Der Schrägstrich: wann/​wie?

Fragezeichen

Der Schrägstrich zählt nicht unbedingt zu den häufig genutzten Zeichen. Trotzdem gilt es, bei seiner Verwendung einiges zu beachten. Beispielsweise, ob davor und/oder danach Leerzeichen zu setzen sind.

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Der Schrägstrich ist sehr alt; hier als Virgel als einzigem Satzzeichen: erste Seite aus William Caxtons Ausgabe von Sir Thomas Malorys „Le Morte Darthur“. London 1485. (gemeinfrei/ Wikimedia Commons)
Der Schrägstrich „/“ (lateinisch: solidus, englisch: slash) ist ein Schriftzeichen, das als Satz- oder Wortzeichen zum Ausdruck von Beziehungen und Verhältnissen genutzt werden kann. Neben seiner Verwendung in der Mathematik, der Musik und in vielen Programmiersprachen ist es seine Hauptaufgabe, Wörter bzw. Wortgruppen als zusammengehörig zu kennzeichnen.

Das Problem hierbei ist jedoch, dass keine genauen Definitionen davon existieren, welcher Art diese Zusammengehörigkeit ist. Allerdings gibt es einige Standardsituationen für seine Anwendung und gewisse typografische Regeln zu beachten.

Wann steht ein Schrägstrich?

Zusammen mit Zahlen und Maßeinheiten steht der Schrägstrich für „je“ oder „pro“, z. B. in „km/h“ (Kilometer pro Stunde) oder „Ew./km²“ (Einwohner pro Quadratkilometer). Er dient hier als Bruchzeichen für eine „Angabe des Verhältnisses von Zahlen oder Größen im Sinne einer Verbindung mit je/pro“ (§ 106 der amtlichen Regelung der deutschen Rechtschreibung).

Weiterhin kann man ihn verwenden, um mehrere gleichberechtigte Möglichkeiten platzsparend zusammenzufassen:

Schüler/-innen
und/oder

Wenn diese Alternation am Anfang eines Satzes steht, gilt es darauf zu achten, dass alle entsprechenden Wörter großgeschrieben werden, denn theoretisch könnte der Satz mit jedem dieser Wörter beginnen:

Ich/Wir bestätige(n) hiermit, dass …

In den genannten Beispielen steht der Schrägstrich für „beziehungsweise“. Er kann jedoch auch für „und“ eintreten, wenn er Personen, Institutionen oder Orte verbindet:

Berlin/Brandenburg
CDU/CSU
das Autorenduo Hinz/Kunz

Hin und wieder findet der Schrägstrich auch als Ersatz für „am“ oder „in“ Verwendung, aber auch zur Kennzeichnung einer Zweisprachigkeit, so etwa bei Städtenamen:

Frankfurt/Main
Frankfurt/Oder
Birmingham/Alabama [richtig wären auch: Birmingham (Alabama) oder Birmingham, Alabama]
Biel/Bienne

Schließlich wird der Schrägstrich verwendet, um Jahreszahlen oder andere kalendarische Angaben zu kombinieren:

in der Saison 2019/2020
die Herbst/Winter-Kollektion (richtig wäre auch: Herbst-Winter-Kollektion)

Wie steht ein Schrägstrich?

Die wohl größte Unsicherheit bei der Verwendung des Schrägstrichs besteht darüber, ob und wie Leerzeichen zu setzen sind. Gar keine? Keines davor, aber eins danach? Oder umgekehrt?

Leider gibt es dafür in den amtlichen Rechtschreibregeln keine eindeutige Festlegung. Unsere Empfehlung: Steht nur jeweils ein Wort vor und nach dem Schrägstrich, setzen Sie kein Leerzeichen, z. B. April/Mai. Sind es jedoch mehrere Wörter, die davor und/oder danach stehen, sollte ein Leerzeichen gesetzt werden, um Missverständnisse zu vermeiden, also Ende April / Anfang Mai.

Detailtypografie des Schrägstrichs

Typografisch gilt es jedoch zu beachten, dass es bei der Verwendung von Leerzeichen zu unschönen und sogar unsinnigen Zeilenumbrüchen kommen kann!

Da nach einem Schrägstrich kein Umbruch erfolgt, ist es in der Textverarbeitung üblich, nach einem, jedoch nicht vor einem solchen ein Leerzeichen zu setzen, zum Beispiel „Schuljahr 2014/ 2015“ statt „Schuljahr 2014/2015“. Abhilfe schafft das Setzen des nicht sichtbaren Worttrennzeichens „breitenloses Leerzeichen“ (​) nach einem Schrägstrich, sofern ein dynamischer Zeilenumbruch erwünscht ist. Damit werden zu große Unterschiede der Zeilenlängen im Flatter- und zu große Lücken zwischen Wörtern im Blocksatz vermieden.

Weitere Verwendungsarten des Schrägstrichs

  • Datumsangaben: Im Deutschen ist die Verwendung des Schrägstrichs bei Datumsangaben nicht gebräuchlich! Hier wird er auschließlich verwendet, wenn nur Monat oder Quartal und Jahr angegeben wird: 5/2004 (Mai 2004), II/2004 (Februar bzw. zweites Quartal 2004). (Siehe hierzu hier auch „Wie schreibe ich eigentlich Datumsangaben?“!)
  • Jura: In der Gerichtssprache bedeutet der Schrägstrich in Verbindung mit zwei Punkten „gegen“. So ist zum Beispiel „Karl Hinz ./. Fritz Kunz“ in einer Klageschrift gleichbedeutend mit „Karl Hinz gegen Fritz Kunz“.
  • Satzzeichen: Bis um 1730 stand der Schrägstrich als „Virgel“ anstelle des Kommas. Im 19. Jahrhundert wurde in handschriftlichen Texten, wie zum Beispiel in Briefen, eine Verbindung von Schrägstrich und Doppelpunkt verwendet, um Klammern darzustellen /: so wie in diesem Beispiel :/.
  • Tabellen: Nach DIN 55301 (Gestaltung statistischer Tabellen) steht der Schrägstrich für „keine Angabe, da Zahlenwert nicht sicher genug“ als wertersetzendes Zeichen).
  • Der umgekehrte Schrägstrich „\“ (englisch: backslash) wird als Schriftzeichen im Allgemeinen kaum verwendet; in der Datenverarbeitung ist er hingegen weit verbreitet.

Für weitere Sonderverwendungsarten siehe den Wikipedia-Artikel!

Weitere Verweise

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

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