Wie lange, glauben Sie, gibt es sie schon in Deutschland? Nun, es sind 75 Jahre, seit es sie gibt. 75 Jahre Taschenbücher in Deutschland.
Es handelt sich um ein Jubiläum, das, ich gestehe, (auch) an mir etwas vorbeigegangen ist. Eher zufällig entdeckte ich die Meldung, dass Taschenbücher in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden sind. Genauer gesagt: 75 Jahre Taschenbücher in Deutschland.
75 Jahre Taschenbücher in Deutschland
Es war ein bekannter norddeutscher Verlag, der im Juni 1950 das erste in Deutschland hergestellte Taschenbuch auf den Markt brachte. Hierbei handelte es sich um „Kleiner Mann – was nun?“ von Hans Fallada. Das Buch erschien in einer Startauflage von immerhin 50.000 Exemplaren. Seitdem sind 540 Millionen Rowohlt-Taschenbücher erschienen.
Idee aus den USA
Die Idee dazu kam, man kann es sich denken, natürlich, so könnte man konstatieren, aus den USA. Von dort hatte sie Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, Sohn von Verlagsgründer Ernst Rowohlt, mitgebracht: die vom Pocket Book. Er ließ Falladas Werk zuerst auf billigem Zeitungspapier drucken, und zwar auf einer aus den 1930er-Jahren stammenden Rotationsmaschine, die den Krieg in einer Scheune eines Bauern im nordfriesischen Leck überstanden hatte.
In der ebendort und bis heute ansässigen Druckerei Clausen & Bosse entstanden die ersten Rowohlt-Rotationsromane, wie sie damals genannt wurden. Das Format ähnelte dem einer gefalteten Zeitung. Aus ihm entwickelte man dann das „Lumbeck-Klebebindeverfahren“ auf besserem Papier, das bis heute bekannte Format der Taschenbücher aus diesem Verlag.
Nur Schund? Irrtum!

Wer glaubt, dass es sich bei den Taschenbüchern nur um „Schund-Literatur“ handelte, irrt. Zu den ersten Autoren, deren Werke bei Rowohlt als Taschenbuch erschienen, gehörten neben Fallada immerhin auch Kurt Tucholsky und Graham Greene! Programm von Anfang an war: gute Lektüre für alle.
Der Roman von Fallada war übrigens schon 1932 erschienen. Er wurde zum Best- und Longseller und erlebte 45 deutsche und 20 Auslandsausgaben. Der Erfolg war ein wichtiger Faktor der Sanierung des Rowohlt-Verlags. Auch mit der Taschenbuch-Ausgabe rettete Ledig-Rowohlt den Verlag, der kurz vor dem Konkurs stand.
Weitere Verweise
- tagesschau.de: „Vor 75 Jahren brachte der Rowohlt-Verlag das erste Taschenbuch raus“ vom 17. Juni 2025
- Wikipedia: Kleiner Mann – was nun? (zum Inhalt, zum historischen Hintergrund und zur Veröffentlichungsgeschichte)
- Vom Wert guter Bücher
- Antiquarische Abkürzungen, entschlüsselt und erklärt