200 Jahre Braille-Schrift

Feuerwerk

Ja, kaum zu glau­ben: 200 Jahre Braille-​Schrift! Bei die­ser Schrift han­delt es sich um eine Blin­den­schrift, die Blinde und stark Seh­be­hin­derte benut­zen, da sie Schwarz­schrift nicht oder nur schwer lesen können.

200 Jahre Braille-Schrift

A person reading a braille book
Lesen von Braille-​Schrift mit den Fin­gern (Autor: https://www.flickr.com/photos/fotoblasete/)

Als ich von die­sem Jubi­läum gele­sen hatte, war ich doch etwas über­rascht: 200 Jahre Braille-​Schrift! Ich hätte vor­her geschätzt, dass diese Schrift, die inter­na­tio­nal von Blin­den und stark Seh­be­hin­der­ten benutzt wird, da sie Schwarz­schrift nicht oder nur schwer lesen kön­nen, allen­falls viel­leicht ein­hun­dert Jahre alt ist.

Doch im Alter von nur 16 Jah­ren erfand Louis Braille im Jahr 1825 im Pari­ser Blin­den­in­sti­tut die nach ihm benannte Schrift. Sie ist eine geniale Erfin­dung, die für viele Gene­ra­tio­nen blin­der Men­schen zum Schlüs­sel für Kom­mu­ni­ka­tion, Bil­dung, beruf­li­chen Erfolg, soziale Teil­habe und per­sön­li­ches Glück wurde!

Braille selbst hatte sich im Alter von sechs Jah­ren mit einer Ahle aus der Satt­ler­werk­statt sei­nes Vaters am Auge ver­letzt. Das ver­letzte Auge ent­zün­dete sich und das zweite, bis dahin unver­sehrte Auge, erkrankte eben­falls, bis er völ­lig erblindete.

Die nach ihm benannte Schrift ent­wi­ckelte er jedoch nicht allein. So stützte er sich u. a. auch auf die von einem Artil­le­rie­haupt­mann für mili­tä­ri­sche Zwe­cke erfun­dene „Nacht­schrift“, die aus einem kom­pli­zier­ten Sys­tem von Punk­ten und Sil­ben bestand. Braille ver­ein­fachte diese Schrift, indem er die Sil­ben durch Buch­sta­ben ersetzte und die Anzahl der Punkte von zwölf auf sechs pro Zei­chen reduzierte.

Obwohl die Schrift­zei­chen leicht erlern­bar und ein­fach zu schrei­ben waren, konnte sich diese Schrift lange Zeit nicht durch­set­zen. Erst 1850 wurde die Braille-​Schrift offi­zi­ell zum Gegen­stand des Unter­richts an fran­zö­si­schen Blindenschulen.

Den inter­na­tio­na­len Durch­bruch sei­ner Erfin­dung erlebte Braille nicht mehr. Er starb 1852 in Paris an Tuber­ku­lose. 1879 wurde die Braille-​Schrift offi­zi­ell in Deutsch­land eingeführt.

Die Braille-​Schrift

Die Schrift besteht aus Punkt­mus­tern, denen ein Sys­tem von sechs Punk­ten zugrunde liegt. Sie wer­den von der Rück­seite her in das Papier ein­ge­drückt und sind somit von vorne als Erhö­hun­gen mit den Fin­ger­spit­zen zu ertas­ten. Die Anzahl von sechs Punk­ten ergab sich aus der Erfah­rung, dass maxi­mal sechs Tast­ein­drü­cke gleich­zei­tig von den Fin­gern distink­tiv unter­scheid­bar wahr­ge­nom­men wer­den können.

Da die Funk­ti­ons­weise den Rah­men die­ses Bei­trags weit über­stei­gen würde, sei der geneig­ten Leser­schaft zur Ein­füh­rung der sehr lesens­werte Wikipedia-​Artikel „Braille­schrift“ emp­foh­len. Er bie­tet auch eine Über­sicht über Prä­ge­ma­schi­nen und ‑geräte.

Übri­gens lässt sich diese Schrift auch am Com­pu­ter dar­stel­len! Com­pu­ter­braille ist eine Abwand­lung der Braille-​Schrift für die Nut­zung am Com­pu­ter. Sie hat statt der übli­chen sechs Punkte noch zwei wei­tere, um Son­der­zei­chen dar­stel­len zu kön­nen. Und die soge­nannte „Braille­zeile“, kurz „Zeile“, oder „Braille­dis­play“, ist ein Computer-​Ausgabegerät für blinde Men­schen, das Zei­chen in Braille-​Schrift darstellt.

Und schließ­lich sind Braille-​Zeichen inzwi­schen schon längst auch in Unicode/​UTF‑8 verfügbar.

Siehe hier auch

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

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