Auf Diskussionsseiten in den Medien oder in den (sozialen) Netzwerken tauchen immer wieder Schlagworte auf, die „Stimmung machen“ sollen. Dazu gehört seit einer Weile das von der DDR 2.0. Für was soll er stehen? Taugt er überhaupt? Wir finden: nein!
Immer häufiger lese ich auf Medienseiten, in Weblogs oder in den ach so sozialen Netzwerken von einer DDR 2.0, in der wir uns angeblich befinden. Oder von einer SED 2.0, einer Neo-DDR usw. Damit soll wohl einer vermeintlichen Befindlichkeit Ausdruck verliehen werden, die sich gegen vieles richten kann. Mal soll damit eine gefühlte Unterdrückung der Meinungsfreiheit angeprangert, mal die Übermacht des Staates kritisiert, mal freie Wahlen gefordert werden. Und vieles mehr. Doch taugen solche Vergleiche überhaupt?
Stimmungsmache aus einer tief rechten Ecke
Auffällig häufig zu beobachten ist, wenn solche Vergleiche gezogen werden, dass hier Stimmungen gemacht werden sollen. Und zwar aus einer doch ziemlich rechts-konservativen bis rechtsextremen Ecke. Stimmungen, die sich gegen diesen Staat und seine freiheitlich-demokratische Grundordnung richten. Die frühere DDR wird herangezogen, um als negatives Beispiel zu dienen.
Ebenso auffällig häufig sei die Annahme gestattet, dass die Verfasser solcher Kommentare entweder über einen nicht verarbeiteten DDR-(Minderwertigkeits-)Komplex verfügen – oder nie dort gelebt haben! Wie anders kann man überhaupt auf die Idee kommen, einen Staat, der so gut wie nichts mit der DDR gemein hat, mit ihr zu vergleichen?
Die DDR war ein Unrechtsstaat. Ohne 2.0!
Wer je mit der Staatssicherheit und deren Spitzeln zu tun hatte, wer je wegen systemkritischer Äußerungen beispielsweise in Bautzen einsaß, wer je wegen Fluchtgefahr oder bereits erfolgter „Republikflucht“ seiner Verwandten oder Freunde oder wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ benachteiligt wurde usw., kann solche Vergleiche eigentlich nur als völlig absurd empfinden.
Wer aber meint, dass er doch das Recht haben müsse, selbst strafrechtliche relevante Meinungen veröffentlichen zu können, wer eine rot-rot-grüne Koalition in Bremen, die sich aufgrund von Wahlfreiheit bildete, als „SED 2.0“ bezeichnet, wer ein kapitalistisches Wirtschaftssystem mit der Planwirtschaft in der DDR vergleicht, der hat etwas nicht verstanden. Nämlich, dass wir im direkten Vergleich mit diesem Unrechtsstaat in einem doch ziemlich freien Land leben. Und dass sich solche Schlagworte eigentlich von vornherein verbieten!
Solchen Menschen sei dringendst Nachhilfe in Demokratie, in Wirtschaftskunde und gegebenenfalls auch im Strafrecht empfohlen – sowie ein paar Wochen „Urlaub“ beispielsweise in Nordkorea! Um seine „Kenntnisse“ aufzufrischen oder sie völlig neu zu erleben.
Fällt mir auch immer wieder auf! Übel! Aber fast ebenso häufig sehe ich Vergleiche mit dem Nationalsozialismus. Da meinen Leute, dass sie genauso verfolgt werden würden wie die Juden damals, nur weil sie ihren Hass nicht so äußern können wie sie wollen. Das ist mindestens ebenso übel!
Danke, sehr wichtige Ergänzung! Wollte das erst in diesen Beitrag einbauen, aber das Thema ist einen eigenen wert, der bei nächster Gelegenheit erscheinen wird.