Emojis und Emoticons: Bereicherung oder Tod der Sprache?

Angeblich benutzen 78 Prozent aller Deutschen über 16 Jahre Emojis. Weltweit sollen es 92 Prozent aller Internet-Nutzenden sein. Und wenigstens ein Emoticon kennt wohl jede(r). Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen beiden? Und bedeuten Emojis und Emoticons Bereicherung oder Tod der Sprache? Eine Fernsehsendung beschäftigt sich mit diesen Fragen.

Emojis und Emoticons: Bereicherung oder Tod der Sprache?

Am 19. September 1982 verschickte der Wissenschaftler und spätere Informatikprofessor Scott E. Fahlman das erste Emoticon: :-). Seitdem sind Emojis und Emoticons in unserer digital-schriftlichen Kommunikation so gut wie alltäglich geworden. Bewegen wir uns in Richtung einer Post-Schrift-Gesellschaft? Sind Emojis die neuen Hieroglyphen? Bedeutet das alles Innovation oder einen kulturellen Rückschritt? Emojis und Emoticons: Bereicherung oder Tod der Sprache?

Emojis und Emoticons sind nicht das Gleiche

Zunächst einmal: Emojis und Emoticons sind nicht das Gleiche. Die Bezeichnung „Emoticon“ ist ein aus dem Englischen stammendes Kofferwort, gebildet aus emotion und icon. Die am häufigsten eingesetzten Emoticons sind Smileys. Sie werden aus einzelnen Zeichen oder Zeichenfolgen aus dem ASCII-Zeichensatz gebildet. Das Wort „Emoji“ hingegen stammt aus dem Japanischen: 絵文字 bedeutet „Bildschriftzeichen“ und meint Pikto-, Logo- oder Ideogramme.

HTTPSWährend Emoticons sowohl im lockeren digitalen Schriftverkehr etwa via E-Mail, Instant Messaging, SMS, in Forumsdiskussionen und beim Chatten Anwendung finden, werden Emojis gern auch auf Webseiten verwendet.

Dass es bereits im 19. Jahrhundert sogenannte „Setzerscherze“ gab, mit denen Schriftsetzer im Zeitungsdruck typographische Spielereien mit Gesichtern anfertigten, sei hier nur am Rande erwähnt.

Smileys 1893 from Kreisblatt für den Kreis Malmedy - vermischtes-18930902
Vorläufer des Smileys? Setzerscherz aus dem Kreisblatt für den Kreis Malmedy, Ausgabe 2. September 1893 (gemeinfrei)

Fotografieren verboten
Ein wohl eher selten zu sehendes Piktogramm
Zu den Vorläufern zählen jedoch auch die im 20. Jahrhundert entstandenen Piktogramme: Bildzeichen als schnell zu erfassende Informationssysteme vor allem in Großstädten.

Inzwischen gibt es Tausende von Emojis, „verwaltet“ vom Unicode-Konsortium in den USA. Und es werden stetig mehr. Doch wer entscheidet darüber, welche es gibt und welche nicht?

Ein Rückschritt ins Mittelalter?

Doch während es Emojis sogar bis in Hollywood-Filme, ins Museum of Modern Art in New York und in die staatliche finnische Marketingagentur geschafft haben (Finnland kreiert eigene Emojis, um damit Imagepflege für das Land zu betreiben; siehe „Kalsarikänni: sich betrinken wie ein Finne“!), stehen andere dem modernen Treiben skeptisch bis ablehnend gegenüber. Manche befürchten gar einen Rückschritt ins Mittelalter.

Eine sehr interessante Fernsehsendung zeigt uns die Geschichte hinter diesen Zeichen und das Für und Wider. Zu Wort kommen neben Jugendlichen und dem Erfinder des Ur-Emoticons Scott Fahlman etwa der Linguist Florian Busch, der Typograf Erik Spiekermann, die Kulturwissenschaftlerin Gala Rebane, die Psychologin Wera Aretz, die Künstlerin und Emoji-Expertin Lilian Stolk, der Psychiater Manfred Spitzer und Jennifer Daniel, Vorsitzende des Unicode-Emoji-Komitees. Und nicht zuletzt der Experte für Barrierefreiheit im Netz Heiko Kunert. Denn: Wie stehen Blinde und Sehbehinderte Emojis und Emoticons gegenüber? Ist die Sendung in vielem schon überraschend, so überraschen seine Antworten am meisten.

Um eine weitere Antwort vorwegzunehmen: Nein, Emojis sind nicht die neuen Hieroglyphen. Hieroglyphen waren nämlich bereits neben der Symbol- auch eine komplexe Schriftsprache!

Die Sendung:

Siehe (hier) auch:

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

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