Vielleicht haben Sie es schon erfahren: Es gibt neue Kommaregeln. Sie betreffen die Setzung des Kommas bei Infinitivgruppen. Viel geändert hat sich für meinen Geschmack aber nicht, denn sie ähneln denen aus dem letzten Jahrtausend doch sehr. Lesen Sie mehr über neue Kommaregeln bei Infinitivgruppen.
Mit der Neuauflage des Duden in diesem Jahr hat sich dessen Redaktion auch über die Kommaregeln Gedanken gemacht. Sie betreffen die Setzung des Kommas bei Infinitivgruppen. Viel geändert hat sich für meinen Geschmack aber nicht, denn sie ähneln denen aus dem letzten Jahrtausend und damit lange gültigen doch sehr.
Ab jetzt gilt also: Eine satzwertige Infinitivgruppe wird vom übergeordneten Satz durch ein Komma getrennt, wobei mit „satzwertig“ gemeint ist, dass die Infinitivgruppe praktisch einem Nebensatz entspricht. Hierbei ist es völlig egal, ob sie von einem Substantiv, einem Adjektiv, einem Verb oder einem Pronominaladverb abhängt.
Neue Kommaregeln bei Infinitivgruppen
Komma bei Infinitivgruppen
In allen folgenden Beispielen muss nun ein Komma gesetzt werden:
- Es macht Spaß, im Herbst durch das gefallene Laub zu gehen.
- Die Eichhörnchen sind eifrig dabei, ihr Winterfutter zu sammeln.
- Die Tiere bemühen sich, möglichst gute Verstecke dafür zu finden.
- Ich erfreue mich daran, die kleinen Kerle zu beobachten.
Ist die Infinitivgruppe in den übergeordneten Satz eingeschoben, sollten Sie natürlich den praktischen Komma-Doppelpack, das „paarige Komma“, anwenden (siehe hierzu den Verweis auf die häufigsten Kommafehler ganz unten!):
- Doch als mein Kater sich anschickt, die Nager zu jagen, mache ich mir Sorgen.
Das Komma steht auch, wenn die Infinitivgruppe dem übergeordneten Satz vorausgeht:
- Ein Eichhörnchen zu erwischen, gelang meinem Kater jedoch nicht.
Es spielt übrigens keine Rolle, ob die Infinitivgruppe im übergeordneten Satz die Rolle des Subjekts oder eines Objekts einnimmt. In diesem einen Punkt können wir also einen Unterschied im Vergleich zu den früheren Regeln feststellen, die das Komma im Falle einer Verwendung der Infinitivgruppe als Subjekt verboten hatten.
Kein Komma bei Infinitivgruppen
Wie bislang auch kann das Komma entfallen, wenn nur der Infinitiv mit „zu“ dasteht, also keine Erweiterung vorliegt:
- Er bat sie[,] mitzukommen.
- Der Bitte[,] mitzukommen[,] entsprach sie gern.
Ich habe hier die Kommata fast immer weggelassen.
Bestimmt ist Ihnen oben bereits die Einschränkung aufgefallen, dass die Infinitivgruppe „satzwertig“ sein muss. Nun gibt es aber auch Infinitivgruppen, die zum Prädikat des übergeordneten Satzes gehören. Diese dürfen nicht durch ein Komma abgetrennt werden. Im übergeordneten Satz steht dann eines der folgenden Verben: „sein“, „haben“, „brauchen“, „pflegen“, „scheinen“ sowie (übertragen gebraucht) „drohen“, „versprechen“. Einige Beispiele:
- Dies verspricht ein schöner Tag zu werden.
- Das hat dich nicht zu interessieren.
- Ich pflege über die nicht beeinflussbaren Dinge nicht nachzudenken.
Es darf auch dann kein Komma gesetzt werden, wenn der Infinitiv und der übergeordnete Satz nicht klar voneinander zu trennen sind. Hierzu zwei oft genutzte Beispiele:
- Den Betrag bitten wir auf unser Konto zu überweisen.
- Ich habe dich zu erreichen versucht.
Satzwertig oder nicht?
Häufig ist jedoch bei manchen Verben nicht ganz klar, ob der von ihnen abhängige Infinitiv nun satzwertig ist oder nicht. Für die Kommasetzung heißt dies entsprechend, dass das Komma stehen kann – oder eben nicht. In erster Linie handelt es sich dabei um folgende Verben: „erlauben“, „beabsichtigen“, „versprechen“, „versuchen“, „gestatten“, „wagen“, „probieren“. Daher funktionieren folgende Sätze sowohl mit als auch ohne Komma:
- Die Eltern erlaubten dem 15-Jährigen nicht[,] ein Bier zu trinken.
- Aber sie gestatteten ihm[,] ein alkoholfreies Radler zu bestellen.
- Er probierte[,] es in einem Zug auszutrinken.
Fazit
Neue Kommaregeln bei Infinitivgruppen? Wer die „alten“ Kommaregeln verinnerlicht hat, dürfte bei den neuen wenig Probleme bei der Anwendung haben.