In der Wortwahl (nicht) vergriffen: rechtsextreme Kommunikation

Deleaturzeichen

Es gibt Wör­ter, bei deren Gebrauch man sich ver­grei­fen kann, weil sie unan­ge­mes­sen oder im jewei­li­gen Zusam­men­hang schlicht falsch sind. In loser Folge neh­men wir sol­che Wör­ter unter die Lupe. In die­sem Fall geht es aller­dings gleich um ein gan­zes Bün­del von Wör­tern und Kür­zeln, näm­lich um rechts­extreme Kom­mu­ni­ka­tion. Und neben­bei auch um Neonazi-​Szene-​Kleidung und ‑Mar­ken.


Spra­che stif­tet Zusam­men­ge­hö­rig­keit. Auch unter Rechts­extre­men und Neo­na­zis. Sie haben ein eige­nes Voka­bu­lar ent­wi­ckelt, mit dem sie sich vom von ihnen so genann­ten „Main­stream“ abset­zen wol­len. Sie bedie­nen sich hier­bei bestimm­ter Wör­ter, aber auch Sym­bole und Zei­chen, um ihre Gesin­nung in die Öffent­lich­keit zu tra­gen. Diese fin­den sich dann auf Auto­kenn­zei­chen, Klei­dung oder als Täto­wie­run­gen. Diese Sym­bole die­nen dabei auch dem schnel­len Wie­der­erken­nen, stel­len also einen gruppen- und sogar län­der­über­grei­fen­den Code dar.

Mit­un­ter sind die Codes auch nötig, um ver­bo­tene Sym­bole oder Gruß­for­meln zu erset­zen. Auch wenn die Staats­or­gane mitt­ler­weile genau wis­sen, was mit ein­zel­nen Codes gemeint ist, kön­nen sie recht­lich nicht gegen sie vor­ge­hen. Auf der ande­ren Seite ist ein wei­te­res Ziel von rech­ten und rechts­extre­men Krei­sen, Schlag­wör­ter zu prä­gen und in die öffent­li­che Wahr­neh­mung ein­zu­brin­gen. Somit errei­chen sie, dass sich die Spra­che immer wei­ter nach rechts verschiebt.

Rechtsextreme Kommunikation

Ein sehr auf­schluss­rei­cher Text­bei­tag des MDR bie­tet Ein­blick in diese Welt. Neben einem klei­nen Wör­ter­buch zeigt er,

  • wie sich Rechts­extreme und Neo­na­zis (wieder)erkennen,
  • wel­che Klei­dung sie tra­gen und wel­che Mar­ken sie bevorzugen,
  • wie sie sich abgren­zen und was Iden­ti­tät stiftet,
  • wel­che Schmähungen
  • und wel­che Buchstaben- und Zah­len­kür­zel sie nutzen.

So dürfte unter den rechts­extre­men Schmä­hun­gen das Wort „Zecke” für Mit­glie­der der anti­fa­schis­ti­schen Jugend­szene und der Auto­no­men auch außer­halb die­ser Gruppe bekannt sein. Oder die Ver­wen­dung der Zah­len 18 (für den ers­ten [A] und den ach­ten [H] Buch­sta­ben im Alpha­bet; bedeu­tet „Adolf Hit­ler“) oder 88 (für zwei­mal den ach­ten Buch­sta­ben im Alpha­bet; wird in der rechts­extre­men Szene syn­onym für „Heil Hit­ler“ verwendet).

Doch wis­sen Sie, was etwa das Kür­zel „14 Words“ bedeu­tet? Oder die Zah­len 444, 1347, 192, 28? Oder „C 18”? Die Abkür­zun­gen „JDF“, „Rahowa“?

Wie jede Spra­che ist auch die der der Ras­sis­ten und Neo­na­zis Wand­lun­gen unter­wor­fen. Wer­den einige Codes zu bekannt, wer­den sie kaum noch ver­wen­det oder es kom­men neue hinzu.

Die­ser Bei­trag soll auch dazu die­nen, sol­che Codes und Kür­zel nicht „aus Ver­se­hen“ zu ver­wen­den. Es sei denn, Sie gehö­ren die­ser Szene an. Was wir nicht hof­fen wollen!

Siehe hierzu auch

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

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