Ja, kaum zu glauben: 200 Jahre Braille-Schrift! Bei dieser Schrift handelt es sich um eine Blindenschrift, die Blinde und stark Sehbehinderte benutzen, da sie Schwarzschrift nicht oder nur schwer lesen können.
200 Jahre Braille-Schrift

Als ich von diesem Jubiläum gelesen hatte, war ich doch etwas überrascht: 200 Jahre Braille-Schrift! Ich hätte vorher geschätzt, dass diese Schrift, die international von Blinden und stark Sehbehinderten benutzt wird, da sie Schwarzschrift nicht oder nur schwer lesen können, allenfalls vielleicht einhundert Jahre alt ist.
Doch im Alter von nur 16 Jahren erfand Louis Braille im Jahr 1825 im Pariser Blindeninstitut die nach ihm benannte Schrift. Sie ist eine geniale Erfindung, die für viele Generationen blinder Menschen zum Schlüssel für Kommunikation, Bildung, beruflichen Erfolg, soziale Teilhabe und persönliches Glück wurde!
Braille selbst hatte sich im Alter von sechs Jahren mit einer Ahle aus der Sattlerwerkstatt seines Vaters am Auge verletzt. Das verletzte Auge entzündete sich und das zweite, bis dahin unversehrte Auge, erkrankte ebenfalls, bis er völlig erblindete.
Die nach ihm benannte Schrift entwickelte er jedoch nicht allein. So stützte er sich u. a. auch auf die von einem Artilleriehauptmann für militärische Zwecke erfundene „Nachtschrift“, die aus einem komplizierten System von Punkten und Silben bestand. Braille vereinfachte diese Schrift, indem er die Silben durch Buchstaben ersetzte und die Anzahl der Punkte von zwölf auf sechs pro Zeichen reduzierte.
Obwohl die Schriftzeichen leicht erlernbar und einfach zu schreiben waren, konnte sich diese Schrift lange Zeit nicht durchsetzen. Erst 1850 wurde die Braille-Schrift offiziell zum Gegenstand des Unterrichts an französischen Blindenschulen.
Den internationalen Durchbruch seiner Erfindung erlebte Braille nicht mehr. Er starb 1852 in Paris an Tuberkulose. 1879 wurde die Braille-Schrift offiziell in Deutschland eingeführt.
Die Braille-Schrift
Die Schrift besteht aus Punktmustern, denen ein System von sechs Punkten zugrunde liegt. Sie werden von der Rückseite her in das Papier eingedrückt und sind somit von vorne als Erhöhungen mit den Fingerspitzen zu ertasten. Die Anzahl von sechs Punkten ergab sich aus der Erfahrung, dass maximal sechs Tasteindrücke gleichzeitig von den Fingern distinktiv unterscheidbar wahrgenommen werden können.
Da die Funktionsweise den Rahmen dieses Beitrags weit übersteigen würde, sei der geneigten Leserschaft zur Einführung der sehr lesenswerte Wikipedia-Artikel „Brailleschrift“ empfohlen. Er bietet auch eine Übersicht über Prägemaschinen und ‑geräte.
Übrigens lässt sich diese Schrift auch am Computer darstellen! Computerbraille ist eine Abwandlung der Braille-Schrift für die Nutzung am Computer. Sie hat statt der üblichen sechs Punkte noch zwei weitere, um Sonderzeichen darstellen zu können. Und die sogenannte „Braillezeile“, kurz „Zeile“, oder „Brailledisplay“, ist ein Computer-Ausgabegerät für blinde Menschen, das Zeichen in Braille-Schrift darstellt.
Und schließlich sind Braille-Zeichen inzwischen schon längst auch in Unicode/UTF‑8 verfügbar.