Was ist eine Antonomasie?

Anto­no­ma­sie? Nie gehört, wer­den Sie wahr­schein­lich den­ken. Genutzt, gele­sen oder ange­wen­det aber wahr­schein­lich schon. 

Was ist eigentlich eine Antonomasie?

Erin­nern Sie sich noch an die „Eiserne Lady“? Oder an den „Eiser­nen Kanz­ler“? Auch wenn Ihnen die jewei­li­gen Namen, die hin­ter die­sen Per­so­nen ste­cken, ent­fal­len sind, so han­delt es sich bei die­sen Zuschrei­bun­gen um Antonomasien.

In die­sem Wort steckt grie­chisch ono­ma­sia („Benen­nung“), was sei­ner­seits von onoma („Name“) abge­lei­tet ist. Eine Anto­no­ma­sie funk­tio­niert in zwei Rich­tun­gen. Zum einen bezeich­net sie die Erset­zung eines Eigen­na­mens durch eine Bezeich­nung, die auf ein beson­de­res Kenn­zei­chen oder bestimmte Eigen­schaf­ten des/​der Benann­ten zurück­ge­hen. Die expli­zite Nen­nung des Namens ist dann nicht erfor­der­lich, da alle wis­sen, wer gemeint ist.

Zur Erin­ne­rung: Als Eiserne Lady war die bri­ti­sche Pre­mier­mi­nis­te­rin Mar­ga­ret That­cher (1925–2013) bekannt, als Eiser­nen Kanz­ler titu­lierte man Otto von Bis­marck (1815–1898). Wei­tere Bei­spiele wären der King of Pop (Michael Jack­son, 1958–2009), der Rote Baron (Man­fred von Richt­ho­fen, 1892–1918) oder, für Freunde der Antike, der Blit­ze­schleu­de­rer (Zeus).

Auf der ande­ren Seite nennt man es auch eine Anto­no­ma­sie, wenn ein Eigen­name, der für eine bestimmte Eigen­schaft steht, als Gat­tungs­name ver­wen­det wird. So etwa bei Xan­thippe (spä­tes 5. bis 4. Jh. v. Chr.), der in Wahr­heit gar nicht so streit­süch­ti­gen Frau von Sokra­tes. Oder bei (Gia­como) Casa­nova (1725–1798), der rei­hen­weise Frauen ver­führte, oder Ado­nis, dem wun­der­schö­nen Jüng­ling, dem selbst Aphro­dite nicht wider­ste­hen konnte.

Kurz gesagt, han­delt es sich also um eine Rede­fi­gur, bei der ein Eigen­name durch eine Umschrei­bung mit­tels Wort oder Wort­gruppe ersetzt wird. Oder umge­kehrt. Bei man­chen die­ser Anto­no­ma­sien hat der Gat­tungs­name den ursprüng­li­chen Eigen­na­men so stark über­la­gert, dass viele Men­schen aus allen Wol­ken fal­len, wenn sie erfah­ren, dass er auf eine (echte oder mytho­lo­gi­sche) Per­son zurückgeht.

Es muss sich übri­gens nicht nur um Per­so­nen han­deln, bei denen Anto­no­ma­sien zu Ein­satz kom­men kön­nen, son­dern etwa auch um Orte oder Gegen­stände. So steht „die ame­ri­ka­ni­sche Traum­fa­brik“ für die Film­stu­dios in Hol­ly­wood, „das Hol­ly­wood des Ostens“ für die Film­stu­dios in Babelsberg.

Siehe auch

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert