Deppenleerzeichen

Deleaturzeichen

Eine neue schrift­sprach­li­che Erschei­nung erobert zuneh­mend unser Leben: die Leer­zei­chen in Kom­po­sita, auch Dep­pen­leer­zei­chen genannt. Eine Erfin­dung der Wer­be­bran­che, die zu erheb­li­cher Ver­wir­rung (und mit­un­ter Erhei­te­rung!) bei­tra­gen kann.

Neben den gele­gent­lich noch zu behan­deln­den Bin­nen­ma­jus­keln (siehe Ronalds Noti­zen: „MySchach­Sinn“) erobert eine andere schrift­sprach­li­che Erschei­nung zuneh­mend unser Leben: die Leer­zei­chen in Kom­po­sita, also Leer­stel­len in zusam­men­ge­setz­ten Wör­tern. Sie kön­nen mehr zu erheb­li­cher Ver­wir­rung bei­tra­gen, als es bei kor­rekt zusam­men­ge­schrie­be­nen Wör­tern der Fall wäre. Soll bei­spiels­weise „Wür­fel Zucker“ als Auf­for­de­rung ver­stan­den wer­den, (mit) Zucker zu würfeln?

Deppenleerzeichen sind missverständlich

Die Anwen­der der Dep­pen­leer­zei­chen, wie sie umgangs­sprach­lich und nicht zu Unrecht genannt wer­den, schei­nen nicht dar­über nach­ge­dacht zu haben, wie miss­ver­ständ­lich ihre Wort­schöp­fun­gen sein kön­nen. „Trink Was­ser für Hunde“ scheint zunächst eine ein­deu­tige Auf­for­de­rung zu sein, den lie­ben Tier­chen das Was­ser weg­zu­trin­ken. Erst beim Nach­den­ken eröff­net sich der eigent­li­che Hin­weis. Wenn ich „Stadt Büche­rei“ lese/​höre, muss ich irgend­wie an „statt Büche­rei“ den­ken, was inter­es­sante Rück­schlüsse auf die Erfin­der sol­cher Krea­tio­nen bie­tet: Anstatt in einem Buch über kor­rekte Schreib­wei­sen zu blät­tern, sau­gen sie sich sie lie­ber aus den Fin­gern. Dabei sagt der Duden klar, dass Zusam­men­set­zun­gen zusam­men­ge­schrie­ben wer­den oder, um Miss­ver­ständ­nisse zu ver­mei­den, mit einem Bin­de­strich, und nicht mit einem Leerzeichen!

Von tütenden Suppen und gefischten Brötchen

Ihren Ursprung schei­nen diese unsin­ni­gen Leer­zei­chen in der eng­li­schen Spra­che zu haben, in der Kom­po­sita (fast) immer getrennt geschrie­ben wer­den, manch­mal auch mit einem Bin­de­strich. Auch Unsi­cher­hei­ten in der Getrennt- oder Zusam­men­schrei­bung mögen eine Rolle spie­len. Vor allem aber dürfte die Wer­bung zur Ver­brei­tung die­ser Unsitte bei­getra­gen haben, die damit ver­mut­lich den Zweck ver­folgt, die Bedeu­tung der ein­zel­nen Bestand­teile gleich­zu­set­zen. Was aller­dings ziem­lich dane­ben­ge­hen kann:

Gleich set­zen? Nein, danke, erst später.

Tüten Sup­pen? Meine nicht, Ihre etwa?

U‑Bahn Wagen oder Sport Wagen? Um Him­mels wil­len, nein, lie­ber zu Fuß und kein Sport!

Fisch Bröt­chen? Also, wenn ich mir meine Bröt­chen erst fischen muss …

Kas­ten Weiß­brot? Nein, danke, was soll ich damit? Ein Kas­ten­weiß­brot reicht mir.

Dem „Wahn Sinn keine Lücke“!

Man sieht: Diese gram­ma­ti­sche und auch typo­gra­fi­sche Unsitte ver­mag mehr zu Miss­ver­ständ­nis­sen, gar zu Lach­an­fäl­len zu füh­ren, als das bei kor­rek­ter Schreib­weise der Fall wäre. Hal­ten wir also zusam­men und schrei­ben zusam­men, was zusam­men gehört, und geben dem „Wahn Sinn keine Lücke“!

Ver­weise zum Thema (öff­nen in neuem Fenster!):

(Die­ser Bei­trag wurde zuerst am 26. Auguast 2010 auf Ronalds Noti­zen: „Wür­fel Zucker“ ver­öf­fent­licht und für die­ses Web­log editiert.)

Ronald M. Filkas
Gelernter Schriftsetzer im Handsatz, Studium der Germanistik, zertifiziert abgeschlossene Fortbildungen „Web-Publishing Schwerpunkt DTP“ und Online-Redaktion, langjährige Erfahrungen als Schriftsetzer/ DTP-Fachkraft und als Korrektor und Lektor in Druckereien, Redaktionen und Verlagen. Mehr? Seite „Über mich“!

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