit kurzem o und als hätte es zwei n) aussprechen. Warum? In der Schule nicht aufgepasst? Oder soll dem Wort dadurch eine besondere Betonung gegeben werden?
Schon als Adverb und Partikel
Schon wird wie in Schonung ausgesprochen und nicht wie in Sonne! Das Wort kann sowohl als Adverb (hier im Duden; öffnet in neuem Fenster!) als auch als Partikel (auch im Duden, auch in neuem Fenster!) gebraucht werden. Die falsche Aussprache scheint hauptsächlich bei Verwendung des zweiten Falls aufzutreten, wenn es beispielsweise darum geht, eine Aussage zu verstärken.
Schon
- verstärkt [emotional] eine Aussage, Feststellung
- (umgangssprachlich) drückt in Aufforderungssätzen Ungeduld o. Ä. aus
- drückt aus, dass im Falle der Realisierung einer Absicht o. Ä. eine bestimmte Konsequenz erwartet wird
- unterstreicht die Wahrscheinlichkeit einer Aussage [in zuversichtlichem Ton als Reaktion auf bestehende Zweifel]
- schränkt eine [zustimmende] Antwort, Aussage ein, drückt eine nur zögernde Zustimmung aus
- drückt aus, dass eine Aussage nur bedingt richtig ist, dass eine andere Schlussfolgerung o. Ä. möglich ist
- macht eine Äußerung in Frageform als rhetorische Frage kenntlich und gibt ihr oft einen geringschätzigen Unterton
- […]
schreibt der Duden über „schon“ als Partikel. Doch auch bei seiner Bedeutung als Adverb ist das falsch betonte Wort hörbar. Klicken Sie einmal auf „Aussprache“ in beiden Artikeln: Es wird in beiden Wortarten gleich ausgesprochen!
Schon mal darüber nachgedacht?
Nun, falls Sie hier eine Antwort auf die Frage erwarten, warum „schon“ immer häufiger falsch ausgesprochen wird, muss ich Sie leider enttäuschen. Es scheint auch auf eine Modeerscheinung hinauszulaufen: Irgendjemand hat damit angefangen, jemand anderes schnappt es auf, hält es für richtig und verwendet es weiter (falsch), bis es alle so (falsch) aussprechen. Wie etwa im Falle des inzwischen meist haarsträubend falschen Gebrauchs des Wörtchens „wo“, um Satzteile zu verbinden.
Schon mal darüber und wie Sie „schon“ aussprechen nachgedacht? Falls Sie, nachdem Sie den Titel dieses Beitrags tatsächlich einmal laut gelesen haben, an sich feststellen, dass Sie „schon“ auch wie „schonn“ aussprechen, wissen Sie vielleicht eine Antwort?
Schon einmal einen Dank für Ihren Kommentar!
Schon vs. Schonn ist mindestens so toll wie die Weigerung ein „ä“ auch wie ein Ä auszusprechen. Es scheint vornehmer zu klingen ein Ä wie ein „e“ auszusprechen. Das Ganze geht natürlich auch umgekehrt.
Aus Dänen werden Deeenen, aus Mädchen werden Meeedchen und aus Meerbusch wird Mährbusch oder mähen statt mähen. Ich frage mich, wer da wem, was, wann diese Aussprache beibringt.
Habe den Eindruck, dass (wir) Ossis uns damit an die Bayrisch Aussprache ranhängen wollen…
Dieser Aussprachefehler betrifft mitnichten nur „Ossis“, und ich wäre mir auch nicht sicher, ob das „Bayrisch [sic!] Aussprache“ ist.
Ich freue mich darüber, dass ich doch noch ordentlich deutsch spreche. Die Angewohnheit, "schonn" zu sagen, hat mich schon lange irritiert.
Neuerdings habe ich auch bemerkt, dass viele Menschen die Adjektivendung ‑isch wie ‑ich aussprechen. Man sagt also "russich" oder "spielerich" oder "hygienich." Vielleicht gibt es hierzu auch mal einen Beitrag.
Schön, dass das noch jemand auffällt! Was die falsche Aussprache der Endungen mit ‑ich oder ‑lich anbelangt, so scheint mir das ein sehr hessisches Problem zu sein, wo sich etwa auch „Kirsche“ häufig wie „Kirche“ anhört und umgekehrt.
Mir fällt jetzt sogar noch ein Beispiel ein: Leute, die für 17 "sibbzehn" statt "sihbzehn" (mit langem, geschlossenem "i" sagen). Das mag auch an Dialekten hängen, aber im Fernsehen höre ich fast nur noch "sibbzehn" mit dem offenen "i".
Falsche Aussprachen sind ein sehr (!) weites Feld, aber bitte jetzt keine weiteren Beispiele hierfür mehr: Hier geht es um „schon“ oder „schonn“!
[Entfernt. Wenn Sie nichts Sachliches zum Beitrag, dafür aber nur Mutmaßungen über das Leben der Autorenschaft abzugeben haben, verzichten Sie bitte auf das Kommentieren! Der Administrator]